13. PaX Classic Fachtagung „Fenster im Baudenkmal“
Rund 150 Teilnehmer aus Behörden, Planung und Handwerk waren am 30. November vergangenen Jahres zur 13. PaX Classic Fachtagung „Fenster im Baudenkmal“ in das Stadthaus von Ulm gekommen.
Nach der Begrüßung folgte als erstes ein Vortrag von Manfred Wagner zu einem unsichtbaren und klimafreundlichen Sonnenschutz. Dahinter verbirgt sich das Produkt MicroShade, ein mit einem Film beschichtetes Glas, das für eine „natürliche Verschattung“ sorgt. Bei einer Sanierung muss dazu das Glas getauscht werden. Eine herausragende Referenz ist das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt am Main, für dessen Glasdach rund 300 Quadratmeter MicoShade verbaut wurden.
Gut besucht: die 13. PaX Classic Fachtagung „Fenster im Baudenkmal“ am 30. November in Stadthaus in Ulm
Foto: Thomas Wieckhorst
Rettung eines Rebmannhauses
Im Anschluss berichtete Sebastian Schmäh, Zimmermeister und Restaurator im Zimmererhandwerk, von Holzbau Schmäh aus Meersburg, über die Rettung eines Rebmannhauses in Sipplingen am Bodensee. Anschaulich berichtet er, wie aus der Ruine ein zeitgemäß bewohnbares Haus wurde. Beigetragen haben neben umfangreichen Reparaturen am Holz des Fachwerks und den Gefachen die Innendämmung aus Hanf mit Lehmverputz, eine Sockelheizung hinter den Holzvertäfelungen und nicht zuletzt die Isolierglasfenster von PaX aus Eukalyptusholz.
Erfahrungen mit Vakuumisolierglas
Karsten Braun, Vertriebsleiter bei der Holzmanufaktur Rottweil, berichtet von den Erfahrungen, die die Schreinerei mit Vakuumisolierverglasungen gemacht hat. Dabei handelt es sich um extrem dünne Fensterscheiben, bei denen das nur 0,1 mm dicke Vakuum durch Abstandhalter zwischen zwei Glasscheiben hergestellt wird. Im Vergleich zu einer 3-Fach-Isoliververglasung mit dem gleichen Ug-Wert von 0,7 W/m2K bietet das Vakuumglas viele Vorteile, wie ein geringes Gewicht und geringe Dicke sowie einen besseren Schall- und sommerlichen Wärmeschutz.
Farbige Anstriche für Fensterrahmen
Prof. Matthias Gröne von der Hochschule Esslingen nahm die Zuhörer in seinem Vortrag über die farbige Welt historischer Fenster auf eine Zeitreise durch 2000 Jahre Verglasung und Rahmen der Fenster mit
Foto: PaX
Prof. Matthias Gröne von der Hochschule Esslingen nahm die Zuhörer in seinem Vortrag über die farbige Welt historischer Fenster auf eine Zeitreise durch 2000 Jahre Verglasung und Rahmen der Fenster mit. Angefangen bei dünn gegerbten Tierhäuten und Pergament, über dünn geschliffenen Marmor oder Alabaster, den ersten Fensterschieben aus Butzenglas bis hin zum modernen Floatglas unserer Tage. Parallel dazu entwickelten sich die Rahmen von der Naturfarbigkeit des verwendeten Holzes bis hin zu modernen Anstrichstoffen. Und genau darum ging es im Anschluss im Vortrag von Dr. Christiane Swaboda vom Institut für Holztechnologie aus Dresden zur Prüfung und Bewertung verschiedener Ölfarbanstriche auf Holzuntergründen für den Einsatz im Außenbereich. Das Institut hatte unterschiedliche Anstriche auf Holz hinsichtlich der Veränderung in Bezug auf Rissbildungen, Abplatzungen, Glanzverlust, Blasen, Verfärbungen sowie Kreidung und Schimmelbildung untersucht. Ihr Fazit: Lieber mehrere dünne Schichten als wenige Dicke und was den Anstrich anbelangt, sollte dieser Widerstandsfähig, aber nicht hart sein.
Der letzte Vortrag des Tages kam von Martin Wiesmann aus dem Hause Remmers zur Frage „Moderne Lacksysteme für Denkmalschutzfenster - eine gute Idee?“ Er stellte am Beispiel der Runderneuerung von Doppl-Kastenfenstern das Zusammenspiel der Gewerke Glaser, Klempner, Tischler und Maler gemäß den VFF Merkblatt HO.09 vor. Sein Rat an den Fachmann: Nicht mit Lauge entlacken, sondern mit der Heißluftpistole.
Besichtigung der Produktion im Beek´schen Farbwerk in Laichingen
Am Folgetag ging es für alle Teilnehmer in zwei Gruppen durch die Produktion der Beek´schen Farbwerke in Laichingen. Tim Ascherl, Geschäftsführer bei Beek, ließ seine Zuhörer die Geschichte des Leinöls und die Herstellung von Standölfarben nachvollziehen. Sein Rat: „Mit Leinöl ist es so ähnlich wie mit gutem Wein, es muss gelagert werden“. Die Entwicklung und Produktion von Standölleinfarben findet bei Beek am Standort in Laichingen statt. Vor dort aus gelangen die international gefragten Farben in alle Welt.
Autor
Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschrift bauhandwerk.