Außenputz und Innendämmung für das „Grüne Haus" in Schongau
In Schongau sanierte Architektin Stephanie Hirschvogel auf behutsame Weise das denkmalgeschützte „Grüne Haus“. Bei der Neugestaltung legten die Behörden großen Wert auf die nachhaltige Ausführung der Fassade sowie eine energetische Lösung für Innenputz und Innendämmung.
Das großzügige Anwesen in der Kirchenstraße 19 in Schongau gehört zu einer geschlossenen Reihe zweigeschossiger, traufständiger Wohnhäuser eines spätmittelalterlichen Altstadtkerns. Ziel der jüngsten Sanierung war es, die marode Bausubstanz zu modernisieren und Raum für sechs gehobene Stadtwohnungen zu schaffen, die sich an heutigen Standards messen lassen: helle Wohnräume, großzügige Wohnungsgrundrisse, offene Küchen, die schwellenlose Erschließung aller Geschosse sowie Balkone für die Wohnungen im ersten Obergeschoss.
„Für das im denkmalgeschützten Altstadt-Ensemble liegende ehemalige Stadtbauernanwesen waren aus denkmalpflegerischer Sicht zwei ,unverhandelbare‘ Kriterien zu erfüllen: der substanzielle Erhalt der äußeren Gebäudehülle und der Erhalt des Dachtragwerks beziehungsweise Dachstuhls“, betont Stephanie Hirschvogel.
Die architektonische Herausforderung lag darin, alle Wohnungsgrundrisse typologisch zu schärfen, der bereits stark umformten Bestandsstruktur wieder ansatzweise ihren ursprünglichen Charakter zurück-zugeben und schließlich eine ensemblegerechte Instandsetzung der Außenhülle und des Dachstuhls zu erzielen, ohne auf die Wünsche der Bauherren zu verzichten. Insgesamt ist ein modernisiertes Stadtbauernanwesen aus einem ehemaligen Wohngebäude mit kleinem Wirtschaftsteil im Hof entstanden. Sechs 54 bis 90 m2 große Mietwohnungen fanden hier im historischen „Grünen Haus“ ihren Platz.
Harmonische Verbindung von Historie und Moderne
Das Anwesen war in den 1960er-Jahren weitgehend verändert worden, da die für ein ehemaliges Stadtbauernanwesen charakteristische Durchfahrt, die ursprünglich als Erschließung von Vieh und Fuhrwerk genutzt wurde, auf der Straßenseite nicht mehr spürbar war.
Im Rahmen der jetzt umgesetzten Umbaueingriffe konnte die Durchfahrt wieder in ihre ursprüngliche Funktion als zentrale Erschließung zurückgebaut werden. „Der Eingang zum neuen Fluchttreppenhaus, das sowohl Wohnungen als auch den historischen Gewölbekeller anbindet, ist aus der Durchfahrt erschlossen“, sagt die Architektin. „Nördlich dieser Durchfahrt liegt zudem eine separate Erdgeschosswohnung mit zurückversetztem privaten Zugang, der direkt von der Straße bedient wird.“
Die kleinmaßstäblichen Fensteröffnungen der Straßenfassade aus dem Frühbarock konnten erhalten bleiben, da dahinter die Schlafzimmer der Wohnungen neu organisiert werden konnten. Im Innenhof gelang es, die Kleinteiligkeit der Straßenfassade zu verlassen. „Hier hat vielmehr eine neue Identifikation stattgefunden, die sich in Materialität und Farbe an die umgebenen Funktionsbauten der Nachbargrundstücke anlehnt“, betont die Architektin. So hat sich eine Chance ergeben, eine ganz eigene, private Atmosphäre zu erzeugen. Die Fassade im Innenhof ist deshalb transparenter gehalten und erzeugt eine optimale Belichtung der Wohnküchen gegen Westen.
Bis es soweit war entwickelte die Architektin verschiedene Ausführungsvarianten, die in einem stetigen Dialog mit der Unteren Denkmalbehörde abgestimmt werden mussten. Behutsame Maßnahmen wurden definiert, eine nachhaltige und energetische Umsetzung bis zur Bewilligung entwickelt und schließlich gemeinsam von Architektin und Denkmalschutz getragene Kompromisse gefunden. „In einem aufwendigen, aber konstruktiven Prozess gelangen so die Grundsanierung, der Bestandserhalt und auch eine Modernisierung des historischen Ensembles“, resümiert Stephanie Hirschvogel.
Vor der Fassade kragt eine horizontale Balkonplatte über die gesamte Hausbreite. „Die Balkonschicht des piano nobile wird von einer mittig aus der Fassade hervortretenden Laube geprägt, die darüber von zwei im steilen Ziegeldach stehenden Dachgauben eingefasst wird“, beschreibt Stephanie Hirschvogel die neue bauliche Situation. Unter der Balkonschicht des piano nobile liegen die Wintergärten der Erdgeschosswohnungen, die direkten Zugang zum Hof genießen. Die beiden Dachgeschosswohnungen profitieren vom offenen Dachstuhl mit seinen freigelegten Altholzbalken. „Wo einst vermutlich ein kleiner Stall für Ross und Vieh war, entstand im Charakter einer kleinen Remise ein Neubau, der zukünftig als Atelier dient.“
KFW-Denkmal-Standard erreicht
Um die zur Verfügung stehenden Zuwendungen des Landesamtes für Denkmalpflege sowie Förderungen aus dem Topf der KFW zu erhalten, arbeitete Stephanie Hirschvogel konkrete Details aus. Sie umfassten die Neugestaltung der Fassade, die notwendigen Ergänzungen im Mauerwerk sowie den zu erneuernden Innenputz und eine energetisch notwendige Innendämmung. Zudem erstellte sie auch eine entsprechende Kostenschätzung.
Bei der baulichen Umsetzung setzte die Architektin auf das Produktportfolio von Hasit, mit dem sie bereits gute Erfahrungen gemacht hatte. Unterstützung bekam sie dabei vom örtlichen Außendienst des Herstellers sowie von Manfred Filser vom Stuckateurbetrieb Xaver Filser GmbH aus Peiting. Der erfahrene Stuckateur-Meister schuf mit seinem Team zunächst eine Musterfassade mit fünf verschiedenen Putzmustern für die Beurteilung durch die zuständige Denkmalbehörde. Wichtiges Entscheidungskriterium bei der abschließenden Beurteilung waren, neben den bauphysikalischen Qualitäten, vor allem Struktur und Haptik der gewählten Oberflächen.
Gewünscht war ein leicht tiefer Putz, der ein weiches Licht reflektiert und durch einen unebenen, leicht welligen Auftrag eine samtige Anmutung erzeugt. „Besonders der ,Hasit 252 Renodesign‘ lässt sich einfach ziehen und erfüllt die beschriebenen Anforderungen in der gewünschten Weise ideal für die Ausführung der Außenfassade“, so Stephanie Hirschvogel. „Dabei beträgt die Putzdicke lediglich 2 mm.“ Der Anstrich erfolgte schließlich mit einer speziellen Silikatfarbe.
Um auch die Anforderungen an eine denkmalgerechte energetische Sanierung zu erfüllen entschieden sich die Beteiligten für die Innendämmung „Hasit Multipor WLS 042“ 100 mm mit einem Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit von 0,042 W/mK. Die faserfreie, nichtbrennbare Innendämmplatte aus Calciumsilikat-Hydraten eignet sich als systemgeprüfte, diffusionsoffene Wärmedämmplatte nicht nur für Tiefgaragen- und Kellerdecken, sondern auch als Innenwanddämmung für Außenwände aus festen Materialien wie Mauerziegel, Naturstein oder Beton. Das Institut Bauen und Umwelt e. V. (IBU e.V.) hat die Innendämmung als „umweltverträgliches Bauprodukt Naturplus“ mit Qualitätszeichen zertifiziert.
Fazit
Das „Grüne Haus“ zeigt, wie ein behutsamer Umgang mit historischen und modernen Materialien in Kombination mit klug geplanten Details historische Architektur nachhaltig erhalten und aufwerten kann. Dank eines intensiven und konstruktiven Dialogs zwischen Architektin, Denkmalamt und ausführendem Handwerksbetrieb gelang die Symbiose von Alt und Neu. Das „Grüne Haus“ in Schongau erfüllt die aktuellen energetischen Anforderungen und die des Denkmalschutzes gleichermaßen. Gleichzeitig entspricht es den modernen Anforderungen an städtisches Wohnen.
AutorDr. Klaus Fockenberg ist freier Architekt und freier Journalist. Er lebt und arbeitet in Waldenbuch bei Stuttgart.
Baubeteiligte (Auswahl)
Planung Stephanie Hirschvogel Architekten, Schongau, www.stephaniehirschvogel.com
Rohbau- und Maurerarbeiten Xaver Schmid, Marktoberdorf, www.xaverschmid.de
Putzarbeiten Stuckateurbetrieb Xaver Filser, Peiting
Putz und Mörtel Hasit 506 Schlitz- und Verfüllmörtel (Schlitze Mauerwerksergänzungen), Hasit 250 Renoplus (Ausgleichsflächen innen und Gewebespachtelung außen), Hasit 180 (Innenputz auf Ziegel- und Betonwänden), Hasit Multipor WLS 042 100 mm (Innendämmung), Hasit 865 Dieplast Minopor (Gewebespachtelung auf Innendämmung), Hasit Armierungsgewebe MW 4 x 4 mm, Hasit 252 Renodesign 2 mm (Oberputz, gesamte Außenfassade) Hasit, Freising, www.hasit.de