Asbest bleibt häufigste Todesursache bei Berufskrankheiten

Die Zahl der Arbeits- und Wegeunfälle in der Bauwirtschaft ist 2022 im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Dafür gab es deutlich mehr gemeldete Berufskrankheiten als im Jahr zuvor, wie die BG Bau in ihrer Jahresstatistik mitteilt. Lärmschwerhörigkeit, weißer Hautkrebs durch natürliche UV-Strahlung und Lungenkrebs durch Asbest gehören demnach zu den häufigsten Berufskrankheiten am Bau.

Die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle in der Bauwirtschaft und den baunahen Dienstleistungen sank von 103 525 im Jahr 2021 auf 99 380 im Jahr 2022. Das ist ein Rückgang um vier Prozent. Auch die Zahl der meldepflichtigen Wegeunfälle ist gesunken, um rund sechs Prozent gegenüber 2021. Zurückgegangen ist zudem die sogenannte Tausend-Personen-Quote, die die relative Unfallhäufigkeit pro 1000 Vollbeschäftigte abbildet. Sie lag 2022 bei 45,51 (2021: 49,84).

Insgesamt ist die Zahl der Arbeitsunfälle in der Bauwirtschaft im Vorjahr also zurückgegangen. Dennoch sind 74 Beschäftigte der Bauwirtschaft 2022 infolge eines Arbeitsunfalls gestorben, wie aus der Statistik der BG Bau hervorgeht. Ungefähr die Hälfte der tödlichen Arbeitsunfälle geht auf Abstürze zurück, hauptsächlich von Dächern, gefolgt von Gerüsten und Leitern. Die Zahl der tödlichen Wegeunfälle ist gegenüber dem Vorjahr ebenfalls gestiegen: 22 Beschäftigte haben laut BG Bau 2022 ihr Leben auf dem Weg zur oder von der Arbeit nach Hause verloren, 2021 waren es nur 12 Personen.

Schwerhörigkeit, Hautkrebs und Lungenkrebs häufigste Berufskrankheiten

Die häufigsten, gemeldeten Berufskrankheiten waren 2022 laut BG Bau Lärmschwerhörigkeit, Hautkrebs durch Sonneneinstrahlung, Erkrankungen der Lendenwirbelsäure und Lungenkrebs durch Asbest (Asbestose)
Quelle: BG Bau

Die häufigsten, gemeldeten Berufskrankheiten waren 2022 laut BG Bau Lärmschwerhörigkeit, Hautkrebs durch Sonneneinstrahlung, Erkrankungen der Lendenwirbelsäure und Lungenkrebs durch Asbest (Asbestose)
Quelle: BG Bau
Ebenfalls ein Anstieg ist bei den Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit zu verzeichnen. Von 16 492 Verdachtsanzeigen im Jahr 2021 stieg die Zahl auf 18 228 im Jahr 2022. Das entspricht einem Gesamtanstieg von über zehn Prozent. Die am häufigsten gemeldeten Berufskrankheiten waren 2022 Lärmschwerhörigkeit (4010), Hautkrebs durch Sonneneinstrahlung (2675), Lendenwirbelsäulenerkrankungen (1666) und Lungenkrebs durch Asbest (1291).

Asbest als häufigste Todesursache bei Berufskrankheiten

Bei den Berufskrankheiten ist laut Statistiken der BG Bau Asbest seit Jahren die häufigste Todesursache. In den vergangenen zehn Jahren sind 3376 Versicherte der BG Bau infolge einer asbestbedingten Berufserkrankung gestorben, allein im Jahr 2022 waren es 320 Personen. Auch die Zahl der Neuerkrankungen nahm im vergangenen Jahr zu. So wurden der BG Bau im Vorjahr insgesamt 2414 neue Verdachtsfälle asbestbedingter Berufserkrankungen gemeldet. Davon entfiel mehr als die Hälfte auf Lungenkrebs, Kehlkopfkrebs oder Eierstockkrebs durch Asbest, gefolgt von Asbestose.

„Asbest ist ein nach wie vor aktuelles Problem, denn wir müssen bei Bestandsbauten immer davon ausgehen, dass Asbest enthalten sein kann“, sagt Norbert Kluger, Leiter der Abteilung Stoffliche Gefährdungen der BG BAU
Foto: Privat

„Asbest ist ein nach wie vor aktuelles Problem, denn wir müssen bei Bestandsbauten immer davon ausgehen, dass Asbest enthalten sein kann“, sagt Norbert Kluger, Leiter der Abteilung Stoffliche Gefährdungen der BG BAU
Foto: Privat
Norbert Kluger, Leiter der Abteilung Stoffliche Gefährdungen der BG Bau, sagt: „Asbest ist ein nach wie vor aktuelles Problem, denn wir müssen bei Bestandsbauten immer davon ausgehen, dass Asbest enthalten sein kann. Sollen Arbeiten im Bestand stattfinden, ist vorab eine genaue Recherche und möglicherweise eine Materialanalyse unerlässlich. Danach müssen entsprechende Schutzmaßnahmen ergriffen werden.“

Trotz seines Verbots im Jahr 1993 ist Asbest noch immer in vielen Gebäuden enthalten. Bei Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten können Asbeststäube beispielsweise aus Fliesenklebern, Spachtelmassen, Putzen oder Estrich freigesetzt und von Beschäftigten eingeatmet werden. Mit schwerwiegenden Folgen: Asbestfasern können Krankheiten wie Asbestose, Lungenkrebs oder Mesotheliom, die in der Regel tödlich enden, verursachen.

Effektiver Schutz vor Asbest ist jedoch möglich und machbar. Besonders wichtig ist es, staubarm zu arbeiten. Wo Stäube entstehen, müssen diese abgesaugt und gefiltert werden. Betroffene Arbeitsbereiche sind von anderen Bereichen abzuschotten, damit Asbest nicht verschleppt wird. Bei Gefährdungen sind Atemschutzmasken und staubdichte Schutzanzüge erforderlich.

Fachkongress zum Bauen im Bestand

Was bei der Arbeit mit asbesthaltigen Baustoffen zu beachten ist, zeigt der 1. Fachkongress „Bauen im Bestand“. Der Kongress wird ausgerichtet vom Bauverlag in Kooperation mit der BG Bau und unterstützt und zahlreichen Industriepartnern, die auf dem Kongress Lösungen zum staubarmen Arbeiten vorstellen.

Der Fachkongress Bauen im Bestand findet vom 7.-8.11.2023 in der Gebläsehalle des Landschaftsparks Duisburg-Nord statt
Foto: Thomas Berns

Der Fachkongress Bauen im Bestand findet vom 7.-8.11.2023 in der Gebläsehalle des Landschaftsparks Duisburg-Nord statt
Foto: Thomas Berns

Der Kongress findet vom 7. bis 8.11.2023 im Landschaftspark Duisburg-Nord statt. Mehr Informationen zum Programm des Kongresses finden Sie unter www.bauverlag-events.de/event/fachkongress-bauen-im-bestand


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