IG Bau bricht Lohn-Tarifverhandlungen für Maler und Lackierer ab

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) hat die Tarifverhandlungen für die Maler und Lackierer in der dritten Runde abgebrochen. Als Grund nannte die IG Bau die Weigerung der Arbeitgeber, ein akzeptables Angebot vorzulegen. „Sie haben sich in einem zähen Ringen nur in Cent-Schritten bewegt. Die Arbeitgeber waren dabei nicht einmal bereit, die Inflation auszugleichen. Zuletzt haben sie 2 Prozent angeboten – und damit für einen Malergesellen gerade einmal 37 Cent pro Stunde mehr. Das ist Lohn-Diät pur. Die Arbeitgeber nehmen damit bewusst in Kauf, dass es den Malern und Lackierern finanziell schlechter geht. Mit Respekt für deren Arbeit hat das nichts zu tun“, erklärte IG Bau-Verhandlungsführer Carsten Burckhardt.

IG Bau-Verhandlungsführer Carsten Burckhardt kritisiert, dass sich der Bundesverband Farbe in einem zähen Ringen nur in Cent-Schritten bewegt hätte
Foto: IG Bau / Tobias Seifert

IG Bau-Verhandlungsführer Carsten Burckhardt kritisiert, dass sich der Bundesverband Farbe in einem zähen Ringen nur in Cent-Schritten bewegt hätte
Foto: IG Bau / Tobias Seifert
Die Bau-Gewerkschaft hatte ein Lohn-Plus von 8 Prozent gefordert – und damit 1,50 Euro mehr pro Stunde. „Nach dem irrationalen Verhalten der Maler-Arbeitgeber steuert die IG Bau jetzt auf den nächsten Schritt zu: die Schlichtung“, so Burckhardt. Insgesamt arbeiten bundesweit rund 115.000 Maler und Lackierer in 21.700 Betrieben. Die IG Bau übte nach dem Scheitern der Verhandlungen heftige Kritik am Bundesinnungsverband der Maler und Lackierer: „Wer bei nach wie vor guter Auftragslage und Fachkräftemangel händeringend die wirtschaftliche Situation der eigenen Branche kleinzureden versucht und dabei weltpolitische Krisen-Schlagworte ins Feld führt, den kann kein Mensch mehr ernst nehmen.“

IG Bau spricht von „Lohnbremse“

Die Verhandlungsführer der Bundesinnung seien sich nicht zu schade, einen wilden Mix aus Ukraine-Krieg, Nahost-Konflikt, wirtschaftlichem Druck aus China und Trump-Politik in den USA als skurrile Gründe aufzufahren. Und das alles nur, um ihr Verhalten als Lohnbremse für die Maler und Lackierer zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen, zwischen Aachen und Görlitz zu rechtfertigen. „Es bleibt das Geheimnis der Arbeitgeber, was Trump jetzt auch mit den realen Lohnkürzungen der Menschen zu tun hat, die bei uns Fassaden streichen, Wohnungen renovieren oder Kühlerhauben lackieren“, so Carsten Burckhardt, der im Bundesvorstand der IG Bau für das Maler- und Lackiererhandwerk zuständig ist.

Andere Branchen – wie etwa das Baugewerbe, das Dachdeckerhandwerk und die Gebäudereinigung – hätten vorgemacht, wie Kompromisse am Tariftisch zu finden seien und wie soziale Verantwortung aussehe. „Wer so schamlos die eigenen Beschäftigten von der Lohnentwicklung abkoppeln will, braucht sich über Fachkräftemangel und fehlenden Nachwuchs bei den Malern und Lackierern nicht zu wundern“, so Burckhardt.

Bundesverband Farbe hält „Forderung für überhöht“

Markus Heineke, Verhandlungsführer des Bundesverbandes Farbe, Gestaltung Bautenschutz, wirft der IG Bau „taktische Spielchen“ vor
Foto: BV Farbe/Sebastian Bolesch

Markus Heineke, Verhandlungsführer des Bundesverbandes Farbe, Gestaltung Bautenschutz, wirft der IG Bau „taktische Spielchen“ vor
Foto: BV Farbe/Sebastian Bolesch
Das Maler- und Lackiererhandwerk selbst spricht von einem „substanziellen Vorschlag, der von der Gewerkschaft jedoch mit einer absichtlich überhöhten Forderung gekontert worden sei.  „In einer schwierigen konjunkturellen Lage solche taktischen Spielchen zu spielen, ist kein gutes Zeichen. Die Gewerkschaft nimmt die herausfordernde Situation der Betriebe weiterhin nicht zur Kenntnis“, so der Verhandlungsführer des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz, Markus Heineke.

Wenn die Lohntarifverhandlungen einseitig für gescheitert erklärt werden, gehen die Tarifparteien in die Schlichtung. „Damit sind weiteren Verhandlungen ein enges zeitliches Korsett gesetzt. Der Druck auf einen Abschluss erhöht sich, will man nicht Anfang März ohne Tarifvertrag auseinander gehen“, so Heineke weiter.      (bhw/ela)

 

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