Restaurierung und Umbau des Ansitzes Schneeburg in Eppan zu Ferienwohnungen

Im Südtiroler Dorf St. Michael-Eppan bauten Christina und Josef Pardatscher einen Teil eines bis zu 1000 Jahre alten Ansitzes zu vier Ferienwohnungen um. Dabei legten sie viel Wert auf natürliche Materialien und darauf, möglichst viel der historischen Konstruktion zu erhalten.

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Ansitz nennt man in Süddeutschland, Österreich und Südtirol einen kleineren Wohnsitz des niederen Adels mit besonderem Rechtsstatus. Wer einen solchen Ansitz besaß, war von der Steuerabgabe befreit. Mit der Steuerfreiheit ging in aller Regel auch ein Adelsbrief mit Adelsprädikat einher, meist auch verknüpft mit dem Namen des Ansitzes. In Südtirol entstanden viele Ansitze vom Ende des Mittelalters über die Frühe Neuzeit bis in das 19. Jahrhundert hinein.

Einen solchen historischen Ansitz kann auch die Südtiroler Familie Pardatscher in dritter Generation ihr Eigen nennen. 1919 erwarb Barbara Pardatscher im Südtiroler Dorf  St. Michael-Eppan den Ansitz „Schneeburg“. Sie ist die Großmutter von Josef Pardatscher, der gemeinsam mit seiner Frau Christina den Gebäudeteil des Ansitzes entlang der Maderneidstraße mit viel Liebe zum Detail zu vier Ferienwohnungen umbaute.

Ein über 1000 Jahre alter Ansitz

Seine heutige Gestalt erhielt das langgestreckte Gebäude mit offenen Rundbögen zum Hof hin im 16. Jahrhundert und durch einen grundlegenden Umbau mit Erweiterung im 17. Jahrhundert und kleinere Umbauten späteren Datums. Teile des Hauses gehen allerdings vermutlich sogar auf das Jahr 970 zurück. Laut dem Amt für Denkmalpflege weist der romanische Baustil im Keller jedenfalls auf das 11. Jahrhundert hin. Seit 1951 steht das Gebäudeensemble unter Denkmalschutz.

Den Namen „Schneeburg“ erhielt es vom Altenburgischen Richter Jeremias Schneeberger, dem das Haus im 17. Jahrhundert gehörte. Andererseits sieht der Ansitz gerade von der Maderneidstraße aus gesehen auch ein wenig wie eine Burg aus.

Zeitspuren zeigen und erhalten

Nachdem sich die Eheleute Pardatscher gemeinsam mit dem Bruder des Ehemanns, dem Architekten  Stefan Pardatscher, bis 2014 intensiv mit der Planung der Restaurierung ihres Ansitzes beschäftigt hatten, begannen Ende desselben Jahres die ersten Umbauarbeiten in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt. „Zu allererst musste der komplette Außenverputz abgetragen werden. Der Innenputz wurde so weit als möglich erhalten. Es wurden nur die alten Farbschichten entfernt“, erinnert sich Christina Pardatscher. Im Zuge des letzten großen Eingriffs in den Bestand hatte man große Teile des Ansitzes in den späten 1940er, frühen 1950er Jahren nämlich mit einem groben Zementputz versehen. Davon, wie der Ansitz davor einmal ausgesehen haben muss, gibt es weder Pläne noch Fotos. Durch die Entfernung des Zementputzes kamen mehrere Fensteröffnungen wieder zum Vorschein, die man im Laufe der Jahrhunderte einfach zugemauert hatte. So konnten in Absprache mit dem Denkmalamt an der Nordfassade zwei Fenster wieder geöffnet und  an der Westseite zwei Fenster, bei denen tieferliegende Stürze in Ziegelmauerwerk eingezogen waren, wieder in ihre ursprüngliche Form zurückgebaut werden.  „An der Ostseite wurde ersichtlich, dass sich der Mauerpfeiler zwischen den Öffnungen im Kniestock ursprünglich beidseitig nach oben verjüngte. Um dieses charakteristische Element in seiner ursprünglichen Form zu zeigen, haben wir im Zuge des Umbaus das in den 1950er Jahren eingefügte Füllmauerwerk wieder entfernt. Dies führte auch zu einer Abänderung der geplanten Fenster in diesem Bereich“, erzählt Architekt Stefan Pardatscher. Das Natursteinmauerwerk verputzten die Handwerker abschließend mit Kalk.

Ausbau zu Ferienwohnungen 

Aber nicht nur der Putz musste entfernt werden. Dies betraf auch einen eingeschossigen Vorbau auf der Hofseite. Den dahinter zum Vorschein gekommenen, allerdings zugemauerten Rundbogen, öffneten die Handwerker ebenfalls wieder. Auch Türen wurden wieder geöffnet, wie etwa die Tür zum Gewölbezimmer im zweiten Obergeschoss. Der aus den späten 1970er Jahren stammende Zugang zu diesem Raum wurde dagegen wieder zugemauert. Nichttragende Innenwände jüngeren Datums entfernten oder versetzten die Handwerker dort, wo dies für den Umbau zu Ferienwohnungen notwendig war.

„Uns war es wichtig, natürliche Materialien zu verwenden. Wir versuchten, so viel Altes wie möglich zu erhalten“, sagt Josef Pardatscher. Daher wurden nach Abschluss der Rückbauarbeiten auch keine neuen Betondecken eingezogen, sondern die alten Holzbalkendecken verstärkt und nur teilweise, dort wo die bestehenden  Holzbalken in einem sehr schlechten Zustand waren und es aus statischen Gründen nicht anders möglich war, neue Holzbalkendecken eingebaut.

Loggien und Balkone gehören dazu 

Da zu modernen Ferienwohnungen auch Freibereiche wie Terrassen, Loggien oder Balkone gehören, wurde die auf der Hofseite bestehende, für das Haus besonders charakteristische Vorlaube im ersten und zweiten Obergeschoss für zwei der Ferienwohnungen im Südteil des Hauses zu Loggien umgenutzt. Im Bestand wurden über die Vorlaube die angrenzenden Räume erschlossen. In ihr befand sich auch die aus den 1950er Jahren stammende Holztreppe, die in das zweite Obergeschoss führte.

Durch raumhohe Glasschiebeelemente in Holz  wurde es möglich, die direkt von den offenen Vorlauben erschlossenen Räume zu Wohnungen zusammenzufassen und die verbleibende Fläche als Loggien zu nutzen. Die Treppe  zwischen erstem und zweitem Obergeschoss wurde in bestehende Räume an der Westseite verlegt und bis in das ausgebaute Dachgeschoss verlängert. Die für das Erscheinungsbild des Ansitzes wichtige einläufige Außentreppe ins erste Obergeschoss blieb unverändert erhalten.

Für die anderen beiden Ferienwohnungen im Nordteil des Hauses wurde dem bestehenden, aus einer jüngeren Zeit stammenden Anbau mit Schleppdach, ein zweigeschossiger überdachter Balkonvorbau in rückbaubarer Holzbauweise vorgelagert. „Die Eckstützen kennzeichnen die Konstruktion als eigenständiges Element und fassen die beiden übereinanderliegenden Balkone zu einer Einheit zusammen. Zudem konnte durch die direkte Überdachung der Balkone auf die im genehmigten Projekt vorgesehene Vergrößerung des Dachvorsprungs des bestehenden Daches verzichtet werden“, so Architekt Pardatscher. Der Eingriff in die Bausubstanz bestand hier vor allem in der Schaffung bodentiefer Maueröffnungen für den Einbau zweiflügeliger Balkontüren.

Ausgebautes Dachgeschoss

Im Zuge der Dacherneuerung wurde das Dachgeschoss zum Wohnen umgebaut. Die neue Treppenführung erlaubt eine Nutzung des nördlichen Teils als Zimmer für Saisonarbeiter, der südliche Teil gehört zu der
darunterliegenden Ferienwohnung, die so zu einer Maisonettewohnung wird. In die Schlafgalerie im Dachgeschoss dieser Ferienwohnung führt von der Wohnebene aus eine einläufige Treppe. Unter sichtbarem Erhalt des historischen Dachtragwerks musste für diese Erschließung der Galerieebene ein Kehlbalken durchtrennt werden. Gleiches gilt für den Zugang auf dieser Ebene in das zweite Badezimmer der Maisonettewohung. Da auf den Einbau von Dachgauben verzichtet wurde, sorgen stattdessen Dachfenster für die Belichtung und Belüftung dieser Räume.

Eine Besonderheit bildet die in dieser Ferienwohnung zu Beginn der Bauarbeiten auf der Hofseite noch zugemauerte Wandöffnung auf Brüstungshöhe im Südteil des Hauses, die ursprünglich wahrscheinlich die Funktion einer Ladeluke hatte. Diese haben die Handwerker nach der Öffnung auf der Außenseite unter Einbeziehung der historischen Holzkonstruktion mit einem Holzfensterelement verschlossen. Nicht nur an diesem Bauteil haben die Handwerker bei ihren Arbeiten Neues sehr sorgfältig gestaltet und mit großer Präzision an das Alte angearbeitet. Dies trifft auf viele Bauteile beim Ausbau des Ansitzes zu Ferienwohnungen zu, ist an der Einbindung der historischen Holzkonstruktion in das neue Holzfensterelement aber besonders gut zu sehen.

Autor

Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Baubeteiligte (Auswahl)

 

Bauherren Christina und Josef Pardatscher,
I-Eppan, www.ansitz-schneeburg.com 

Planung und Bauleitung Architekt Dr. Stefan
Pardatscher, I-Meran, www.pardatscher.it 

Statik Ing.-Büro Dr. Ing. Armin Lahner, I-Eppan, www.lahner.info 

Rohbauarbeiten Roman Pichler Bauunternehmen, I-Kaltern 

Zimmererarbeiten Aster Holzbau, I-Jenesien, www.aster.bz 

Holzdeckenbau Spitaler Robert, I-Terlan  

Dachdeckerarbeiten Karl Holzner, I-Tisens,
www.dachdeckerei-holzner.it 

Maler- und Trockenbauarbeiten Profiklexs,
I-Tramin, www.profiklexs.it 

Fliesen- und Holzbödenarbeiten Hofer Fliesen & Böden, I-Sigmundskron, www.hofer.it 

Fensterbauarbeiten Heiss Fensterbau, I-Sarntal, www.heissfenster.com 

Tischlerarbeiten (Türen) Firma Wieser, I-Eppan, www.wieser.eu

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