Erfolgsgeschichten
Wir suchen die besten Handwerksbetriebe Deutschlands

Überflüssige Frage: „Macht Ihnen die Arbeit immer noch Spaß, Herr Kramp?“ Klare Antwort: „Ja, natürlich macht sie das. Immer mehr sogar!“ Das sagt Tischlermeister Guido Kramp, der mit seinem Bruder, Baumeister Andreas Kramp, den auf Altbausanierung spezialisierten Handwerksbetrieb Kramp & Kramp in Lemgo führt.

Überflüssig scheint die Frage deshalb, weil Guido und Andreas Kramp die Antwort schon einmal ziemlich deutlich gegeben haben: Die Begeisterung für die eigene Arbeit sei unverzichtbare Grundlage für den geschäftlichen Erfolg, erklärten die Restauratoren im Handwerk und Firmenschefs im bauhandwerk-Portrait ihres beispielhaft erfolgreichen Handwerks-Unternehmens 2009.

Andererseits ist das nun auch schon beinahe fünf Jahre her und da kann sich so einiges ändern. Und wenn es nicht die Einstellung zur Arbeit ist, dann mit Sicherheit die Rahmenbedingungen. Also haben wir nochmals bei Guido Kramp angeklopft und nachgefragt, ob und wie sich die Geschäfte weiterentwickelt haben.

Tatsächlich ist, wie zu erwarten, die Zeit auch in Lemgo nicht stehengeblieben: die Kramp & Kramp GmbH & Co. KG hat ihre feste Position im Markt der Altbausanierung und der Baudenkmalpflege nicht nur behauptet, sondern weiter ausgebaut. Das zeigt sich deutlich an einem stetig steigenden Umsatz (1990: 1,6 Millionen Euro, 2000: 3,5 Millionen Euro, 2012: 8 Millionen Euro) ebenso wie an der wachsenden Belegschaft: Waren es Anfang 2009 noch 50 Mitarbeiter, sind im Sommer dieses Jahres 75 Fachkräfte bei Kramp & Kramp tätig – darunter 5 geprüfte Restauratoren im Handwerk, 7 staatlich geprüfte Techniker für Baudenkmalpflege und Altbausanierung und 8 Handwerksmeister, denen die Leitung der Projekte obliegt.

Das Geschäft läuft

Dass dieser hohe Grad der Spezialisierung einen handfesten Wettbewerbsvorteil sichert, haben die beiden Chefs schon frühzeitig erkannt: „Was der eine nicht kann, kann der andere“, lautet ein lakonischer Leitspruch der Firma. 2009 wurden bereits 75 Prozent der Aufträge von eigenen Mitarbeitern erledigt, und die Quote ist noch gestiegen: „Mittlerweile sind es 80 Prozent, weil wir die Malerabteilung unter der Leitung von Kirchenmalermeisterin Constance Schröder noch ausgebaut haben“, so Guido Kramp.

Den Neubausektor meiden die Brüder Kramp trotz gesunden Firmenwachstums noch immer konsequent. Stattdessen hat eine noch höhere Spezialisierung in der Denkmalpflege stattgefunden. Im Marketing dagegen hat die Firma neue Wege beschritten: 2009 stellte Andreas Kramp noch fest: „Aktives Marketing betreiben wir nicht.“ Messekontakte und Mundpropaganda waren damals die wichtigsten Instrumente. „Da hat sich richtig was geändert“, berichtet sein Bruder nun: „Neue Logos, neue Anzeige, Briefbögen, Internetseite, Messestand und so weiter, und so weiter – 2010 und 2011 haben wir ein komplett neues Marketingkonzept durchgezogen. Ganz druckfrisch ist unsere 60-seitige Unternehmensbroschüre.“

Und die Auftragslage seit dem letzten Interview 2009? „Die Auftragslage hat zwischen ‚kontinuierlich gut‘ und ,besser‘ geschwankt. Den langen starken Winter haben wir natürlich auch zu spüren bekommen“, verrät Kramp. Dank der Verstärkung aller bestehenden Arbeitsbereiche hatte die lähmende Dauerkälte allerdings keine substanziellen Spuren hinterlassen, da die Qualitätsarbeit Kramp & Kramp mittlerweile nicht nur in Deutschland neue Aufträge in neuen Regionen erschlossen hat, sondern auch im benachbarten Ausland.

Neue Aufträge auch im Ausland

Bestes Beispiel ist die Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz in Brüssel, ein Gebäude aus dem Jahr 1908 mit einer Fassade aus weißem Sandstein und Blaustein. Von Februar bis Juli dieses Jahres waren Mitarbeiter von Kramp & Kramp dort beschäftigt mit der Sanierung von Dachgauben, Traufgesimsen und historischen Fenstern, die unter anderem mit Energie-Vorsatzscheiben bestückt wurden.

Von den vielen Projekten sei als Beispiel noch die Restaurierung des 1549 erbauten Fachwerkspeichers des Hauses Kump in Münster genannt. Hier erhielten Kramp & Kramp beim Ausschreibungswettbewerb gleich für drei Gewerke den Zuschlag. Seit 2012 führen sie dort Maurer-, Tischler und Zimmererarbeiten aus.

Ein Viertel aller Aufträge geht auf solch erfolgreiche Bewerbungen bei öffentlichen Ausschreibungen zurück. Das daraus entstehende Auftragsvolumen ist noch größer – es schlägt mit 60 Prozent des gesamten Jahresumsatzes zu Buche. Dem rigorosen Auswahlprozess müssen sich Kramp & Kramp dafür jedes Mal erneut stellen: „Die einzureichenden Nachweise sind für alle gleich, und starke Mitbewerber gibt es in jedem Fachbereich“, erklärt Guido Kramp, „aber wir kommen in den Verfahren in der Regel immer weiter.“

Feuer in der Werkstatt: Zwei Millionen verbrennen

Der größten Herausforderung der letzten Jahre mussten sich alle Mitarbeiter jedoch quasi über Nacht stellen: Am 21. September 2009 vernichtete ein Brand die gesamte Tischlerei und die Ausstellung. Auch ein Teil der Verwaltung wurde vom Feuer zerstört. Der Schaden summierte sich auf zwei Millionen Euro. Trotzdem kam die Arbeit nicht zum Erliegen; im Gegenteil: „ Das hat das Team zusammengeschweißt; alle haben Tag und Nacht mit in die Speichen gepackt“, erinnert sich Kramp. „Einen Tag nach dem Brand hatten wir schon eine leere Werkstatt angemietet. Nach 14 Tagen wurde wieder voll gearbeitet und am Jahresende hatten wir alle Rückstände wettgemacht.“ Wenig mehr als ein halbes Jahr später wurde die neue Werkstatt samt Verwaltung in Betrieb genommen. Die zur Verfügung stehende Nutzfläche war auf 3000 m² angewachsen und die Technik auf dem neuesten Stand. Selbst Lagerhaltung, Arbeitsabläufe und Betriebsorganisation hatten Kramp & Kramp im Zuge des Neuaufbaus umstrukturiert. Zur Einweihung kamen 5000 Besucher. Schlechte Karten, gut ausgespielt.

„Das Team“ trägt Verantwortung

„Für mich persönlich hat das so viel Kraft und Energie gekostet, dass ich ab und zu bis ans Limit gehen musste“, räumt Guido Kramp ein, „aber auch hier hat das Team zusammengehalten, und alle haben sich gegenseitig unterstützt.“ Auf die eigenverantwortliche Arbeit der Objektleiter hatten Andreas und Guido Kramp zuvor schon größten Wert gelegt: „Jeder im Unternehmen weiß ganz genau, was seine Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortungen sind“, sagt Guido Kramp stolz. „Das Team steht so super da, dass ich nach 14 Tagen Urlaub schon mal ein klein wenig unruhig werde … weil sich einfach keiner aus dem Team meldet.“ Es geht auch mal ohne Chef – Ziel erreicht.

„Das Team“, wie Guido Kramp es gerne nennt, ist einer der festen Grundpfeiler in der Firmenkonstruktion, die erst die hochgradige Spezialisierung und die Arbeitsqualität möglich macht. Man muss nicht nur gute Mitarbeiter haben, sondern seinen guten Mitarbeitern dann auch Vertrauen schenken. Das haben beide Chefs früh eingesehen: Bereits 2009 hatten sie im bauhandwerk-Gespräch ihre erzwungene Baustellen-Abstinenz bekannt. Der Wortlaut damals: „Praktisch sind wir beide selbst nicht mehr tätig. Das schaffen wir gar nicht mehr. Wir sind voll ausgelastet mit Akquise, Beratung und Bauüberwachung. Dazu kommen Angebote, Ausschreibungen und alles, was sonst noch in den Geschäftsleitungsbereich fällt. Deshalb müssen wir Verantwortung teilen können.“ Daran, so fasst Guido Kramp zusammen, habe sich auch 2013 nichts geändert. „Werkzeuge nehmen wir nur noch bei gutachterlichen Tätigkeiten in die Hand – und zu Hause, bei der Gartenarbeit.“

Dipl.-Des. Marvin Klostermeier ist Redakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Die besten Handwerker lesen bauhandwerk: Kramp & Kramp GmbH & Co. KG in Lemgo

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