Virtuose Farbgestalter
Verleihung des 21. Deutschen Fassadenpreises
So viele Preisträger gab es noch nie: Der 21. Deutsche Fassadenpreis schloss im September mit Auszeichnungen für 21 Teilnehmerobjekte in sieben Wettbewerbssparten ab. Das Können der Gewinner in den unterschiedlichsten Disziplinen der Fassadenfarbgestaltung wurde mit insgesamt 20 000 Euro Preisgeldern belohnt.
Wohn- und Geschäftshäuser
Ganz vorn platziert hat sich in dieser Sparte ein neu erbautes Mehrfamilienhaus auf einem ehemaligen US-Army-Gelände in Neu-Ulm. Durch eine bauliche Gliederung der Fassade und ein kluges Farbkonzept aus hellem Grau für öffentliche Blickfelder und warmem Orange für Privates, wie Loggien und Innenhof, glückte die Individualisierung des Standard-Baukörpers. Dieser 1. Preis geht zu gleichen Teilen an den Stuckateurbetrieb Heiter aus Aalen, den Bauherrn und Eigentümer die Familiengesellschaft WM GbR Prof. Gerhard Mayer aus Ulm, den Baubetreuer NUWOG – Wohnungsgesellschaft der Stadt Neu-Ulm und den Architekten, Florian Krieger aus Darmstadt.
Der 2. Preis belohnt die Leistungen von Rene Nestler Stuckateurmeisterbetrieb und vom Büro as Planungsgesellschaft (beide Pforzheim). Sie schufen eine repräsentative Fassadengestaltung für den Erweiterungsbau eines Pforzheimer Seniorenzentrums. Hinter der gewellten, mit farbigen Guckkästen akzentuierten Gebäudehülle verbergen sich hochwertige Eigentumswohnungen für das selbstbestimmte Wohnen im Alter.
Ein überraschendes Konzept der Firma Torsten Broer Malermeister aus Schwerte für die Belebung eines finsteren, unattraktiven Hinterhof-Ensembles in Schwerte erhielt von der Jury den 3. Preis. Verschiedenfarbige horizontale Linien ziehen sich wie ein Klebestreifen quer über das oberste Geschoss und lassen Freundlichkeit in den Hinterhof einziehen.
Öffentliche Gebäude
Wo früher Waschbetongrau und verschmutzte Klinker die Sichtfläche prägten, bestimmt jetzt eine aus Farbbauklötzen komponierte Silhouette die positive Anmutung eines Plattenbaus in Berlin-Hellersdorf. Der plastische und konsequente Einsatz der Gestaltungsidee war der Jury einen 1. Preis wert. Die Auszeichnung teilen sich der Bauherrn, der HVD Humanistischer Verband Deutschlands, das Planungsbüro, die aptoPlan Ingenieurgesellschaft, die Gestalter SMAQ in Zusammenarbeit mit den Künstlern Rodney LaTourelle & Louise Witthoeft sowie die Handwerker Jahns & Jahns Malereibetriebe (alle Berlin).
Der 2. Preis prämiert eine Kindertagesstätte. Auffallend an diesem Dresdener Neubau sind die Einschnitte und Ausstülpungen des in Holzbauweise errichteten, quadratischen Baukörpers. Sie machen die Nutzungen im Innenraum ablesbar und wurden farblich differenziert – kindgerecht und plakativ. Die Firma Steffen Fischer Malermeister und Stellwerk Architekten, beide Dresden, erhielten die Auszeichnung.
Die Würzbachhalle, eine Sport- und Mehrzweckhalle im saarländischen Blieskastel, schmiegt sich in den Grüngürtel eines Bachtales. Die farbige Fassadengestaltung in Erdtönen integriert den Neubau in diese Umgebung und nimmt den Komplex in seinen Dimensionen zurück. Das Preisgericht erkannte diese gelungene Arbeit mit einem 3. Preis an die Firma Ziehmer Maler + Stuckateur aus Heusweiler und das Architekturbüro Morschett aus Gersheim an.
Industrie- und Gewerbebauten
Den 1. Preis in dieser Sparte holte sich der markante Auftritt des neuen Verwaltungsgebäudes der Stadtwerke Lemgo. Die Fassadenfarbgestaltung in Anthrazit und Weiß unterstreicht die dynamische, progressive Aussage des passivhauszertifizierten Gebäudes. Die Ehrung teilen sich die Bauherrin, die Stadtwerke Lemgo, mit dem Malerbetrieb Quast und h.s.d. Architekten, beide ebenfalls aus Lemgo.
Ein sprechendes Fassaden-Layout in Koblenz sicherte sich den 2. Preis. Das Landschaftsbauunternehmen Nuppeney Grünanlagen ließ dort sein baulich unspektakuläres Firmengebäude von Maler Schieß Meisterbetrieb nach einem Entwurf des Architekten Jens J. Ternes (beide Koblenz) farblich und CI-gerecht inszenieren – mit grünen und grauen Linien, die schnell an Gräser und Gehölze denken lassen.
Historische Gebäude und Stilfassaden
Auch bei historischen Gebäuden und Stilfassaden sind architekturgerechte, dabei schöpferische Farbinterpretationen möglich. So hat in Oschersleben der ortsansässige Malerbetrieb Hasselmann ein gründerzeitliches Bürgerhaus mit einer feinen Komposition aus Weiß und Grau zum Leitfarbton Veroneser Grün frisch gemacht. Die couragierte und überaus wohlklingende Farbtonabstimmung wurde mit dem 1. Preis an den Malerbetrieb honoriert.
Ein Fachwerkhaus mit einer ungewöhnlich ornamental verzierten Schaufassade zeigt sich nach aufwendigen Sanierungsarbeiten mit neuer Vitalität – und einer liebevoll abgestimmten Farbfassung aus Erd-, Weiß- und Grautönen. Den 2. Preis für diese Arbeiten an einem Gutswohnhaus in Recklinghausen verlieh das Preisgericht an Malermeister Herbert Behrendt aus Oer-Erkenschwick und Architekt Thomas Serwe aus Recklinghausen.
Energieeffiziente Fassadendämmung
Fest etabliert hat sich mittlerweile die Wettbewerbskategorie der Energieeffizienten Fassadendämmung. Auch in diesem Jahr zeigten Handwerker und Planer hier zum Teil spektakuläre Fassadenverwandlungen: In Hamburg-Iserbrook wurde ein energetischer Quantensprung mit einer optischen Komplettverwandlung gekrönt: Ein 14-geschossiges Hochhaus aus den 1970er-Jahren erhielt neben einem durchdachten Wärmeschutz ein plastisches Fassadenrelief aus Putz und Aluminiumverbundplatten in Sand-, Rot-, Grau- und Schwarztönen. Das Urteil der Jury fiel einstimmig aus: Der 1. Preis gebührt in dieser Kategorie ALAS Hochbau und dem Büro nps tchoban voss, Architektur und Städtebau (beide Hamburg).
Auch der 2. Preis belohnt ein Sanierungsprojekt in der Elbestadt, bei dem die Dämmung sehr geglückt mit einer fröhlichen Fassadengestaltung in Schwarz, Gelb, Weiß und Grau verbunden wurde. Für die Aufwertung der rund vierzig Jahre alten Wohnanlage geht die Auszeichnung an die Bauherrin, die Hanseatische Siedlungsgesellschaft aus Hamburg), den Malereibetrieb Dinger (ebenfalls Hamburg) und die H. J. Rath Handelsgesellschaft Malerei aus Hohenaspe sowie das Büro Huke-Schubert Berge Architekten (Hamburg).
Ein ansprechendes plastisches Äußeres erhielt eine Wohnanlage in Schopfheim bei Lörrach, die ebenfalls in den 1970er-Jahren erbaut worden ist. Mit Farbfeldern in Weiß, Schokolade und Grau sowie dem sichtbaren Einsatz unterschiedlicher dicker Dämmplatten gewinnt die Sichtfläche Profil. Der 3. Preis würdigt die-
se Teamleistung der Städtischen Wohnbaugesellschaft Lörrach als Bauherrin, des Malerbetriebs Göring aus Maulburg sowie von Wilhelm und Hovenbitzer und Partner Freie Architekten aus Lörrach.
Förderpreise
Seit der Künstler und Graffiti-Spezialist Martin Heuwold die Untersicht einer unscheinbaren Eisenbahnbrücke gestaltet hat, ist Wuppertal um eine Attraktion reicher: Die „Lego-Brücke“ scheint von über-
dimensionalen, in Volltönen gemalten Bausteinen gestützt zu werden. Idee und Ausführung honoriert der Wettbewerb 2012 mit einem Förderpreis an den Künstler und sein Büro MEGX aus Wuppertal.
Eine eindrucksvolle Fassadengestaltung ist beste Werbung am Firmensitz: Diesen Beweis tritt der Cuxhavener Betrieb Rudolf Süß Malerei und Gerüstbau am eigenen Neubau an. Zusammen mit dem Künstler Oliver Kray aus Berlin entwickelte er eine Gestaltung, die mit Variationen der Firmenfarbe und dem ungewöhnlichen Frakturschriftzug des Firmennamens spielt. Beide Beteiligten können sich dafür über einen Förderpreis freuen.
Sonderprämierung Österreich
Komplettiert wird das Siegerfeld durch einen Preisträger, der die neue Sonderprämierung für sich entschied: Die großvolumige Produktionshalle für Wurstspezialitäten der Firma Wiesbauer in Wien, nahe einer Autobahn gelegen, nimmt mit ihrer Fassadengestaltung die eigenen Produkte unter die Lupe. Abstrahiert grafisch in der Firmenfarbe Türkis ausgeführt, wird die riesige Fassadenfläche mit Makrodesigns von Wurstscheiben belebt. Die neue Sonderprämierung zeichnet für die handwerklich anspruchsvolle Ausführung die REKO Beschichtungstechnik und für den Entwurf das Büro pla.net architects (beide Wien) aus.
Nächste Ausschreibung startet im Februrar 2013
Der 21. Deutsche Fassadenpreis ist Geschichte – der 22. Deutsche Fassadenpreis kommt. Handwerksbetriebe, Architekten und Farbgestalter sowie Bauherren sind eingeladen, beim Wettbewerb 2013 ihre Objekte des Baujahres 2012 im Forum antreten zu lassen. Teilnahmeunterlagen können ab Februar 2013 bei Brillux angefordert werden. Infos und Teilnahmebedingungen gibt es online unter www.fassadenpreis.de