Akustikdecken rissfrei verspachteln
Mit welcher Unterkonstruktion, Kantenausbildung, Spachtel-, Fug-, Schleiftechnik und Endbeschichtung man Fugen sicher schließen kann
Das Verspachteln von Akustikdecken erfordert vom Trockenbauer viel Fachwissen und handwerkliches Können. Worauf man von der Unterkonstruktion, über die Kantenausbildung, dem Spachtelmaterial und der Fugtechnik bis hin zum Schleifen und der Endbeschichtung achten muss, beschreibt folgender Beitrag.
Akustikdecken zählen heute zum Standard in Büros, Klassenzimmern und Besprechungsräumen und sorgen für eine angenehme Raumakustik. Doch das Verspachteln ist alles andere als Standard und ohne die richtigen Materialien für den Trockenbauer auch nicht angenehm. Wer hier nicht weiß, auf was er achten muss, riskiert trotz großem Arbeits- und Zeitaufwand gerissene oder sichtbare Fugen.
Doch das lässt sich relativ einfach vermeiden. Akustikdecken werden mit überschaubarem Aufwand perfekt und ohne sichtbare Fugen verspachtelt, wenn man folgende sechs Punkte beachtet, die Einfluss auf das Endergebnis haben: Unterkonstruktion, Kantenausbildung der Platte, Spachtelmaterial, Technik beim Verfüllen der Fuge, Schleifen und die Endbeschichtung.
Unterkonstruktion
Die Unterkonstruktion darf nicht klappern und muss drucksteif ausgeführt sein. Das bedeutet, es sollten aufeinander abgestimmte Profile und Verbinder verwendet werden, die exakt aufeinander passen, eingerastet werden können und keinen Spielraum mehr bieten wie die Kreuzverbinder und CD-Profil von Knauf. Gleiches gilt für die drucksteifen Abhänger, zum Beispiel die Noniusabhänger des gleichen Herstellers. Wird dies nicht beachtet, können Spachtelfugen leicht reißen, wenn bei der Endbeschichtung mit einer Farbwalze übermäßig Druck auf die Decke ausgeübt wird und sich die Decke unter der Walze „bewegt“.
Kantenausbildung
Über die Kantenausbildung der Platte lassen sich der Spachtelmaterialbedarf und Zeitaufwand sowie die Fehleranfälligkeit steuern. Schnittkanten müssen nach dem Brechen des Kartons mit einem Schleifgitter immer mit einem wässrigen Tiefengrund vorbehandelt und die Fuge komplett mit Spachtelmasse gefüllt werden. Bricht man den Karton nicht mit einem Schleifgitter, so saugen sich die Kartonränder beim Spachteln mit Wasser voll, quellen auf und bleiben als sichtbare Erhöhung stehen.
Wenn es schnell gehen muss merkt man nicht immer sofort, wenn die Kante nicht gebrochen oder nicht grundiert oder die Fuge nicht vollständig gefüllt wurde. Diese Fehlerquellen lassen sich durch die Verwendung einer FF-Kante ausschließen. Die FF-Kanten sind werkseitig gebrochen und vorgrundiert. Aufgrund des eingebauten Stegs kann keine Spachtelmasse auf der Oberseite der Platten austreten. Sobald Spachtelmasse zurückgedrückt wird, ist das ein sicheres Zeichen, dass die Fuge vollständig gefüllt ist. Damit spart man Zeit für das Brechen der Kante und fürs Grundieren. Gleichzeitig wird aufgrund der Fugengeometrie weniger Spachtelmaterial benötigt.
Spachtelmaterial
Den größten Einfluss auf das Endergebnis hat das Spachtelmaterial. Über die Fugenfestigkeit wird bestimmt, bis zu welcher Spannung in den Platten die Fuge rissfrei bleibt. Aufgrund des geringen Abstandes der Fuge zu den Löchern kann bei Akustikdecken kein Fugendeckstreifen zur Verstärkung verwendet werden. Daher müssen zum Spachteln hochfeste Spachtelmassen wie Knauf Cleaneo Rapid verwendet werden, die dem Typ 4A oder 4B nach DIN EN 13 963 entsprechen, um Risse zu vermeiden. Nachgewiesen wird diese Festigkeit über das entsprechende CE-Kennzeichen an der Produktverpackung. Materialien, die nicht diese Festigkeiten haben oder sogar acrylartig flexibel bleiben, haben den Nachteil, dass die Fuge mit dem jahreszeitlich bedingten Luftfeuchtewechsel quillt oder schwindet. Bei relativ feuchter Luft im Sommer dehnen sich die Gipsplatten aus und die Fugenmasse wird in der Fuge komprimiert, so dass eine leichte Ausbeulung sichtbar wird. Bei relativ trockener Luft im Winter schrumpfen die Gipsplatten leicht, so dass die Fugenmasse ähnlich einem Gummi unter Zug eine leichte Hohlkehle ausbildet, die wiederum als Fugenabzeichnung sichtbar wird. Zusätzlich wird eine dünne starre Farbbeschichtung früher oder später von einer dicken, sich bewegenden elastischen Schicht partiell abplatzen. Das wird durch einen Riss der Farbe in der Mitte der Fuge sichtbar.
Fugen
Mindestens genauso wichtig wie die technischen Werte ist die Technik beim Verfüllen der Fuge. Prinzipiell können gipsgebundene Spachtelmassen wie Uniflott verwendet werden. Dabei muss der Handwerker darauf achten, dass er nicht zu viel Spachtelmasse anrührt. Es wird zum einen keine große Menge benötigt, zum anderen muss die Spachtelmasse in eine Kartusche mit Spritztülle umgefüllt werden. Die Kartusche muss häufig gereinigt werden, um ein beschleunigtes Abbinden der Spachtelmasse durch in der Kartusche befindliche Materialreste der vorherigen Mischung zu vermeiden. Das alles kostet Zeit und produziert eine gewisse Menge an Spachtelmassenabfall.
Beim Abstoßen der Spachtelmasse muss man den richtigen Zeitpunkt kurz nach Versteifungsbeginn wählen, wenn die Spachtelmasse an der Oberfläche nicht mehr klebt, sich aber noch ohne Probleme abstoßen lässt. Etwa 10 bis 15 Minuten später muss nochmals mit einer flach gehaltenen Schraubgriffspachtel mit Druck über die Fuge gezogen werden, um eine leichte Wulst über der Fuge auszubilden. Damit wird zum einen die raue Oberfläche des Spachtelmaterials nach dem Abstoßen geglättet und zum anderen verhindert der leichte Überstand ein Schrumpfen der Spachtelmasse beim Trocknen unter die Plattenoberfläche. Damit vermeidet man ein Nachspachteln.
Diese bisher aufwendige Prozedur lässt sich mit der Wahl einer für die Akustikdecke zugelassenen pastösen Spachtelmasse wie Knauf Cleaneo Rapid umgehen. Das zu 900g in Puppen abgefüllte Material wird von Hand leicht durchgewalkt und anschließend einfach in eine Puppenpistole eingeführt. Nach dem Aufschneiden der Puppe am Verschlussclip und dem Aufschrauben der Spritztülle ist das Material ohne aufwendiges Anrühren und Umfüllen in Kartuschen einsatzbereit.
Beim Einspritzen in die Fuge muss der Trockenbauer darauf achten, dass die Fuge vollständig gefüllt ist und das Spachtelmaterial pilzförmig übersteht. Ohne jede Wartezeit wird das Material unmittelbar danach mit einer flach gehaltenen Schraubgriffspachtel unter Druck so abgezogen, dass sich eine deutliche Wulst ausbildet. Die Wulst ist notwendig, damit das Material beim Trocknen nicht unter die Oberfläche schrumpft und ein zweiter Arbeitsgang überflüssig wird.
Ein großer Vorteil der pastösen Spachtelmasse ist die große Zeitersparnis durch den Wegfall von aufwendigen Reinigungsarbeiten und Wartezeiten beim Abstoßen. Damit kann jeweils eine Teil-Deckenfläche komplett fertig gespachtelt werden, bevor das Rollgerüst weiter gerollt werden muss. Ein „Zurückrollen“ für das Abstoßen und Zuziehen entfällt. Die Puppen lassen sich praktisch restlos entleeren. Materialabfall gehört damit der Vergangenheit an.
Schleifen
Nach dem Trocknen – also meist am nächsten Tag – wird das Material mit einem Langhalsschleifer oder einem Handschleifer mit einer Körnung von mindestens P120 oder feiner geschliffen, um einen stufenlosen Übergang von Fuge zu Platte herzustellen. Das Schleifen erfordert vom Handwerker Fingerspitzengefühl. Er muss darauf achten, dass der Karton der Platten nicht zu stark beschädigt wird. Das würde man nach dem Streichen als Unregelmäßigkeit in der Oberfläche wahrnehmen. Beim Schleifen von Hand empfiehlt sich ein Handschleifer mit Absaugung, wie der Knauf Abranet Handschleifer mit Absaugung, um Augenreizungen durch herabfallenden Schleifstaub zu vermeiden.
Endbeschichtung
Die Endbeschichtung muss generell mit einer auf die Schlussbeschichtung abgestimmten Grundierung erfolgen. Meist ist das ein unverdünnter wässriger Tiefengrund mit einer anschließenden Farbbeschichtung. Wird nicht oder nicht richtig grundiert, zum Beispiel mit einem „Schluck“ Grundierung in der Farbe, so sind aufgrund des unterschiedlichen Saugvermögens von Fuge und Platte anschließende Fugenabzeichnungen programmiert. Es ist daher ratsam, sich als Trockenbauer eine fertig gespachtelte Akustikdecke immer schriftlich von der Bauleitung abnehmen zu lassen, bevor eine Farbbeschichtung aufgebracht wird.
Autor
Matthias Schäfer ist Marktmanager für Spachtelmassen bei der Knauf Gips KG in Iphofen.
Spachtelfugen können leicht reißen, wenn bei der Endbeschichtung zu viel Druck auf die Decke ausgeübt wird