Deutschlands erstes öffentlich gefördertes Wohnhaus aus dem 3D-Drucker ist in Lünen fertig

Im nordrhein-westfälischen Lünen ist Deutschlands erstes öffentlich-gefördertes Mehrfamilienhaus im 3D-Druckverfahren fertiggestellt und bezugsfertig. Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW hat am 11. Dezember 2024 zusammen mit Jan Hische, Vorstand der Wohnungsbaugesellschaft Lünen eG, sechs Familien die Schlüssel für ihr neues Zuhause übergeben. Das teilt das NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung mit.

Lünen ist Deutschlands erstes öffentlich-gefördertes Mehrfamilienhaus im 3D-Druckverfahren fertiggestellt worden
Foto: WBG Lünen

Lünen ist Deutschlands erstes öffentlich-gefördertes Mehrfamilienhaus im 3D-Druckverfahren fertiggestellt worden
Foto: WBG Lünen
Die Kaltmiete für Deutschlands erstes öffentlich-gefördertes Wohnhaus aus dem 3D-Drucker liegt bei maximal 6 Euro pro Quadratmeter. Die reine Druckzeit des Gebäudes belief sich auf 118 Stunden. Damit vereint das Projekt wie kein zweites in Deutschland, das Bauen der Zukunft mit dem 3D-Drucker und bezahlbares Wohnen. Das Bauvorhaben wurde durch das NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung im Rahmen der landeseigenen Förderung „Innovation in der Bauwirtschaft” (400.000 Euro) und aus der öffentlichen Wohnraumförderung mit rund 1,3 Millionen Euro unterstützt. 

Digital, dynamisch, druckfertig

„Wenn 3D auf ein dickes B trifft: Unsere 3D‘s für die Zukunft des Bauens – digital, dynamisch, druckfertig – kommen bei diesem Vorzeigeprojekt in besonderer Weise mit der Bezahlbarkeit zusammen. Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen bringen wir damit unter ein Dach. Ich freue mich, dass die Mieterinnen und Mieter heute ihre Schlüssel erhalten haben und zu bezahlbaren Mieten ein neues Zuhause beziehen können“, Ina Scharrenbach, NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung. Dieses Projekt sei das erste seiner Art in Deutschland.

„Mit Hilfe des Bauprojektes können wir wichtige Erfahrungen sammeln, von denen zukünftige Bauprojekte profitieren werden. Als Vorreiter in der Anwendung innovativer Baumethoden wird Nordrhein-Westfalen auch in Zukunft entscheidende Impulse für die Bauwirtschaft setzen“, betont sie.  Gerade in der aktuell schwierigen Lage sei der Mut zu Innovationen und die öffentliche Wohnraumförderung Stabilitätsanker. Dadurch entstehen Bauprojekte, die für Beschäftigung und regionale Wertschöpfung sorgen.

Effiziente und schnelle Wohnraumschaffung

Ina Scharrenbach, NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung (4. v. rechts) übergab zusammen mit Jan Hische, Vorstand der Wohnungsbaugesellschaft Lünen eG (5. v. rechts), sechs Familien die Schlüssel für ihr neues Zuhause
Foto: WBG Lünen

Ina Scharrenbach, NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung (4. v. rechts) übergab zusammen mit Jan Hische, Vorstand der Wohnungsbaugesellschaft Lünen eG (5. v. rechts), sechs Familien die Schlüssel für ihr neues Zuhause
Foto: WBG Lünen
Jan Hische, Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft Lünen eG: „Der Bau eines Mehrfamilienhauses im 3D-Betondruck in Kombination mit der öffentlichen Wohnraumförderung war für uns als Wohnungsgenossenschaft eine spannende und anspruchsvolle Herausforderung. Die große Resonanz aus der Branche zeigt die Bedeutung dieses innovativen Projekts. Mein besonderer Dank gilt allen Beteiligten, die mit ihrem Engagement den erfolgreichen Abschluss ermöglicht haben, sowie dem Ministerium für seine Unterstützung. Ich freue mich sehr, die Wohnungen nun an ihre künftigen Bewohner übergeben zu dürfen.“

Dr. Fabian Meyer-Brötz, Geschäftsführer der Peri 3D Construction GmbH: „Mit der Schlüsselübergabe feiern wir gemeinsam die Fertigstellung des ersten öffentlich geförderten Mehrfamilienhauses aus dem 3D-Drucker. Wieder konnten wir zeigen, wie effizient, schnell und ressourcenschonend der 3D-Gebäudedruck Wohnraum schafft. Besonders jetzt, wo die Situation im Wohnungsbau zunehmend angespannt ist, sollten wir als Branche innehalten und uns fragen, wie wir den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum zukünftig stemmen wollen.“

Mit dem 3D-Gebäudedruck hätten Projektentwickler und Bauunternehmen eine Lösung an der Hand, die starke Antworten auf die Herausforderungen des Bauens liefere. „Eine Lösung, die sich rasend weiterentwickelt – und mit der schon im kommenden Jahr kostengünstiger gebaut werden kann, als es mit herkömmlichen Bauweisen möglich ist.“

143 Tonnen CO2 armer Druckbeton

Beim 3D-Gebäudedruck wird 3D-druckfähiger Beton oder Mörtel über eine Düse Schicht für Schicht aufgetragen.
Foto: Peri 3D Construction GmbH

Beim 3D-Gebäudedruck wird 3D-druckfähiger Beton oder Mörtel über eine Düse Schicht für Schicht aufgetragen.
Foto: Peri 3D Construction GmbH
Das Mehrfamilienhaus in Lünen steht auf einem 651 m2 großen Grundstück und hat eine Gesamtwohnfläche von 423,99 m2. Die sechs Wohneinheiten teilen sich in drei 2-Zimmer-Wohnungen mit rund 60 m2 Wohnfläche und drei 3-Zimmer-Wohnungen mit rund 80 m2 Wohnfläche auf. Baubeginn und Start der Bodenarbeiten waren im Juli 2023. Beim Druck des Gebäudes wurden insgesamt 143 Tonnen CO2 armer und 100 Prozent recycelbarer Druckbeton verdruckt. Das Gesamtinvestitionsbudget beträgt rund 2 Millionen Euro. 

Ziel des geförderten Projekts in Lünen ist es, praktische Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Errichtung eines Gebäudes mit dem 3D-Betondruckverfahren zu sammeln. Diese dienen als Grundlage für die Planung und wirtschaftliche Betrachtung von Folgeprojekten und deren Bauzeit zu beschleunigen. Aus den Erfahrungen und Erkenntnissen sollen standardisierte Vorgehensweisen zum Beispiel für Genehmigungsverfahren, die Bauvorbereitung und die Bauausführung entwickelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Davon können zukünftig Planer, Fachfirmen, Bauherrschaften und viele mehr profitieren.

Das Bauprojekt in Lünen wurde im Rahmen der Nordrhein-Westfalen-Initiative „Innovation in der Bauwirtschaft“ von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen gefördert.
Foto: Peri 3D Construction GmbH

Das Bauprojekt in Lünen wurde im Rahmen der Nordrhein-Westfalen-Initiative „Innovation in der Bauwirtschaft“ von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen gefördert.
Foto: Peri 3D Construction GmbH
Der erfolgreiche Abschluss des vierten 3D-Betondruckprojekts in Nordrhein-Westfalen ist für alle Beteiligten ein eindrucksvoller Beleg für die Innovationskraft des Landes und die wegweisende Bedeutung moderner Bauverfahren. Der 3D-Druck eröffnet vielversprechende Perspektiven für eine nachhaltige, ressourcenschonende und effiziente Bauwirtschaft.  (bhw/ela)

 

3D-Druck und Wohnraumförderung

Wie funktioniert 3D-Druck beim Bauen? Beim 3D-Gebäudedruck wird 3D-druckfähiger Beton oder Mörtel über eine Düse Schicht für Schicht aufgetragen. Diese Schichten sind wenige Zentimeter dick und werden nur dort gedruckt, wo tatsächlich Material benötigt wird. So können Ressourcen eingespart werden. Diese Bauweise läuft zu großen Teilen automatisiert ab. Durch die schlanken Bauabläufe und hohen Ausführungsgeschwindigkeiten bietet der 3D-Druck viele Vorteile. 

Das Bauprojekt in Lünen wurde im Rahmen der Nordrhein-Westfalen-Initiative „Innovation in der Bauwirtschaft“ von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen gefördert. Zielsetzung des Programms ist es, im Bereich des Bauwesens Grundsteine für innovative Zukunftstechnologien zu legen und die technologischen und wirtschaftlichen Chancen weiterzuentwickeln. Unterstützt werden möglichst praxisorientierte Forschungsvorhaben, Wissenstransfers, Modellprojekte und innovative Bauverfahren. Anträge zur Förderung können ganzjährig gestellt werden.

„Fördern, was Wohnungen schafft“: Dieses Ziel verfolgt die Landesregierung Nordrhein-Westfalen mit der öffentlichen Wohnraumförderung. Für den Zeitraum von 2023 bis 2027 ist die öffentliche Wohnraumförderung durch die Landesregierung Nordrhein-Westfalen mit 10,5 Milliarden Euro ausgestattet worden. Die öffentliche Wohnraumförderung ist Stabilitätsanker für die Wohnungswirtschaft in Nordrhein-Westfalen.

Weitere Informationen: www.mhkbd.nrw/themenportal/oeffentliche-wohnraumfoerderung 

 


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