Investorenprozess läuft bei Ziegler Group an
04.12.2024
Täglich bringen rund 400 Lkw Holzstämme ins Sägewerk in Plößberg. Auch während des Insolvenzprozesses soll die Produktion dort fortgeführt werden.
Foto: Ziegler Group
Im Insolvenzverfahren über die Ziegler Gruppe hat der vorläufige Insolvenzverwalter, Volker Böhm von der Kanzlei Schultze & Braun, für die Unternehmen der Ziegler Group die Suche nach Investoren eingeleitet. Böhm nutzt dazu einen sogenannten „strukturierten Investorenprozess“. Dabei werden mögliche nationale und internationale Käufer identifiziert und gezielt angesprochen. Es folgt ein mehrstufiges Verfahren, in dem die besten Zukunftspartner für die betroffenen Gesellschaften ausgewählt werden, wobei auch solche Kaufinteressenten berücksichtigt werden, die sich aus eigener Initiative melden, heißt es in einer Pressemitteilung der Kanzlei.
„Seit Beginn der vorläufigen Insolvenzverwaltung haben sich bereits einige Interessenten für eine ganze Reihe von Ziegler-Gesellschaften bei uns gemeldet“, berichtet Volker Böhm. „Dies ist ein wichtiges Indiz für den weiteren Investorenprozess, zeigt es doch das grundsätzliche Interesse, das im Markt besteht.“ Böhms Ziel ist es, für möglichst viele der Ziegler-Gesellschaften Investorenlösungen zu entwickeln, um die Betriebe und möglichst viele der jeweiligen Arbeitsplätze zu erhalten. Parallel zur Ansprache neuer Investoren werden die Gespräche mit bestehenden Interessenten fortgesetzt. Das Insolvenzverfahren ermöglicht es potenziellen Investoren, Teile der Ziegler Gruppe „lastenfrei“, das heißt ohne Übernahme von Verbindlichkeiten, zu übernehmen.
Insolvenzverwalter sieht gute Zukunftschancen
Für die Begleitung des Investorenprozesses hat Böhm in Abstimmung mit den Gläubigern das Beratungsunternehmen PWC beauftragt. PWC hat bereits die Arbeit aufgenommen und wird kurzfristig mit der Marktansprache beginnen. „Die Unternehmen der Ziegler Gruppe benötigen einen Investor, damit sie als wettbewerbsfähige und erfolgreiche Anbieter langfristig im Markt bestehen können“, erläuterte Böhm. „Ich bin überzeugt, dass einige Unternehmen mit dem richtigen Investor gute Zukunftschancen haben.“
Im Sägewerk der Ziegler Group in Plößberg werden Dachlatten, Balken, Stützen und auch Spanplatten hergestellt.
Foto: Michaela Podschun
Um den Einstieg für Investoren zu erleichtern, hat der vorläufige Insolvenzverwalter bereits damit begonnen, die komplexen Konzernstrukturen der Ziegler-Guppe zu entflechten. Dies geschieht parallel zur laufenden Prüfung der wirtschaftlichen Situation jedes einzelnen Gruppen-Unternehmens. „Ein Gesamtverkauf der Gruppe ist denkbar“, ergänzte Böhm. „Allerdings gibt es eine Reihe verschiedener Geschäftsbereiche, bei denen wir davon ausgehen, dass sie für unterschiedliche Investoren von Interesse sind.“ Es sei durchaus möglich, dass deshalb mehrere Investoren zum Zuge kommen. Das wolle er gemeinsam mit seinem Team vorbereiten.
Böhm weiter: „Es kommt am Ende darauf an, dass wir für jedes Unternehmen das bestmögliche Ergebnis für Gläubiger, Arbeitgeber und Region erzielen. Bis zu einem möglichen Verkauf versuchen wir, die Geschäftsbetriebe möglichst uneingeschränkt aufrechtzuerhalten.“ Sofern die Voraussetzungen vorliegen, setzt Böhm bei den insolventen Ziegler-Unternehmen die nötigen Maßnahmen zur Stabilisierung der Geschäftsbetriebe um. Diese Maßnahmen erfolgen parallel zum laufenden Verkaufsprozess und sind eine wichtige Voraussetzung für die angestrebten Investorenlösungen.
Fehlendes Rohmaterial als Problem
Am 4. Dezember 2024 haben fünf weitere Ziegler-Gesellschaften Insolvenzantrag gestellt. Dabei handelt es sich um die Logistiktöchter „Ziegler Logistik GmbH“ (rund 300 Mitarbeiter) und „Ziegler Global Logistics GmbH“ (15 Mitarbeiter) sowie die Hausbau-Konzerngesellschaft „Engelhardt + Geißbauer GmbH“ (rund 80 Mitarbeiter) und die dazugehörige nicht-operative „E+G Besitzgesellschaft mbH“. Außerdem hat die Ziegler-Kunststoffverpackungstochter „ZG Distributionsgesellschaft mbH (5 Mitarbeiter) Insolvenz angemeldet.
Böhm plant, diese operativen Gesellschaften im vorläufigen Verfahren fortzuführen und im weiteren Verlauf über Investorenlösungen zu sanieren. Für Engelhardt + Geißbauer GmbH gibt es bereits ernsthafte Interessenten. Die beiden Ziegler-Logistikunternehmen spielen eine Schlüsselrolle für die Fortführung des Sägewerks. Die heutigen Insolvenzanträge waren deshalb besonders wichtig, um diese Unternehmen zu stabilisieren, damit sie ihre Funktion innerhalb des Konzerns weiter wahrnehmen können.
Die Naturheld GmbH hat vor zwei Jahren mit der Fertigung von Holzfaserdämmplatten begonnen. Sie musste ebenso im November Insolvenz anmelden.
Foto: Michaela Podschun
Böhm hob die gute Zusammenarbeit mit dem Management der Ziegler-Gruppe und den einzelnen Gesellschaften hervor. „Besondere Anerkennung haben die Mitarbeiter bei Ziegler verdient, die trotz der belastenden Situation weiterhin ihr Bestes geben“, so Böhm. Bis jetzt haben 20 der mehr als 40 Ziegler-Unternehmen Insolvenzantrag gestellt. Aktuell leiden viele Unternehmen der Ziegler Group unter fehlendem Rohmaterial. Böhm geht davon aus, dass eine Reihe weiterer Unternehmen Insolvenzanträge stellen müssen. Die Prüfungen sind aber noch nicht abgeschlossen.
Redaktion bauhandwerk berichtet über Werksbesuch
Die Ziegler Holding-Gesellschaft hatte am 20. November 2024 Insolvenz angemeldet. Unsere Redaktionen bauhandwerk und dach+holzbau haben im September den Standort der Ziegler-Group und das Sägewerk in Plößberg sowie die Tochtergesellschaft Naturheld besucht und die Produktion von Holzfaserdämmplatten angeschaut. Unsere Berichterstattung finden Sie hier. (bhw/ela)