Editorial über den Umbau von Museen in Berlin

das Pergamonmuseum auf der Berliner Museumsinsel hat geschlossen und der zweite Bauabschnitt der Grundinstandsetzung hat begonnen. Dafür muss das Museum für lange Zeit schließen. Der Nordflügel mit dem Museum für Islamische Kunst soll 2027 und der Südflügel erst 2037 fertig sein. Gerüchten zufolge soll es 2040 oder gar 2043 werden. Aber nicht nur in Sachen Bauzeit ist der Umbau des Pergamonmuseums ein Projekt der Superlative, es ist mit rund 1,5 Milliarden Euro auch die teuerste Sanierung, die bisher in Deutschland durchgeführt wurde.

Mit rund 12,85 Millionen Euro nimmt sich der Umbau des 1899 als Pathologisches Museum von Rudolf Virchow eröffneten heutigen Medizinhistorischen Museums in Berlin im Vergleich weitaus günstiger aus. Das Büro Rustler Schriever Architekten öffnete das Gebäude mit Schauvitrinen zur Stadt und löste die kleinteilige Raumstruktur auf. Schon im Museum von Virchow wurden die Exponate in großen gläsernen Schauvitrinen gezeigt. Diese greifen die Architektinnen und Architekten auf, wenn sie in die historische Fensteranordnung der Backsteinfassade über zwei Geschosse Glaselemente setzen. Wie ab Seite 16 in dieser Ausgabe der bauhandwerk zu sehen, bauten die Handwerker die alten übereinanderliegenden Fenster aus und brachen deren Brüstungsmauerwerk ab, so dass große, geschossübergreifende Öffnungen entstanden. In diese setzten sie 6 m hohe Glasscheiben ein. Durch die zweischichtige Verglasung mit einem Zwischenraum von 30 cm werden aus den Fenstern gläserne Schauvitrinen, in denen das Museum Teile seiner Sammlung nach außen, zur Stadt hin, zeigen kann. Während die Schauvitrinen sich nach innen erstrecken und nach außen in der Ebene der ehemaligen Fenster mit kaum sichtbaren Rahmen sitzen, schiebt sich der neue Haupteingang mit seinem Portal aus brüniertem Messing (Baubronze) aus der Backsteinfassade heraus.

Beide Museen zeigen, dass der Umbau nicht nur dem Erhalt der bestehenden Gebäude dient, sondern auch dazu beiträgt, die Attraktivität und Bedeutung von Museen zu steigern. Auf einen Rundgang durch das Pergamonmuseum muss man zwar noch für lange Zeit verzichten, ein Besuch im Medizinhistorischen Museum lohnt sich aber schon jetzt – wobei die gezeigten Exponate zum Teil nichts für schwache Nerven sind.

Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht

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