Mauss Bau setzt neue Impulse bei Bauablaufplanung per Cloud
20.09.2021Die Bauindustrie gehört zu den ressourcenintensiven Branchen. Sie beansprucht einen Großteil der hierzulande geförderten mineralischen Rohstoffe, verbraucht Zement und Stahl. Entsprechend groß ist auch ihr ökologischer Fußabdruck. Mit dem gestiegenen Nachhaltigkeitsbewusstsein in der Bevölkerung verändern sich auch die Ansprüche von Bauherren. Gleichzeitig konzentriert sich die nationale und europäische Umweltpolitik immer stärker auf Aspekte des Klima- und Ressourcenschutzes. Gesetzgebung und Regierungsprogramme erhöhen den Druck zusätzlich. „Die traditionell geprägte Baubranche ist in Bewegung gekommen und begegnet den neuen Herausforderungen mit nachhaltigen Baukonzepten und digitaler Planung“, heißt es vom Unternehmen Mauss Bau.
Building Information Modeling – und der Neubau beginnt im Computer
Noch vor dem ersten Spatenstich existiert ein neues öffentliches Gebäude heute schon als komplettes 3D-Modell im Rechner. Während der Planungsphase wird der digitale Zwilling von allen beteiligten Gewerken gemeinsam gestaltet. So lassen sich sogenannte Kollisionen von vornherein vermeiden: wenn beispielsweise Rohrleitungen und Lüftungskanäle an derselben Stelle in der Wand geplant werden. Das macht die Bauausführung sicherer und effizienter. Der Einsatz dieses sogenannten Building Information Modeling (BIM), also der digitalen Bauwerksdatenmodellierung, ist seit diesem Jahr Pflicht in Deutschland – zunächst nur für Infrastrukturprojekte. Laut der PwC Studie „Digitalisierung der deutschen Bauindustrie“ hatte immerhin etwas mehr als die Hälfte der deutschen Bauunternehmen schon Berührungspunkte mit BIM – die Befragten sprechen von einer „positiven Erfahrung“ und „Arbeitserleichterung“. Mehr als 80 Prozent wollen in den nächsten Jahren mit BIM arbeiten. Allerdings hat bislang nur jeder Fünfte eine ausgereifte Strategie für das digitale Bauen.
Komplexität von Projekten bringt die Baubranche an eine Grenze
„Die Innovation in der Bauindustrie geht nur langsam voran“, sagt Philipp Schneider. Er ist geschäftsführender Gesellschafter von Mauss Bau – das Unternehmen mit rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist seit dem Jahr 1884 im Familienbesitz. In mittlerweile fünfter Generation. Mit Tradition kennt sich Schneider also aus. Mit Digitalisierung aber auch. Und die reduziert er nicht nur auf BIM, denn er denkt noch viel weiter. „Die gesamte Branche wandelt sich, Bauprojekte werden immer komplexer. Zählt man die Nachunternehmer mit, sind auf Großbaustellen bis zu tausend Leute gleichzeitig im Einsatz. Ohne die entsprechenden Werkzeuge ist es für die Bauleitung nur schwer möglich, alle Themen vollumfänglich und fristgerecht abzuwickeln.“
Wenn Schneider in diesem Zusammenhang von Werkzeugen spricht, dann meint er nicht Bagger, Rüttelplatte oder Betonmischer, sondern Technologien. Er will Baustellen vernetzen und seine Bauleitungen in eine Cockpit-Situation bringen – mit allen Informationen und Frühindikatoren, die es ermöglichen, vor Ort schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen. Immer an seiner Seite: ein digitaler Assistent, der ihn über Veränderungen im Bauzeitenplan informiert, mit dem er Bestellungen einsehen, Lieferketten steuern und Nachunternehmer benachrichtigen kann. „Gerade bei Großprojekten ist eine exakte Taktung der Baustelle essenziell“, erklärt Philipp Schneider. „Während der Rohbau errichtet wird, laufen schon die Vorbereitung für den Innenausbau. Verschiebt sich die Fertigstellung, können auch die folgenden Gewerke nicht starten und müssen neu geplant werden. Bei 25.000 qm Bürofläche, wie beispielsweise bei einem aktuellen Projekt im Herzen von Nürnberg, wäre das fatal.“
Früher hing die Bauablaufplanung auf den Baustellen von Mauss Bau im Büro an der Wand. Heute finde sie digital statt, denn sämtliche Pläne und Projektdaten der rund 26 Baustellen von Mauss Bau liegen in der Cloud bei Microsoft Azure. Alle am Bau Beteiligten – auch Sub-Unternehmer – haben Zugriff auf die Taktplanung und können über ein Dashboard ihre Aufgaben für den jeweiligen Tag einsehen.
Alle Details in Echtzeit sehen
Und die Bauleitung weiß, wie viele Personen in welchem Gebäudeteil sind, um einen Auftrag zu erfüllen. Das erspart viele Wege und macht den Prozess deutlich schlanker. Der Status der Baustellen von Mauss Bau kann über den Business-Analytics-Dienst Power BI eingesehen werden. Dort werden Trends visualisiert und die Projektleiter können schnell den Bedarf an Terminänderungen, Personal, Material und Werkzeug erkennen und vorhersagen. Durch die Kollaborationsplattform Microsoft Teams wird sichergestellt, dass alle an den Baustellen beteiligten Projektteams und Unternehmen die Planungsänderungen in Echtzeit nachverfolgen können und stets den aktuellen Bauplan zur Hand haben.
Mauss Bau wird die Bauablaufplanung mit einer eigenen Bestellplattform für den Baustoffhandel zusammenbringen. So könnte der digitale Assistent kontinuierlich den Bestand auf der Baustelle prüfen und der Bauleitung eine frühzeitige Bestellung fehlender Materialien vorschlagen – zum Beispiel vor der Schalung einer Wand oder der Betonierung einer Bodenplatte. Über eine Schnittstelle ließe sich der Status des Geräteparks einbeziehen: Sieht die Taktplanung für die kommende Woche einen Erdaushub vor, aber zu dieser Zeit ist kein Bagger vor Ort, weist das System darauf hin. Eine Bestellung lässt sich direkt und ohne einen Umweg auslösen.„Mit der Idee einer solchen Bestellplattform hat MAUSS BAU eine große Bedarfslücke aufgetan – und gleichzeitig sein Geschäftsmodell zukunftssicher gemacht,“ weiß Oliver Gürtler, Leiter des Mittelstandsgeschäfts bei Microsoft Deutschland. „Mit seiner Entwicklung vom traditionellen Bauunternehmen zum digitalen Lösungsanbieter verkörpert Mauss Bau den Wandel, den jedes Unternehmen vollziehen muss, um ein Vorreiter in seiner Branche zu werden.“
Künftig soll ein eigenes Start-up das auf Dynamics 365 basierende Modell weiterentwickeln und vertreiben. Mauss Bau wird damit vom Bauunternehmen zum Lösungsanbieter. „Wir werden der Branche in Deutschland einen digitalen Begleiter an die Hand geben, der Baufirmen mit dem Baustoffhandel und den Anbietern von Geräteparks vernetzt“, fasst Philipp Schneider zusammen. (bhw/ela)