Autos und Schiffe

Liebe Leserinnen,

liebe Leser,

Was finden Männer toll? Nicht das, an was Sie jetzt denken. Ich meine natürlich schnelle Autos und große Schiffe. Doch nicht jeder kann sich einen Porsche oder eine Luxusyacht leisten – die Redaktion eingeschlossen. Aber man schaut sie sich doch gerne an. Wir zeigen Ihnen daher in dieser Ausgabe der BAUHANDWERK die Entstehung zweier in Hamburg neu eröffneter Museen, in denen es solche Autos und Schiffe zu sehen gibt: Ab Seite 34 das im April in der Fabrik am Loseplatz eröffnete Automuseum „Prototyp“ und ab Seite 26 das Ende Juni im Kaispeicher B eröffnete „Internationale Maritime Museum“.

Bei beiden Hamburger Museumsgebäuden handelt es sich interessanterweise um ehemals industriell genutzte Backsteinbauten. Zugegeben – dass die Maurer sie vor mehr als 100 Jahren in Hamburg aus Ziegeln hochgezogen haben, verwundert wenig. Die Nähe beider Gebäude zur komplett aus Backstein errichteten Speicherstadt mag ebenfalls dazu beigetragen haben. Dabei ist der nach Plänen von Bernhard Georg Hanssen und Wilhelm Emil Meerwein 1878 entworfene Kaispeicher B sogar noch zehn Jahre älter als die Speicherstadt und damit heute der älteste Speicher in Hamburg. Bei der Fabrik am Loseplatz handelt es sich um das letzte Zeugnis des ab 1842 errichteten Komplexes der Hamburger Gummi-Kamm-Co..

Was aber zog die Ausstellungsmacher in ausgediente Industriebauten? Die enormen Geschossflächen sind es wohl und der raue Charme der Räume. Und es sind die gelungenen Vorbilder: Was in den 1990er Jahren mit dem Umbau der Zinkfabrik Altenberg zum Rheinischen Industriemuseum in Oberhausen, der Umnutzung des Kesselhauses der Zeche Zollverein zum Design Zentrum NRW in Essen, der Umwandlung einer Gerätefabrik für die Sammlung Hoffmann in Berlin oder der Konversion einer Waffenfabrik zum Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe schon geklappt hat, das funktioniert auch in diesem Jahrzehnt in Hamburg. Mit der Umnutzung des ehemaligen Straßenbahndepots in Berlin und des Ringlokschuppens in Dortmund zu so genannten Meilenwerken sowie dem Automobilmuseum August Horch in einer ehemaligen Autofabrik in Zwickau hat der vom Büro Dinse Feest Zurl Architekten geplante „Prototyp“ in Hamburg sogar direkte Vorläufer in der Präsentation von Oldtimern in alten Industriebauten. Auch das vom Büro MRLV geplante „Internationale Maritime Museum“ hat mit der zum Schifffahrtsmuseum umgebauten ehemaligen Fischhalle in Bremen und dem in einem alten Kornspeicher eingebauten Polnischen Schifffahrtsmuseum in Danzig prominente Vorgänger.

Außerdem verspricht die noch im Entstehen begriffene Hafencity ein prosperierendes Umfeld für beide Museen. Insofern sind die alten Industriebauten innerhalb der Hamburger Hafencity ein guter Beleg für das, was auch in den zuvor genannten Städten geschieht: Durch das urbane Wachstum rücken die ursprünglich für industrielle Zwecke erbauten Gebäude vom einstigen Stadtrand nahe an das Zentrum heran und damit in das Blickfeld der Öffentlichkeit. So wie in Hamburg geschehen, sollte man diese Gebäude dann auch für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Und mit was könnte man dies besser tun, als mit einer musealen Nutzung, um in den alten Industriebauten zum Beispiel schnelle Autos und große Schiffe zu zeigen?

Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht Ihnen

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