Faszination Farbe
Deutscher Fassadenpreis 2009 in Münster verliehen
Jeder der elf Preisträger des Ende September in Münster verliehenen Deutschen Fassadenpreises 2009 zeigt die Vielfalt und die Kraft der farbig gestalteten Gebäudehülle auf eigene Art und Weise. Die Fotos aller Preisträger finden Sie im Internet unter www.bauhandwerk.de am Ende dieser Meldung.
Die eine hat sich einen Nadelstreifenanzug in Graunuancen übergestreift, die andere begegnet ihren kleinen Nutzern mit einer satten Farbpalette und die nächste macht in Ochsenblutrot klar: Historie und Gegenwart können zu einer mitreißenden Komposition verschmelzen. Diese drei Fassaden haben in ihrer Unterschiedlichkeit Wesentliches gemeinsam: Sie demonstrieren, mit wie viel Esprit und Können Farbgestalter und Maler Jahr für Jahr das Potenzial von Architektur und Farbe ausschöpfen und immer neue Interpretationen finden. Und: Alle drei Gebäude haben beim Deutschen Fassadenpreis 2009 den ersten Platz in ihrer jeweiligen Kategorie errungen. Belohnt für ihr Engagement, eine gelungene Planung und perfekte handwerkliche Ausführung wurden im diesjährigen Wettbewerb acht weitere Einreichungen. Insgesamt vergab die Jury unter den mehreren hundert Teilnehmern jeweils drei erste und zweite Preise, einen dritten Preis, zwei Anerkennungen, einen Förderpreis sowie einen Sonderpreis in insgesamt vier Kategorien. Zusammen wurden in der 18. Ausschreibung des von Brillux ausgelobten Deutschen Fassadenpreises 16 500 Euro Preisgelder vergeben. Der aktuelle Wettbewerb wurde mit der Auszeichnung der Gewinner am 23. September auf Gut Havichhorst bei Münster beschlossen.
Wohn- und
Geschäftshäuser
Die beiden besten Gebäude in der Kategorie Wohn- und Geschäftshäuser könnten unterschiedlicher nicht sein. Ein neues Einfamilienhaus in Saarbrücken macht in Form, Materialität und Oberflächenfarbigkeit eine ungewöhnlich klare und in sich stimmige Aussage – und erhielt dafür einen der beiden zweiten Preise. Insgesamt vier fein ausgewählte Weiß- und Grautöne betonen die Aufteilung. Für diese Arbeit wurden der ausführende Betrieb STASS „Der Stuckateur“ und der Architekt Markus Ott, beide aus Saarbrücken, ausgezeichnet.
Über einen weiteren zweiten Preis freuen sich der Malerbetrieb Graßl aus Siegenburg und das Architekturbüro Michael Naumann aus Regensburg. Dort ist durch eine selbstbewusste Farbplanung und die überzeugende Umsetzung an der Fassade eine Wohnanlage entstanden, die Heiterkeit und Wertigkeit verströmt. Akzentuiert wird die Fassade durch das verglaste Treppenhaus.
Einen Förderpreis gab es für die sehenswerte energetische Sanierung einer Klinkerfassade im Hamburger Stadtteil Barmbeck für den Malerbetrieb John Lewien und das Büro Kitzmann Architekten (beide aus Hamburg).
Öffentliche Gebäude
Eine stimmige Nahwirkung bietet die farbige Gestaltung der Kindertagesstätte in Neuss-Reuschenberg. Das Bild einer Stadt mit kleinem Platz ist das Grundmotiv. Der Baukörper ist zur Straßenseite hin aufgebrochen und zeigt einen erfrischenden Blickfang: Dort stülpt sich die Gebäudeecke schützend über ein farbig belebtes Häuschen aus Holz, das den Maßstab der Nachbarschaft aufgreift. Sechs Bunttöne, ein Weiß- und ein Grauton bilden die auf den ersten Blick gewagte Farbpalette. Hierfür erhielt der Betrieb Maler Weiß aus Essen und das Düsseldorfer Atelier Fritschi – Stahl – Baum Architekten den ersten Preis.
Industrie- und Gewerbebau
Die Firma Scheiba ging bei der Sanierung, Wärmedämmung und Erweiterung des Firmengebäudes einen mutigen Schritt weiter und gab dem gesamten Firmengebäude ein durchgängiges Streifenkleid in fünf verschiedenen warmen Grautönen. Der Meisterschaft der Farbplaner ist es zu verdanken, dass der Entwurf nicht nur plakativ, sondern in jeder Hinsicht ausgewogen und reizvoll ist: Die Streifenbreiten – von massiven Adern bis zu feinen Strichen handwerklich perfekt ausgeführt – sind akribisch ausbalanciert und fein rhythmisiert. Für die bemerkenswerte Ausführung dieser Arbeit erhielt die Firma Santec Farbkonzepte zusammen mit den Planern von Habicht & Habicht, beide aus Düsseldorf, den ersten Preis.
Eine Anerkennung ging für die Ausführung der Malerarbeiten an der Zeche Minister Achenbach in Lünen an den Ulrich Tomsen Malerbetrieb aus Lünen und für die Planung an die SchürmannSpannel AG aus Bochum.
Historische Gebäude
und Stilfassaden
Wie viel Neues verträgt eine denkmalgeschützte Fassade? Auf diese Frage fand Malermeister Maik Köhler aus Clausthal-Zellerfeld eine so ungekünstelte wie wirkungsvolle Antwort. Mit dem Fassadenfarbkonzept und einer präzisen Ausführung für ein mit Holz verschaltes Mehrfamilienhaus aus dem Jahr 1892 mit Geschäftsanbauten in seiner Heimatstadt gelang ihm eine Leistung, die mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde. Die Leitfarbe – ein kräftiges Ochsenblutrot – hebt das Gebäude aus seiner Anonymität, ohne dabei die historische Herkunft zurückzudrängen. Die Jury war vor allem von den sorgfältig herausgearbeiteten farbigen Bezügen und der Präzision der handwerklichen Arbeit beeindruckt.
Ein zweiter Preis ging für die in Grün, Weiß und Rot recht gewagte Neufassung der Fassade einer in den 1930er Jahren in Frankfurt an der Oder erbauten Villa an den ortsansässigen Malermeister Clemens Noreisch. Dieser führte mit seinem differenzierten Farbentwurf die ungewöhnlichen Töne mit der zeittypischen Architektur harmonisch zusammen.
Einen dritten Preis gab es für die vorbildliche Wiederherstellung der Jugendstilfassade eines 1908 in Nürnberg erbauten Wohnhauses für die Malerwerkstätten Heinrich Schmid GmbH & Co. KG aus Zwickau und das Büro Baum Meyer Nagel + Partner Architekten aus Nürnberg. In aufwendiger Kleinarbeit haben die Maler anhand historischer Schwarz-Weiß-Fotografien und einer aquarellierten Farbvorlage aus dem Baujahr das frühere Aussehen rekonstruiert und mit viel handwerklichem Können umgesetzt. Das Ergebnis: eine beispielhafte historische Fassadengestaltung, bei der Farbigkeit, Dekoration und Gesamteindruck dem Originalzustand ziemlich nahe kommen dürften.
Eine Anerkennung erhielt die Ingo Wagner GmbH aus Berlin für die Sanierung eines Berliner Wohnhauses. Die Fassade wurde dabei in dezenter, warmer Steinfarbigkeit Ton in Ton gestaltet.
Sonderpreis für eine
farbige Raumskulptur
Einen Sonderpreis vergab die Jury für die begehbare Installation „fliegende Ausstellung“, die durch ihren spielerischen Umgang mit Farbe seit 2008 in verschiedenen Städten Aufsehen erregte, an die Augsburger Zimmerei Bernd Schmid sowie an den Architekten Andy Brauneis in Zusammenarbeit mit Nicolette Baumeister (Kommunikationsmodule) und Christian Baumeister (Tragwerksplanung).
Die nächste Runde
Handwerksbetriebe, Architekten, Farbgestalter und Hausbesitzer sind schon jetzt eingeladen, beim nächsten Deutschen Fassadenpreis ihre in diesem Jahr fertig gestellten Gebäude ins Rampenlicht zu rücken.
Im kommenden Jahr schreibt Brillux seinen Preis dann zum 19. Mal aus. Teilnahmeunterlagen können ab Anfang 2010 bei Brillux per Fax unter 0251/7188-439 oder per E-Mail unter info@fassadenpreis.de angefordert werden.