Altersvorsorge-Regelungen beim Unternehmens-Verkauf berücksichtigen

Belastungen aus Versorgungszusagen werden bei der Unternehmensnachfolge nicht selten vernachlässigt oder sogar komplett unberücksichtigt gelassen. Das jedoch kann fatale Folgen für Verkäufer und Käufer haben – handelt es sich doch oft um bedeutende Verpflichtungen mit finanziellen Risiken.

Im dritten Teil unserer Serie „Unternehmensnachfolge“ beleuchten wir das Thema Altersvorsorge.Vor einer Nachfolge- oder Verkaufsplanung ist eine Unternehmensanalyse unerlässlich. Dazu gehört auch eine Risikobewertung bezüglich der betrieblichen Altersvorsorge unter Berücksichtigung aller rechtlich und steuerrechtlich relevanten Fakten. Denn das bestehende Versorgungswerk hat einen massiven Einfluss auf die handelsrechtliche Bilanz und ist daher sowohl für den Übergeber als auch für den Übernehmer von essenzieller Natur. Auch wenn im Unternehmen keine Regelung zur betrieblichen Altersvorsorge besteht, sind häufig Gesellschafter- oder Geschäftsführer-Versorgungen vorhanden. Für diese besteht ebenso wie für eine Altersversorgung aus Entgeltumwandlung ein Regelungsbedarf vor dem Unternehmensverkauf.

Die Risikobewertung der betrieblichen Altersvorsorge beeinflusst maßgeblich den Kaufpreis eines Unternehmens
Fotos: Michaela Podschun

Die Risikobewertung der betrieblichen Altersvorsorge beeinflusst maßgeblich den Kaufpreis eines Unternehmens
Fotos: Michaela Podschun
„Aus juristischer Sicht handelt es sich bei einem Betriebsübergang um einen Schuldbeitritt des Übernehmers. Eine Enthaftung ist dabei kraft Gesetz grundsätzlich ausgeschlossen“, weiß Eric Rabe, gerichtlich zugelassener Rentenberater. „Der Übernehmer tritt also in die Position der abgebenden Partei und haftet neben diesem für sämtliche vorangegangenen Pflichten.“ Nach einem Jahr wird in der Regel der ‚alte‘ Arbeitgeber von seinen Pflichten befreit. Ein Ausschluss dieser Nachfolgehaftung ist vom Gesetz ausgeschlossen. Das gilt für alle Regelungen zulasten der Arbeitnehmer. Eine Haftung besteht somit für den neuen Arbeitgeber insbesondere auch hinsichtlich etwaiger Versorgungszusagen.

Rentnerbestände werden zum Bilanzrisiko

Eine große Herausforderung stellen bei der Unternehmensnachfolge die Rentnerbestände dar, in deren Versorgung nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses nicht mehr eingegriffen werden kann. Berücksichtigt werden muss, dass bei steigender Lebenserwartung auch die Dauer der finanziellen Belastung für das Unternehmen steigt. Des Weiteren geht mit der Versorgung ein nicht zu unterschätzender Verwaltungsaufwand einher. „Aus diesem Grund sollte hinsichtlich der Altbestände eine umfassende Langzeitprognose vorgenommen werden, die alle tatsächlichen und potenziellen Belastungen umfasst“, empfiehlt Rabe.

Anschließend kann der Rentenberater anhand der Prognose das bisherige Konzept analysieren und gegebenenfalls Alternativmodelle erarbeiten, die in finanzieller, bilanzieller und haftungsrechtlicher Hinsicht eine Verbesserung darstellen. In Betracht kommen beispielsweise eine Auslagerung auf Pensionsfonds oder Unterstützungskassen, eine Abspaltung nach dem Umwandlungssteuerrecht (UmwG/UmwStG) oder die Gründung einer eigenen Gesellschaft zur Verwaltung der Versorgungszusagen.

Spezialisierter Rentenberater

Seniorinnen und Senioren sollten den Ruhestand sorglos genießen. Daher ist es wichtig, das Thema Altersvorsorge vor dem Unternehmensverkauf zu bedenken
Foto: Michaela Podschun

Seniorinnen und Senioren sollten den Ruhestand sorglos genießen. Daher ist es wichtig, das Thema Altersvorsorge vor dem Unternehmensverkauf zu bedenken
Foto: Michaela Podschun
„Ein Versicherungsmakler allein kann im Normalfall diese rechtlichen Rahmenbedingungen und Fallstricke nicht vollständig überblicken“, erklärt Rabe. Aus diesem Grund bedarf es an dieser Stelle eines spezialisierten Rentenberaters, der die verschiedenen Möglichkeiten bei der Unternehmensnachfolge überblickt und einzustufen vermag. Dabei agiert dieser seiner Qualifikation entsprechend rechtsberatend und kann so alle relevanten Aspekte bearbeiten. Eine ganzheitliche Beratung steht im Mittelpunkt, da es bei der Unternehmensnachfolge unerlässlich sei, die Risiken des Versorgungswerks zu erkennen, zu analysieren und gegebenenfalls zu eliminieren.

„Wir greifen bei intelligentis regelmäßig auf Rentenberater zurück, wenn uns bei der Unternehmensanalyse beispielsweise Pensionszusagen auffallen“,  erklärt Matthias Ehnert, der unter der Marke intelligentis bereits viele Unternehmensverkäufe begleitete.  Die Spezialisten für Unternehmenstransaktionen finden dabei den Käufer mit dem größten Interesse. intelligentis ist eine Marke der inhabergeführten Enwito GmbH mit Sitz in Dresden.

Versorgungsansprüche belasten den Verkaufspreis

Die Risikobewertung bezüglich der betrieblichen Altersvorsorge ist ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensbewertung und beeinflusst damit maßgeblich den Kaufpreis eines Unternehmens. Dabei hat das Versorgungswerk eine große Auswirkung auf die Handelsbilanz der Firma. „Ist wegen der Versorgungsansprüche das Eigenkapital bilanziell zu niedrig, verschlechtert sich die Marktposition“, weiß der Rentenberater. Insbesondere die Pensionsrückstellungen, bilanziell Teil des Fremdkapitals, mindern das Eigenkapital unmittelbar.

Seit Einführung des Bilanzmodernisierungsgesetzes 2005 werden Versorgungsverpflichtungen noch stärker in der Bilanz berücksichtigt. „Eine Neubewertung ist zwingend geboten“, betont Rabe. Unterschiedliche Strategien können im Einzelfall zur Verbesserung der Handelsbilanz beitragen. So kommen die Auslagerung der Leistungen, Erlassverträge mit Abfindungszahlung und eine Sanierung des Finanzierungskonzepts in Betracht. Die Wahl der Umstrukturierung ist abhängig von der Unternehmensgröße, dem Eigenkapital und den bisherigen Vereinbarungen.

Unternehmensnachfolge strategisch planen

Laut einer Umfrage des Zentralverbands des Handwerks (ZDH) bewerten 25 Prozent der Handwerker eine Betriebs-
übergabe als schwierig
Foto: Pixabay

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Foto: Pixabay
„Wir optimieren zusammen mit dem Alteigentümer das Unternehmen für den Verkauf“, erläutert Ehnert. „Dabei entwickeln wir die beste Strategie für die Zukunft und die Nachfolgeplanung, um den bestmöglichen Preis am Markt zu erzielen.“ Im Zuge der Analyse werden insbesondere Finanzierungslücken ausfindig gemacht und geschlossen. Dabei unterstützt auch der Rentenberater, denn hinsichtlich der bisherigen Versorgung gibt es einige Lösungen. Entweder bleibt diese wie bisher bestehen, wird geringfügig angepasst oder ein Wechsel des Durchführungswegs gewählt.

Eine Auslagerung auf Unterstützungskassen ist nahezu steuerlich neutral möglich. „Es kommt aber ebenso eine Auslagerung auf externe Versorgungsträger oder eine Auflösungsabfindung in Betracht“, weiß Eric Rabe. „Im Rahmen der Konzepterstellung werden die verschiedenen Möglichkeiten bedacht und individuelle Lösungen gefunden.“ Einen Schwerpunkt bietet dabei die Gesellschafter- und Geschäftsführer-Versorgung, für die bestimmte Sonderregeln gelten. Eine zusätzliche Möglichkeit bildet die Ausfinanzierung, die je nach Liquidität des Unternehmens, Zeitpunkt, bestehender Vorfinanzierung und Rückendeckungskonzepten teilweise in Betracht kommen kann.

In der Ausgabe 7-8.2023 der bauhandwerk ging es im Serien-Auftakt über erste Aspekte, die man bei einer Unternehmens-Übergabe berücksichtigen sollte. In 3.2024 drehte es sich um Steuerfallen, die beim Firmenverkauf verhindert werden sollten. Die weiteren Themen sind:

Folge 4: Was sich hinter „W&I-Versicherungen“ verbirgt und warum man beim Verkauf von mittelständischen Unternehmen eine Gewährleistungsversicherung abschließen sollte.

Folge 5: Notfallkoffer für verkaufswillige Unternehmer:  Vor und während eines Unternehmensverkaufs gibt es erhebliche Risiken für den verkaufswilligen Inhaber. Vollmacht und Testament können hier vieles nachhaltig regeln

Folge 6: Wie man beim Unternehmensverkauf mit mehreren Gesellschaftern umgeht.

Folge 7: Vermögensverwaltung: Beim Unternehmensverkauf wird auf einen Schlag aus der bisherigen Firma verfügbare Liquidität. Doch wieviel bleibt am Ende vom Verkaufserlös und wie legt man das Geld möglichst sinnvoll an?

Autor

Dominik Schilling ist Inhaber der PR-Agentur „schilling pr“ in Dresden.

Mutlose Jugend

Weitere aktuelle Problematik: Der Mittelstand war in Deutschland über Jahrzehnte der Innovationsmotor der Wirtschaft. „Jetzt gerät dieser Motor ins Stocken, da es zu wenige junge Menschen gibt und echte Unternehmer in der jungen Generation fehlen. Die Jungen sind zu satt, sie wollen nicht ins Risiko gehen und keine Verantwortung übernehmen“, sagt Matthias Ehnert. Im KfW-Nachfolge-Monitor Mittelstand heißt es dazu: „Im Jahresvergleich zeichnet sich – nach Angaben der jetzigen Inhabenden – ein schwindendes Interesse möglicher Nachfolgekandidaten aus dem eigenen Familienkreis ab.“ Am augenfälligsten sei diese Mutlosigkeit in Familienbetrieben, wo nach Willen von 57 Prozent der Altunternehmer ein Familienmitglied die Nachfolge antreten sollte.

„Angesichts des fehlenden Gründerinnen- und Gründernachwuchses ist es naheliegend, dass die Schwierigkeit, geeignete Nachfolgekandidaten zu finden, die konstant mit Abstand am häufigsten genannte Hürde einer Unternehmensnachfolge ist“, so Ehnert. Gesunde Unternehmen mit einer guten Auftrags- und Ertragslage müssen somit auf dem internationalen Markt der Unternehmensverkäufe angeboten werden. Die Folge: Immer mehr mittelständische Unternehmen gehen in internationalen Konzernen auf, die die Assets der Familienbetriebe nutzen wollen. Oder es steigen Finanzinvestoren ein, filetieren den mittelständischen Betrieb und verkaufen grundlegende Assets und das Know-how gewinnbringend weiter – gerne auch ins Ausland.

„Die Marktkonzentration bei Konzernen und der Ausverkauf des Innovationstreibers Mittelstand tragen zu einem guten Teil zum Niedergang der deutschen Wirtschaft bei“, prognostiziert Ehnert. Auch um diesen Trend zu stoppen, engagiert sich das Team der intelligentis dafür, verantwortungsvolle Käufer für erfolgreiche mittelständische Unternehmen zu finden.

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