Aufgespritzte Bauwerksabdichtung
Bauteilübergang am Gebäudesockel im Spritzverfahren richtig beschichten

Die erdberührte Bauwerksabdichtung ist eine klassische Domäne der kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungen. Ab Oberkante Gelände kamen bislang mineralische Dichtschlämmen zum Einsatz. Der Übergang beider Systeme war immer ein Schwachpunkt, der mit Multi-Baudicht 2K nun sicher ausgeführt werden kann.

Multi-Baudicht 2K ist ein neues, universelles Abdichtungsprodukt für die Einsatz am Übergang zwischen der erdberührten Bauwerksabdichtung und der Spritzwasserzone über der Geländeoberkante. Die ersten Bauvorhaben wurden inzwischen mit dieser Produktneuentwicklung von Remmers realisiert. Eines davon ist eine ausgesprochen typische Aufgabenstellung: die Erneuerung der schadhaften Bauwerksabdichtung eines Wohnhauses im Hunsrück aus den 1950er Jahren, die im Folgenden vorgestellt wird.

 

Bausituation des 1950er-Jahre-Hauses im Hunsrück 

Das Wohnhaus wurde als Massivbau in den 1950er Jahren gebaut. Es steht etwa 230 cm tief dauerhaft im Wasser. Das Untergeschoss dient ausschließlich als Nutzkeller für Heizung, Waschmaschine usw. Es war stark durchfeuchtet (DFG > 40 Prozent). Eine intakte Abdichtung war nicht vorhanden. Der Zementputz erhielt vor rund 60 Jahren einen Bitumenanstrich.; das sollte reichen. Es war aber keine Drainage vorhanden, von einer kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtung (KMB) ganz zu schweigen. Der Putz war durch die lange Durchfeuchtung stellenweise sehr marode und musste im erdberührten Bereich komplett entfernt werden.

Das Untergeschoss hatte man mit Kellersteinen aus der Gruppe der Bims-Hohlblocksteine in einer Dicke von 36,5 cm (Festigkeitsklasse Hbl 4) errichtet. Da zur damaligen Zeit ein Rohstoffmangel herrschte und in der Region Schiefer massenhaft vorkommt, wurden die hier verbauten Kellersteine aus einem Schiefersplitt mit Bindemittel hergestellt. Dieser sehr spezielle Untergrund war aufgrund der geringen Festigkeit für eine normale Abdichtung mit KMB nicht geeignet.

Hinzu kam die stark exponierte Lage des Gebäudes im Gelände, klimatisch gekennzeichnet durch sehr starke Windbelastung und krasse Temperaturwechsel in der Übergangszeit Tag/Nacht. Auch diese Klimasprünge stellen hohe Anforderungen in Bezug auf die Trocknungs- und Abbindeparameter einer Beschichtung.

Für das Bauvorhaben war eine frühe Regenfestigkeit und spannungsarmes sowie schnelles Trocknungsverhalten des Abdichtungsmaterials sehr wichtig, weiterhin eine hohe Druckfestigkeit aufgrund des landwirtschaftlichen Verkehrs direkt an der Gebäudewand. Ein KMB-System mit geprüfter Druckfestigkeit von 0,3 MN/mm2 wird bei dieser Konstellation zu stark komprimiert. Dies führt im Extremfall zum Versagen der Haftung. Wenn zusätzlich durch Starkregen eine hohe Wasserbelastung auf die Abdichtungsmembran einwirkt, gewährleistet ein solches System keine zuverlässige Abdichtung.

In der Summe waren die Anforderungen an die Abdichtung so vielfältig, dass der Einsatz herkömmlicher Produkte nur mit unwirtschaftlichen Zusatzaufwendungen möglich gewesen wäre.

 

Neues Produkt ermöglicht neues Konzept 

Die Problemlösung bestand aus einer eleganten Kombination des hoch kunststoffvergüteten Remmers Dichtspachtels mit dem neuen Hybridprodukt Multi Baudicht 2K. Damit gelang eine rissüberbrückende Abdichtung weit über dem Limit von 2 mm, wie sie von einer kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtung geleistet wird. Das neue, durchgehend schwind- und spannungsarme System mit dem Kernprodukt Multi-Baudicht 2K ermöglichte auch bei dieser schwierigen Bausituation die zuverlässige Bauwerksabdichtung.

Auftragnehmer war die glatthaar-sanierungstechnik aus Simmern im Hunsrück. Das Unternehmen ist seit über 30 Jahren als Kellerbauer im In- und Ausland erfolgreich tätig und hat sich in dieser Zeit zum Markt- und Innovationsführer mit einer Vielzahl von Patenten und jährlich über 2500 ausgeführten Objekten entwickelt. In den letzten Jahren wurden aufgrund steigender Kundenanfragen zunehmend Sanierungen durchgeführt. Thomas Müller, Geschäftsführer der glatthaar-sanierungstechnik meint:

„Wir haben Multi-Baudicht 2K bereits 2010, vor Markteinführung, bei einer druckbelasteten Bauwerksabdichtung in England auf Herz und Nieren testen können. Vom Ergebnis waren wir sehr beeindruckt. Es lässt sich super verarbeiten und ist für viele Anwendungen einsetzbar. Der Name ist Programm: es ist tatsächlich ein multifunktionales Produkt. Wir von der glatthaar-sanierungstechnik arbeiten deshalb grundsätzlich nur noch mit Multi-Baudicht 2K, weil es die Arbeit ungemein vereinfacht. Hierzu gehört auch die materialgleiche Sockelausführung. Sie ermöglicht es, die Abdichtung bis über die Spritzwasserzone hinaus nach oben zu ziehen.

Multi-Baudicht 2K kann mit der maschinellen Spritztechnik sehr wirtschaftlich aufgebracht werden. Wir konnten an einem halben Tag den ganzen Bau abdichten. Unsere Arbeitskolonne war regelrecht begeistert, wie sauber und schnell diese Arbeit erledigt war. Nicht nur die Geschwindigkeit war hoch, auch die Genauigkeit der Steuerung beim Auftrag unerwartet gut. Nach einer gewissen Einarbeitung in der Spritzenführung konnte die Auftragsdicke und -position gut gesteuert werden.”

 

Bauwerksabdichtung mit maschineller Verarbeitung 

Die Technik für die maschinelle Verarbeitung von Multi-Baudicht 2K wurde von der Firma B&M bereitgestellt. Sie bestand aus einem handlichen Kompressor und der Förderpumpe BMP 5. Ein nennenswerter Einrichtungsaufwand war nicht erforderlich. Die Anlage war durch einfachen Anschluss der Schläuche sofort funktionsbereit. Die verfahrenstechnischen Vorteile der Applikation mit der BMP 5 wurden nach den ersten Quadratmetern sofort deutlich. Komfortabler und müheloser Auftrag auf die Flächen in 2,50 m Tiefe, keine belastenden Bewegungsabläufe, wie sie der Transport von 200 kg Material in die Grube erfordert hätte, plus händischer Auftrag, plus Rückführung der entleerten Gebinde. Laut Thomas Müller war der Einsatz der Maschinentechnik ein enormer Gewinn.

Der Hersteller B&M hatte zum Vergleich zwei Schneckenpumpen, die BMP 6 Premium und BMP 5 zur Verfügung gestellt. Beide Maschinen sind sehr einfach zu bedienen und wurden als universelle „Leichtgewichte“ für Abdichtungs-, Injektions- und Sanierungsarbeiten konzipiert. Sie haben einen Zwei-Gang-Antrieb beziehungsweise eine stufenlose Mengenregulierung zur Verarbeitung von allen pumpfähigen, lösemittelfreien Materialien wie Dichtschlämmen, Suspensionen, Dickbeschichtungen, Betonspachtel usw.

Die Fördermenge ist beim Modell BMP 6 frei wählbar von 0,5 bis14 l/min, die maximale Korngröße von 2 bis 2,5 mm sollte – je nach Material – nicht überschritten werden. Für das Modell BMP 5 gelten die Werte 0,5 bis 12 l/min, maximale Korngröße 2 mm. Nähre Informationen gibt es hierzu im Internet unter www. bm-gmbh.com

Abschließend wurde für den dauerhaften Schutz der durchgetrockneten Bauwerksabdichtung ein dreilagiger Anfüllschutz mit Zubehörsystemen eingebaut. Dieser stellt sicher, dass punkt- und zugförmige Belastungen nicht auf die Abdichtungsebene übertragen werden.

 

Ausführung der gedämmten Sockelkonstruktion 

Bei der Ausführung von gedämmten Sockelkonstruktionen ist es zuvor zwingend erforderlich, den geometrischen Verlauf der Sockelkante sowie die Übergänge zwischen den Gewerken Bauwerksabdichtung, Fassadendämmung und gegebenenfalls Außenanlage fehlerfrei zu planen und vor Arbeitsbeginn eindeutig festzulegen. Auch muss beachtet werden, dass die Perimeterdämmung keine abdichtende Funktion übernehmen kann. Deshalb muss das Mauerwerk im erdberührten Bereich und der Sockel im Spritz­­wasserbereich mit einer eigenständigen Abdichtungsebene gegen Feuchtigkeit geschützt werden. Das gelingt übergangslos mit Multi-Baudicht 2K für die nachträgliche erdberührte Abdichtung und Sockelabdichtung als einziges Produkt.

Hierauf erfolgte zusätzlich die vollflächige Einbettung des Dämmsystems mit Multi-Baudicht 2K. Zur Beschichtung des Verbundmörtels S, als Dünnschichtsockelputz, wurde eine hoch diffusionsoffene und wasserabweisende Siliconharzfarbe eingesetzt. 

 

Autor

Thomas Rosenberger ist Produktmanager Bauwerksabdichtung und Fliesenlegerhandwerk bei der Remmers Baustofftechnik GmbH in Löningen, Mitglied der WTA-Arbeitsgruppe Balkone, Terrassen und Laubengänge und Sachverständiger für Abdichtungssysteme (TÜV).

Multi-Baudicht 2K kann mit der maschinellen Spritztechnik sehr wirtschaftlich aufgebracht werden

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 7-8/2012

Schwachstelle Sockel - Abdichtung am Gebäudesockel und am erdberührten Bereich

Die Vielzahl verschiedener möglicher Sockelkonstruktionen – entweder verputzt, gedämmt oder steinsichtig – führt immer wieder zu Ausführungsproblemen, so dass der Sockel die Hitliste der...

mehr
Ausgabe 03/2019

Normengerechte Neubauabdichtungen am Gebäudesockel mit flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen nach DIN 18533

Der Geb?udesockel muss besonders vor Wasser gesch?tzt werden

Spritzwasser wirkt oberhalb des Terrains unterhalb der Geländeoberkante (GOK), im Übergang zum Erdreich wird der Sockel zusätzlich mindestens mit Feuchtigkeit belastet. Hieraus ergibt sich die...

mehr
Ausgabe 10/2024

Sockelabdichtung mit mineralischer Dichtungsschlämme

Der Sockel ist der untere Teil eines Gebäudes und wird in der Abdichtungsnorm DIN 18?533 als der Bereich definiert, der als abzudichtender Bereich von 20 cm unter der Erdoberfläche bis 30 cm über...

mehr
Ausgabe 06/2014

Sockelsanierung ohne Nahtstelle

Der Spritzwasserbereich am Sockel musste bisher mineralisch abgedichtet werden, der erdberührte Bereich mit Bitumen. Der Übergang dieser Systeme war immer der Schwachpunkt bei diesem hoch belasteten...

mehr

Neue Abdichtungsnormen im Juli 2017 - Wissen aktualisieren

Feuchte in und an Gebäuden schadet nicht nur den Nutzern, sondern auch der Bausubstanz. Die erdberührte Bauwerksabdichtung und Sockelabdichtung ist ein viel diskutiertes Gebiet, vor allem beim Bauen...

mehr