Rohstoffpreise setzen deutscher Lack- und Druckfarbenindustrie zu
17.02.2022In Deutschland wurden im Jahr 2021 1585 Tausend Tonnen Lacke, Farben und Druckfarben verkauft – ein Rückgang von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im laufenden Jahr gibt es voraussichtlich einen leichten Anstieg um 1 Prozent auf 1.600 Tausend Tonnen, berichtet Peter Jansen auf der virtuellen Jahreswirtschaftskonferenz des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. (VdL). Der Umsatz der in Deutschland verkauften Lacke, Farben und Druckfarben stieg 2021 gegenüber dem Vorjahr um 0,8 Prozent auf 5,58 Mrd. Euro. Im laufenden Jahr erwartet der VdL einen Anstieg um 5 Prozent auf gut 5,85 Mrd. Euro
Gleich eine ganze Reihe von Entwicklungen drücken die Ergebnisse der Farbenhersteller: Neben Rekordpreisen am Rohstoffmarkt und einem starken Dollar, erschweren gestörte Lieferketten, Produktionsausfälle bei Pigmenten und Epoxidharzen sowie mangelnde Transportkapazitäten den Markt.
16 Prozent Rückgang bei Bautenanstrichmittel
Bei den Bautenfarben endete die Corona-Sonderkonjunktur im DIY-Segment; es gab einen Rückgang um 16 Prozent in der Menge. Der Profibereich ging leicht um 2 Prozent zurück. Für 2022 prognostiziert der VdL in der Menge eine Seitwärtsbewegung auf 856 Tsd. Tonnen. Damit liegt die Menge noch leicht über der des Jahres 2019 vor der Krise. Der Umsatz wird um 3 Prozent auf 1.9 Milliarden Euro steigen.
Industrielacke mit Anstieg von 2 Prozent
Bei den Industrielacken kam es zu einem leichten Anstieg des Verbrauchs um 2 Prozent in der Menge und um 8 Pozent im Wert. Weiterhin gingen die Autoserienlacke um 12 Prozent stark zurück, teilweise wurde die Automobilproduktion deutlich gedrosselt. Gegenüber 2018 ist das ein Minus von mehr als 40 Prozent. Positiv hat sich der Absatz in den anderen Industriesektoren entwickelt. 2022 kommt es voraussichtlich zu einem weiteren Anstieg von 3 Prozent bei den Industrielacken. Der Umsatz der Industrielacke insgesamt werde im laufenden Jahr mit 7 Prozent wieder kräftig ansteigen auf 3,1 Mrd. Euro.
Export stieg um 13,7 Prozent
Der Export stieg 2021 um 13,7 Prozent auf 3.83 Milliarden Euro. Importiert wurde für 1.26 Milliarden Euro (12,5 Prozent). 2022 wird der Außenhandel sich weiter positiv entwickeln und voraussichtlich um rund 5 Prozent steigen.
Gesamtprognose für 2022
Pandemie, Inflationsgefahr und die angespannte weltpolitische Lage machen eine Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung schwierig. Ohne wesentliche weitere Störungen erwartet der VdL ein Wachstum in der Produktion der deutschen Farbenhersteller um rund 1 Prozent. Die Inlandsnachfrage bleibt unverändert. Wertbezogen wird eine Steigerung der Inlandsnachfrage um 5 Prozent prognostiziert.
„Am voraussichtlichen Ende der akuten Covid-19-Pandemie lässt sich wohl feststellen, dass die Farbenindustrie mit einem blauen Auge davongekommen ist und sich sogar in Teilen von der negativen Gesamtentwicklung abkoppeln konnte und jetzt insgesamt optimistisch nach vorne sieht“, fasst Verbandspräsident Peter Jansen zusammen. Zu verdanken sei dies auch umsichtigem Wirtschaften und einer enormen Leistungsbereitschaft in den Belegschaften der mittelständisch geprägten Branche.
Die politische Arbeit des Verbandes ist zurzeit von den Themen deutsche Druckfarbenverordnung und dem Europäischen Green Deal geprägt, erläuterte Hautgeschäftsführer Dr. Martin Kanert. Ende 2021 habe man zusehen müssen, wie die Bundesregierung trotz aller Kritik eine nationale Druckfarbenverordnung verabschiedet und einer einheitlichen europäischen Regelung vorgegriffen hat. Nun wolle man die Übergangsfrist nutzen, um über alle Kanäle darauf zu drängen, dass eine europäische Lösung etabliert wird. Beim Europäischen Green Deal konstatierte Dr. Kanert einen erheblichen Handlungs- und Erwartungsdruck auf Seiten der EU-Kommission. „Die Lack und Druckfarbenindustrie ist wegen ihrer extremen Vielfalt der Produkte und Formulierungen insbesondere bei der neuen Chemikalienstrategie erheblich belastet. Alle Beteiligten sollten sich hier von wissenschaftlichen Erkenntnissen und nicht von politischen Absichten leiten lassen.“ (bhw/ela)
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