Vom Arbeiter- zum Ferienhaus: Aus einem Grubenarbeiterhaus in Kottenheim wird ein "Basalt Loft"
In der Eifel gelang Corinna und Lars Behrendt abermals die Umnutzung eines Grubenarbeiterhauses in eine außergewöhnliche Ferienwohnung. Bei dem vor kurzem fertiggestellten „Basalt Loft“ galt es nicht nur ein 135 Jahre altes Haus zu sanieren, sondern in den Umbau auch eine Rohbauruine zu integrieren.
Corinna und Lars Behrendt haben Erfahrung in der Umnutzung kleiner Bergarbeiterhäuser: In Kottenheim, nahe dem Eifelstädtchen Mayen, bauten sie 2013 bereits ein solches Gebäude in ein Ferienhaus um. Nur ein paar Schritte entfernt von dem aus Basalt erbauten „Roten Bienenhaus“, das wir in bauhandwerk 1-2.2016 ab Seite 30 ausführlich vorgestellt
haben, stand im Frühjahr vergangenen Jahres ein weiteres, 1881 erbautes Grubenarbeiterhaus zur Zwangsversteigerung. Für gerade mal 14 000 Euro ersteigerten die Behrendts das Haus – schon damals mit der klaren Vorstellung, auch dieses in ein Ferienhaus umzubauen.
Neubauruine und Altbau mit Bitumenanstrich
In den 1970er Jahren bauten die Vorbesitzer an das Grubenarbeiterhaus mit 24er Bimsstein einen Anbau an. Ihr Wunsch war verständlich, denn das auf einer Grundfläche von nur 4 x 6 m errichtete Haus bot für eine Familie mit Kindern vergleichsweise wenig Platz. Doch über den Status einer Neubauruine kam die Erweiterung nicht hinaus. Es gab zwar einen Durchgang im Erdgeschoss vom alten Basalthaus in den neuen Bimssteinrohbau – genutzt wurde er jedoch nie. Daher dehnten die damaligen Bewohner ihr Familienleben in den Keller aus. Dazu passt auch, dass sie den Versuch unternahmen, das alte Basaltmauerwerk außen mit einem Bitumenanstrich vor Feuchtigkeit zu schützen. Das bedeutete für Lars Behrendt eine der mühseligsten und wohl auch unangenehmsten Sanierungsarbeiten beim Umbau des Grubenarbeiterhauses. 500 kg Strahlsand verarbeitete er mit dem Hochdruckreiniger und der Sandstrahldüse bei einem Druck von 140 bar an der vergleichsweise kleinen Fassadenfläche, bis diese vom Bitumenanstrich befreit war.
Tageslicht bricht ins Haus hinein
Auch die weitgehende Entkernung des Hauses nahm viel Zeit in Anspruch: Von August bis Oktober dauerte es bis alle Innenwände abgebrochen waren. Während dieser Rückbauarbeiten demontierte der Schreiner die alte Holztreppe, die vom Erd- ins Obergeschoss führt, und arbeitete sie in der Werkstatt auf. Das eigentümlich verschachtelte Dach wurde mit dem Mobilkran dachflächenweise in zwei Stücken abgetragen.
„Wesentlich war für uns, das Haus zur Straße hin zu schließen und schalldicht zu machen, und es zum Tal hin zu öffnen. Da die Straßenseite jedoch die Südseite ist, mussten wir das Tageslicht ins Obergeschoss über Dachfenster im komplett neu aufgebauten Dach hereinholen. Auf der Talseite haben wir im Norden zum Garten hin raumhohe Öffnungen in das Bimssteinmauerwerk gebrochen“, erklärt Lars Behrendt. Diese Öffnungen nehmen dreifachverglaste Kunststofffenster auf. Die Verschattung erfolgt über Lochblechtafeln, die verschiebbar an Scheunentorrollen am Dach hänge und für die Lars Behrendt als Griffe alte Axtstiele wählte. Da das Basaltmauerwerk des Altbaus zur Straße hin ungedämmt blieb, erhielten die darin bereits vorhandenen Öffnungen Kunststofffenster mit einer Zweischeibenverglasung, damit der Dämmwert der Fenster annähernd dem des ungedämmten Mauerwerks entspricht.
Neue Raumaufteilung fürs Ferienhaus
Zum Nachbargebäude hin gab es nur eine 12,5 cm
dicke Bimssteinwand. „Wir haben eine Rockwool Reihenhausdämmung (Splitrock mw) mit einer 17,5er Bimssteinwand hochgezogen und dann aus Schallschutzgründen noch 3 cm Styrodur aufgebracht“, erinnert sich Lars Behrendt. Dieser Aufbau sorgt aber nicht nur für den geforderten Schallschutz, sondern auch für einen guten Wärmeschutz.
Die für die neue Raumaufteilung erforderlichen Innenwände mauerten die Handwerker mit Porenbetonsteinen (Ytong) auf und verputzten sie ebenso wie
die alten Basalt- und Bimssteinwände mit einem mineralischen Putz (Carrara von Knauf), der besonders fehlertolerant in der Verarbeitung ist. „Der vollkommene Verzicht auf Tapeten ist bei einem Altbau auch bauphysikalisch sinnvoll, weil auftauchende Feuchtigkeit so wieder verdunsten kann“, erklärt Lars Behrendt.
Verbindung beider Gebäudeteile
Damit aus dem alten Basalthaus und dem in den 1970er Jahren angebauten Bimssteinhaus ein Gebäude werden konnte, wurde über zwei Etagen eine 4 m hohe, rund 50 cm dicke Basaltwand dazwischen abgebrochen. Auf einer Breite von 4 m musste sie Stein für Stein abgetragen werden, da sie aus zwei Schalen bestehend in der Mitte mit Basaltschutt gefüllt war. „Die alten Steine, die dabei anfielen, haben wir im Schlafzimmer, Bad und Wohnzimmer sichtbar wieder aufgemauert“, erzählt Behrendt. Hier wurde also nichts mit Riemchen vorgetäuscht, sondern eine echte, fast 25 cm dicke Basaltwand vorgemauert.
Außendämmung hinter Holzschale und Cortenstahl
Alle Bimssteinaußenwände und der Westgiebel des Basalthauses erhielten eine Außendämmung aus zwei mal 6 cm dicker Steinwolle (Fixrock von Rockwool). Hierzu schraubten die Schreiner Kanthölzer auf die Außenwände, packten die erste Lage 6 cm Steinwollplatten dazwischen, schraubten dann die Konterlattung auf und legten dazwischen die zweite Dämmstofflage ein. Den Abschluss dieses Dämmpakets zum 2 cm Luftspalt zwischen der Nut- und Feder-Rhombus-Lärchenschalung, die die Schreiner abschließend aufschraubten, bildet eine dampfdiffusionsoffene Unterspannbahn (Delta von Dörken).
An das Sockelmauerwerk befestigten die Handwerker hingegen Cortenstahlplatten. „Diese schraubten die Schreiner durch Langlöcher fest, damit der Stahl arbeiten kann, sich die Befestigung also aufgrund von temperaturbedingten Längenänderungen bewegen kann“, erklärt Lars Behrendt.
Basalt, Holz und Stahl
Für den neuen Fußbodenaufbau montierte Lars Behrendt eine Hohlraumkonstruktion aus Kanthölzern und Latten. Dies bot oberhalb der Gewölbekappen des Kellers Platz für die Installation und die Steinwolldämmung, die über dem Gewölbekeller zwischen
5 und 25 cm Dicke schwankt. Auf diese Unterkonstruktion schraubte er OSB-Platten und verlegte darauf per Nut- und Feder-Eichenholzdielen. An diese schließen sich im Eingangsbereich bis zu 10 cm dicke Basaltsteine als Fußbodenbelag an, die Lars Behrendt in der Umgebung fand. Verlegt wurden die Steine in Betonestrich und mit Trassmörtel verfugt. Den Anschluss zwischen beiden Belagsarten bildet eine Fuge aus Flüssigkork (Bostik).
So wird das Ambiente im „Basalt Loft“ zum einen an Wand und Boden vom Basalt geprägt, der dem Ferienhaus seinen Namen gab. Zum anderen durch das Eichenholz, das sich als Dielen sowohl auf den Fußböden, als auch als Massivparkett in der 1,5 m tiefen Laibung der „Lesekoje“ findet, die aus Kanthölzern und OSB-Platten im Obergeschoss eingebaut wurde.
Desweiteren dominiert in diesem Geschoss der Edelstahl der Küchenmöblierung, der auch für die Wanne der Dusche in dem ein Geschoss darunter liegenden Bad Verwendung fand. Wie schon im „Roten Bienenhaus“ bauten die Glaser auch hier unter vollkommenem Verzicht auf Silikon ein frei stehendes Duschelement ein. „Es ist die vierte Wanne, die wir in dieser Art haben bauen lassen und es funktioniert gut“, meint Lars Behrendt. Bei der Dusche handelt es sich um eine vom Bestand entkoppelte Konstruktion: Die 180 cm x 90 cm große Edelstahlwanne steht auf Edelstahlfüßen „lose im Raum“. Die Glasscheiben sind nach innen zum Wannenrand versetzt an diesem über Abstandhalter befestigt, ohne ihn zu berühren. Die Eckausbildung erfolgt zur Wand hin mit Edelstahl-Winkeln, die mit Kompriband hinterlegt sind, an das sich die Scheiben „drücken“. „Das Wasser kann sogar hinter die Winkel laufen und landet trotzdem in der Wanne“, erklärt Behrendt das Konstruktionsprinzip.
Investition in die Zukunft
Dem Kaufpreis von nur 14 000 Euro stand eine Investition von rund 120 000 Euro an Umbaukosten gegenüber. Darin ist die erhebliche Eigenleistung der Behrendts in Planung und Ausführung nicht enthalten. Unbezahlbar ist ihr Verständnis für den Bestand gepaart mit viel Vorstellungskraft und Phantasie für die neue Nutzung der Räume, damit aus der Kombination eines geteerten Altbaus mit anschließender Rohbauruine die außergewöhnliche Ferienwohnung „Basalt Loft“ werden konnte. Denn jedes Gebäude fordert von den Planern und Handwerkern eben eine ganz eigene Lösung und damit eine gehörige Portion Kreativität. Und wenn einem dann während der Bauphase von Anfang an die Überraschung auf den Fersen ist, dann weiß man am Ende, was man geleistet hat, und darf darauf ganz zu recht auch stolz sein.
Einen weiteren Beitrag zum Umbau des Kottenheimer Grubenarbeiterhauses zur Ferienwohnung „Basalt Loft“, der sich im Schwerpunkt mit dem Dach beschäftigt, finden Sie in einer der kommenden Ausgaben der zur bauhandwerk gehörenden Zeitschrift dach+holzbau.
Baubeteiligte (Auswahl)
Bauherren und Planung Corinna und Lars Behrendt,
Kottenheim
Montage der Lärchenholzfassade Schreinerei
Sesterhenn, Roes
Treppensanierung Schreiner Peter Nöthen,
Kottenheim
Fenstermontage Montagebau Frank Kopp,
Kottenheim
Duschelementbau Glaserei Thomas Rörig, Mayen
Herstellerindex (Auswahl)
Porenbetonsteine Ytong, Xella Deutschland,
Duisburg, www.ytong-silka.de
Mineralischer Putz Carrara, Knauf Gips, Iphofen,
Dämmung Fixrock und Splitrock,
Deutsche Rockwool, Gladbeck, www.rockwool.de
Unterspannbahn Delta, Dörken, Herdecke,
Lärchenschalung Ladenburger,
Bopfingen-Aufhausen, www.ladenburger.de
Flüssigkork Bostik, Borgholzhausen, www.bostik.de
Dachfenster Roto Frank, Leinfelden-Echterdingen,
Fensterprofile Gealan, Oberkotzau, www.gealan.de