Bauten der 1960er und 1970er Jahre zeugen vom Mut und Experimentierfreude
die Generation 60+, die „Best-Ager“ der Architektur, sind auf dem besten Weg als Teil unseres kulturellen Erbes unter Schutz gestellt zu werden. Zu Recht, denn so manches der in den 1960er und 1970er Jahren entstandene Gebäude ist aus unserer heutigen Sicht vielleicht nicht besonders schön, zeugt jedoch vom Mut, der Experimentierfreude und Aufbruchstimmung jener Jahre. Sicher ein Grund dafür, warum die 41. Pressefahrt des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz (DNK) in diesem Jahr durch Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf unter anderem zum Schauspielhaus und zum Dreischeibenhochhaus sowie in Marl zur Scharoun-Schule und zum Rathaus führte. Letzteres stellen wir auf Seite 4 in dieser Ausgabe der bauhandwerk vor.
Während dem Rathaus die Sanierung noch bevorsteht, ist die der Scharoun-Schule längst abgeschlossen. 1960 begonnen, dauerte es ein Jahrzehnt bis die von Hans Scharoun nach den Prinzipien des „Organhaften Bauens“ entworfene Schule fertig war. Schon nach 30 Jahren war die Gebäudehülle schwer geschädigt. Insbesondere die Flachdächer und Holz-Glasfassaden bedurften einer umfassenden Sanierung und energetischen Ertüchtigung. Wie es beispielsweise die Tischler geschafft haben, die Glasfassaden mit ihren Schwingfenstern, die Holzverschalung und die massiven Eckelemente wiederherzustellen, erfahren Sie ab Seite 12 in diesem Heft.
Auch der von 1968 bis 1974 nach Entwürfen von Christian Boes und Ludwig Leo erbaute Umlauftank 2 der TU Berlin steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Die Ende vergangenen Jahres abgeschlossene Sanierung insbesondere des PU-Schaums an diesem in vielerlei Hinsicht bemerkenswerten Bauwerk stellen wir ab Seite 36 vor.
Und selbst Gebäude aus den 1980er Jahren stehen bereits unter Denkmalschutz. Die Instandsetzung zweier nach Plänen von Ulrich Müther entstandenen Schalenbauten – für die die Wüstenrotstiftung wie bereits für die Sanierung des Umlauftanks 2 ebenfalls die „Patenschaft“ übernahm – konnte in diesem Jahr abgeschlossen werden: die des von 1981 bis 1982 erbauten Rettungsturms 1 der Strandwache Binz und die des von 1986 bis 1988 in Sassnitz errichteten Musikpavillons „Kurmuschel“. Wie es die Handwerker geschafft haben, die hauchdünnen Betonschalen von Müthers Muschel zu retten, zeigen wir ab Seite 17. So ist auch den jüngsten Ikonen der Architektur eine Zukunft gewiss.
Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht
So manche Bauten der 1960er und 1970er Jahre zeugen vom Mut, der Experimentierfreude und Aufbruchstimmung jener Jahre