Bauten des Brutalismus unter Denkmalschutz
vielen gelten die vor allem in den 1960er und 1970er Jahren entstandenen Bauten des Brutalismus als hässlich oder gar als brutal. Dabei hat das den Stil prägende Wort nichts mit Brutalität zu tun, sondern stammt vom französischen „béton brut“, meint also rohen, unverputzten Beton. Hierzulande steht bereits eine ganze Reihe von Bauten dieser Stilrichtung unter Denkmalschutz, darunter das Altenwohnheim St. Hildegardis in Düsseldorf und das Rathaus in Bensberg von Gottfried Böhm. Doch nicht allen Bauten dieser Stilrichtung ist ein solch glückliches Schicksal beschieden: Die Oberpostdirektion in Hamburg wurde vor zwei Jahren ebenso abgerissen wie der AfE-Turm in Frankfurt am Main. Und weitere Bauten des Brutalismus in Deutschland sind bedroht.
Doch in der Regel werden die Gebäude dieser Zeit noch gebraucht, so auch die Ende der 1960er Jahre in Bielefeld entstandene Universität. Mit 154 000 m² Fläche gehört das Hauptgebäude der Universität zu den größten zusammenhängenden Gebäuden Europas. Der 2014 begonnene erste Bauabschnitt der Modernisierung soll 2023 abgeschlossen sein. Dann folgen fünf weitere Bauabschnitte – eine Mammutaufgabe.
Doch nicht für alle Bauten des Brutalismus kann die ursprüngliche Nutzung weitergehen. So wurde die Mitte der 1960er Jahre in Freiburg im Breisgau nach Plänen von Rainer Disse erbaute Kirche St. Elisabeth bereits 2006 profaniert. Heute befinden sich Appartements im Kirchenschiff. Jüngst wurde auch der zur Kirche gehörende, separat stehende Turm nach Plänen der Filmarchitektin und Designerin Ingrid Maria Buron de Preser umgebaut. Wie ab Seite 10 in dieser Ausgabe der bauhandwerk zu sehen, schnitten die Mitarbeiter des Betriebs Karlheinz Hug mit schienen- und handgeführten Diamantsägeblättern 7,5 m lange Stücke aus dem 65 cm dicken Beton, aus dem der Turm besteht. So gelangt nicht nur Tageslicht in den zuvor dunklen Turm, sondern auch unterschiedliche öffentliche und private Nutzungen.
Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht