WDV-System im Detail
Den Details wird beim Wärmedämmverbundsystem meist weniger Aufmerksamkeit gewidmet, als der Fläche. Welche Details am WDVS zu Schäden führen und wie man diese so ausführen kann, dass die Fassade dauerhaft schön und schadenfrei bleibt, zeigt der folgende Beitrag mit Blick auf die verwendeten Profile.
Die eigentlichen Belastungen eines WDV-Systems finden nicht in der Fläche, sondern an anderen Stellen statt: Kanten sind Stoßbelastungen ausgesetzt. An den Ecken von Öffnungen bilden sich Kerbspannungen. Bewegliche Bauteile wie Fenster und Türen lösen Bewegungen und Erschütterungen aus, die unschädlich aufgenommen werden sollen, ohne dass Undichtigkeiten entstehen. Unterschiedliche Temperaturausdehnungen und unterschiedliches Materialverhalten führen zu Bauteilbewegungen, die durch Dehnfugen, Gleitlager oder entsprechende Anschlüsse ausgeglichen werden müssen. Bei der sicheren Ausführung dieser Details sind die richtigen Profile unverzichtbar.
Profile für WDV-Systeme
Profile für Wärmedämmverbundsystem können grob in drei Kategorien einteilt werden:
1. Profile, die zur Montage oder als Abschluss der Wärmedämmung verwendet werden, wie zum Beispiel Halte- oder Verbindungsleisten oder die meisten Sockelprofile. Sie helfen dem Handwerker bei der Montage und Sicherung der Dämmung.
2. Profile, die auf der Wärmedämmung eingesetzt und eingeputzt werden. Sie ermöglichen saubere und dauerhafte Ausbildung von Putzkanten und Putzabschlüssen. Dazu gehören zum Beispiel Gewebe-, Kanten-, Anschluss- oder Abschlussprofile. Sie erfüllen die typischen Aufgaben von Putzprofilen, sichern Ecken und Kanten, bilden Abtropfkanten und sorgen für eine gute Optik.
3. Profile, die auf und zwischen den Dämmplatten angeordnet sind, wie die meisten Dehn- und Bewegungsfugenprofile. Sie ermöglichen Bewegungen und sorgen gleichzeitig für die Dichtheit des Details.
Details und ihre Funktionen
Alle diese Profiltypen tragen zusammen wesentlich zur Funktionstüchtigkeit des Wärmedämmverbundsystems bei. Doch erst die richtige Verarbeitung der Profile macht sie so wertvoll. Dazu haben Hersteller wie Protektor genaue Musterdetails erarbeitet, die die korrekte Anwendung zeigen. Dabei spielen immer wieder die gleichen Anforderungen eine Rolle. An erster Stelle steht die Wärmedämmfunktion der Fassade, die durch Details so wenig wie möglich beeinträchtigt werden darf. Wärmebrücken werden also vermieden oder wenigstens minimiert. Gleichzeitig muss die Winddichtigkeit der Fassade sichergestellt werden. Natürlich ist es auch entscheidend, das WDVS vor dem Eindringen von Feuchtigkeit zu schützen. Daher werden Anschlüsse und Details so dicht ausgebildet, dass sie auch Schlagregen standhalten. Zusätzlich ist auch zu berücksichtigen, dass Gebäude nicht so unbeweglich sind, wie es auf den ersten Blick erscheint. Bauteilbewegungen oder das Schwinden und Kriechen von Betonbauteilen sind Beispiele für eine Art der „dynamischen“ Belastung. Thermische Längenänderungen verursachen Bewegungen von Bauteilen, die durch Gebäude-Dehnungsfugen ausgeglichen und natürlich auch im WDVS weitergeführt werden müssen. Auch immer größere Fenstermaße bei gleichzeitig dunkleren Fassaden und Rahmenfarben verstärken die thermische Dynamik.
Kritische Stellen und Lösungen
Bei der Ausführung der Arbeiten am WDVS sollte der Handwerker dabei auf folgende Stellen der Fassade achten, in denen die Details besonders sorgfältig ausgebildet werden müssen:
1. Der Anschluss zwischen Laibung und Fenster- beziehungsweise Türrahmen
2. Die Übernahme von Bauwerks-Dehnfugen im WDVS
3. Die Übernahme von Deckengleitlagern im WDVS
4. Die Dachanschlüsse
5. Die Anschlüsse an angrenzende Bauteile
6. Die Sockelausbildung und die Ausbildung von Überständen
7. Eckbereich von Öffnungen
8. Bauteilkanten und -abschlüsse
Während die letzten drei Punkte weitgehend bekannt sind und häufiger korrekt gelöst werden, wird den ersten fünf Details in der Ausführung auf der Baustelle immer noch zu wenig Beachtung geschenkt. Die Schäden, die entstehen, wenn mögliche Bauteilbewegungen behindert und die daraus resultierenden Spannungen nicht aufgenommen werden können, sind aber gravierend.
Der Anschluss zwischen Laibung und Fenster- beziehungsweise Türrahmen ist eines der kritischsten Details. Hier ist einerseits die Dichtigkeit gegen Wind und Schlagregen wichtig. Diese bleibt aber auf Dauer nur dann erhalten, wenn die Bewegungen und Kräfte, wie sie beim schwungvollen Schließen der Fenster entstehen, sicher ausgeglichen werden.
Eine Lösung ist das Laibungsprofil 2D 3722 von Protektor, das für alle zugelassenen WDV-Systeme geeignet ist. Das Profil nimmt die Zug-, Druck- und Scherkräfte auf, die durch die Bewegung der Fenster- und Türrahmen entstehen und gleicht Bewegungen bis zu 4 mm sicher aus.
Weitere entscheidende Details sind alle Dehnungs- und Bewegungsfugen des Rohbaus. Sie müssen selbstverständlich im WDVS übernommen werden. Hier werden WDVS-Dehnfugen-Profile eingesetzt, die geplante Bewegungen ermöglichen. Protektor bietet dazu Profil-Varianten mit Bewegungsmöglichkeiten bis zu +/- 5 mm an.
Die größte Sorgfalt braucht der Handwerker bei der Übernahme eines gleitenden Deckenlagers – die Stelle, an der die Stahlbetondecke auf das Mauerwerk aufgelegt wird. Hier treffen zwei verschiedene Bauteile aufeinander, die sich unterschiedlich verhalten und ausdehnen. In diesem Bereich kommt es zu horizontalen Verschiebungen. Um Rissen vorzubeugen, muss auch das WDVS an dieser Stelle ein Gleitlager aufweisen, das eine horizontale Bewegung ermöglicht. Mit der entsprechenden Profilkombination aus Unterteil, Sockelprofil und gelochtem Aufsteckprofil kann dieses sensible Detail perfekt ausgeführt werden.
Autorin
Dipl.-Ing. Doris Pfeffermann betreibt ein Büro für Technik, Marketing und Coaching in Berlin und ist als Fachjournalistin unter anderem für die Zeitschrift bauhandwerk tätig.
Die größte Sorgfalt braucht der Handwerker bei der Übernahme eines gleitenden Deckenlagers