Fassadenkonzept mit Wasserstrichziegeln für Studentenwohnheime in Bielefeld
Fünf neue Gebäude des Studierendenwerks Bielefeld bieten Wohnraum in hochschulnaher Lage. Für die städtebaulich sehr kompakte Situation entwickelten die Planer ein Fassadenkonzept mit Wasserstrichziegeln. Damit verbinden sie die unterschiedlichen Häuser zu einem klaren baulichen Ensemble.
Bezahlbarer Wohnraum ist knapp – insbesondere mit einer adäquaten Ausstattung und Infrastrukturanbindung für Studierende. Mit 23 000 Studierenden ist Bielefeld prägende Universitätsstadt Ostwestfalens. Ausreichender zeitgemäßer Wohnraum für Studierende ist ein wesentlicher Faktor für die Qualität und Positionierung der Stadt, zu dem das Studierendenwerk Bielefeld mit rund 2600 Wohnungen beiträgt. Erklärtes Ziel des großen Anbieters ist die Schaffung von hochwertig gestaltetem und zugleich bezahlbarem Wohnraum.
In den fünf 2019 fertiggestellten Gebäuden stehen jetzt 163 barrierefreie Wohnungen für 235 Studierende zur Verfügung. Die Apartments sind komplett möbliert. In der Wohnanlage gibt es außerdem mit Geräten ausgestattete Waschküchen sowie einen Fahrradkeller. Es besteht eine direkte Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln an die zwei Kilometer entfernten Hochschulen. Ein Einkaufszentrum befindet sich in unmittelbarer Wohnungsnähe.
Licht und Identifikation
Als ehemaliger Wohnstandort in einer vorgegebenen städtebaulichen Struktur bildete das Grundstück mit einer Fläche von rund 7000 m² eine Herausforderung für die Planer. Für das sehr kompakte Gefüge der fünf unterschiedlichen Häuser entwickelten Rübsamen Partner Architekten BDA ein Fassaden-, Material- und Farbkonzept, das mit hellen und identitätsstiftenden Binnenräumen aufwartet. Grundlage der gewünschten Atmosphäre ist ein rötlich heller, handwerklich anmutender Ziegel.
Auf Basis von Maß, Proportion und Ordnung entwickelten die Architekten ein Fassadenspiel von offenen, geschlossenen und ornamentierten Flächen. Dabei werden die gefundenen Themen so variiert, dass eine größtmögliche Vielfalt in der Einheit entsteht. So wechseln verschiedene Öffnungen der Fassade für die Fenster mit ornamentalen Öffnungen, die durch die reliefierte Verbauung der Ziegel erzeugt werden.
Handwerkliche Wirkung des Ziegels
Den richtigen Baustoff zu finden für solch ein Projekt beschreibt Architekt Boris E. Biskamp als sehr wesentlich: „Es ist unsere Aufgabe zu imaginieren, welches Material letztendlich trägt und wie sich seine Oberfläche und Farbe vor dem Hintergrund von Licht, Fuge und Verarbeitung entwickelt.“
Über das Backsteinkontor in Köln näherten sich die Architekten der Lösung dieser Fragestellung. Unter der Vielzahl von Ziegeln in unterschiedlichen Ausfugungsbemusterungen trafen sie eine Auswahl von vier Produkten. Gemeinsam mit dem Bauherrn entschieden sie sich schließlich für den Terca-Wasserstrichziegel „Moran“ von Wienerberger und dessen Pastell-Rot-Orange-Schattierungen mit weißer Schlämme.
Diese Farblichkeit in Kombination mit der handwerklichen Wirkung des Ziegels durch seine raue Wasserstrich-Oberfläche erfüllte die hohen Anforderungen der Architekten an die Anmutung der Fassaden.
Vervollständigt wurde das Konzept durch die Farbgestaltung der Fugen, die teilweise Ton in Ton und teilweise farblich differenziert angelegt waren. Speziell abgestimmt auf die Farbnuancierung des Ziegels überzeugte der Fugenmörtel des Herstellers Mörtel-Mix im NCS-Ton „S2020-Y70R“. Im Bereich der zurückversetzten Staffelgeschosse wurde dieser aufgehellt, um eine Leichtigkeit zu erzielen.
Fassadenkleid überzeugte
Für die Fassadenornamente dagegen wurde der Ton abgedunkelt, um diese kräftiger erscheinen zu lassen. Nach der Bemusterung des so zu erzeugenden Farbspiels legten die Baubeteiligten schließlich in mehreren Abstimmungsrunden auf der Baustelle die endgültige Ausführung fest. Im Ergebnis überzeugt das Fassadenkleid mit seiner feinen Farbvarianz, die durch das Schattenspiel der Ziegelreliefs und die Abstufung der Fugenfarben entsteht.
Neben ihrer Bedeutung für den öffentlichen Raum überzeugte die Ziegelfassade den Bauherrn durch ihre wertige Wirkung und Farbechtheit, die Robustheit und Langlebigkeit sowie den geringen Pflegeaufwand.
AutorJan Wieseler ist Leiter Innovation bei Wienerberger in Hannover.