Fenster aus Holz und Guss erhalten
Fenster aus Holz und Gusseisen sind Zeugnisse höchster Handwerkskunst. Leider wurden sie oft gegen wenig gut gestaltete Fenster aus Kunststoff ausgetauscht. Dabei gibt es sehr alte Holzfenster, deren kerngesundes Holz unter vielen blätternden Farbschichten verborgen ist. Man muss sie nur fachgerecht Aufarbeiten.
In jeder Region finden sich erhaltungswürdige Fenster unterschiedlicher Konstruktion und Form. Sie können aus einem oder mehreren Flügeln, mit oder ohne Oberlichter bestehen. Kastendoppelfenster waren schon immer eine gute Lösung als Wärmedämmung. Zudem sind historische Fenster von Sprossenaufteilungen und aufwendigen Profilierungen sowie kunstvollen Beschlägen geprägt. Nicht nur am Denkmal, sondern auch an anderen alten Gebäuden leben diese Fenster noch lange als besonderer Blickfang und mit weiteren Vorteilen weiter.
Entfernung alter Farbschichten
Die Aufarbeitung alter Fenster aus Holz beginnt mit der schonenden Entfernung der alten Farbschichten. Bisher kamen hierfür unterschiedliche Abbeizer oder der klassische Malerabbrennfön zum Einsatz. Mit beiden Methoden müssen jedoch viele Nachteile in Kauf genommen werden. Zu unterscheiden ist, ob die Fenster porenrein für eine farblose neue Beschichtung, oder für eine deckende farbige Lackierung vorbereitet werden sollen. Sandstrahlen wird von den Denkmalbehörden dafür abgelehnt.
Mit für die Umwelt unbedenklichen Abbeizern kann man durchaus zufriedenstellende Ergebnisse erzielen, die aber sehr arbeitsaufwendig sind. Entfernte Farbe ist immer Sondermüll und muss vorschriftsmäßig entsorgt werden. Wird zur Entfernung alter Anstriche ein Fön benutzt, kommt es bei alten Bleiweißfarben unvermeidlich zu Ausdünstungen, die erhebliche gesundheitliche Schäden verursachen können. Davor bietet eine einfache Maske keinen ausreichenden Schutz. Zu nennen sind auch mögliche Verbrennungen am Holz und Glasschäden.
Speedheater heißt ein Abbrenngerät auf Infrarotbasis aus Schweden mit vielen Vorteilen für die Entfernung alter Lackschichten. Damit können dicke Farbschichten schonend ohne schädliche Dämpfe porenrein problemlos entfernt werden. Die glatt bleibenden Oberflächen kann man sofort ohne Anschleifen grundieren. Der Hersteller bietet eine Vielzahl von Spezialwerkzeugen passend für diese Arbeiten am Fenster an wie unterschiedliche Schaber mit Klingen, um Profile abzuziehen, und Eisen zum Entfernen des dabei erweichten Kittes.
Die Entfernung alter Acrylfarben ist für einen Neuaufbau mit Leinölfarben unbedingt erforderlich. Das gilt auch bei neuen Fenstern für eine werkseitige Grundierung mit solchen Farben. Die Holzfeuchte darf bei Nadelhölzern 15 Prozent und bei Laubhölzern 12 Prozent in 5 mm Tiefe gemessen nicht überschreiten (VOB/C DIN 18363 Maler- und Lackierarbeiten, Abschnitt 3.1.1). Die unterschiedlichen Tropenhölzer verlangen eine besonders intensive Vorbehandlung, besonders bei Meranti. Das kann Auswaschen und Ausbürsten mit Nitroverdünnung sein. Hier ist ein „Blocker“ als Sicherheitsgrundierung nach Vorgabe des Farbenherstellers immer erforderlich. Aber auch bei Eichenholz können austretende schädliche Inhaltstoffe die Lackierung schädigen.
Als konstruktiver Holzschutz sollten alle scharfen Kanten ausreichend abgerundet werden. Der Wasserablauf muss gewährleistet sein und nicht vorgestrichene Teile dürfen keinesfalls so verbaut werden. Hirnholzflächen müssen ausreichend getränkt sein.
Anstriche mit Leinölfarben
Als Anstrichmaterial sollten bei der Aufarbeitung historischer Fenster auch historische Farben eingesetzt werden. Durch Jahrhunderte bewährte Ölfarbenrezepturen führen zu einer optimalen Diffusionsfähigkeit. Solche Leinöl- und Leinölstandölfarben blättern nicht ab. Sie platzen und reißen auch nicht. Mit Zusätzen von lichtechten, wetterfesten und natürlich ungiftigen Pigmenten sind diese Farben auch heute richtig verarbeitet eine gute Lösung. Der Maler braucht sich diese Farben heute nicht mehr selbst anzurühren, denn Hersteller liefern diese Produkte sowohl als Lasuren, als auch in den typischen denkmalgerechten Farbtönen der unterschiedlichen Regionen. Der Maler sollte aber zwischen reinen Leinölfarben und solchen, die nur Leinölzusätze enthalten unterscheiden.
Der Aufbau des neuen Anstrichs beginnt mit einer gut eindringenden Leinölfirnisgrundierung. Der Grundstoff Leinöl, dessen Moleküle etwa 50 Mal kleiner als solche von Kunstharzen sind, kann in kleinste Holzporen tief eindringen. Eine klassische Grundierung wird mit einer Mischung aus 50 Prozent Leinölfirnis und 50 Prozent Balsamterpentinöl ausgeführt. Es kann aber auch mit niedrigviskosem hochwertigem Leinölfirnis ohne Verdünnerzusatz grundiert werden. Hier muss nicht eingedrungenes Material abgewischt, oder mit dem Japanspachtel glatt von der Oberfläche abgezogen werden.
Die Trockenzeiten für die oxydative Trocknung müssen immer pro Anstrich eingehalten werden. Als Grundregel sollten 24 Stunden gelten. Bei einem Zwischenschliff dürfen Kannten und weitere Teile keineswegs durchgeschliffen werden. Der Aufbau hat immer von mager zu fett zu erfolgen. Voranstriche sind immer höher pigmentiert als Schlussbeschichtungen. Zur besseren Wetterbeständigkeit und Glanzhaltung empfiehlt sich der Zusatz von bis zu 15 Prozent Standöl. Erfahrene Hersteller haben Leinöl mit natürlichen Zusätzen wie Tungöl, Harttrockenöl und unbedenklichen Trockenstoffen für eine bessere Praxis ergänzt und auch verbessert.
Farblose Beschichtungen auf Leinölbasis müssen immer ausreichende Zusätze lichtechter Lasurpigmente als Lichtschutz enthalten. Moderne starkfarbige Abtönpasten eignen sich dafür nicht immer. Je höher der Pigmentzusatz, um so besser ist der Lichtschutz. Zu dunkle Lasuren heizen sich zu sehr auf. Der beliebte Farbton „Ebenholz“ muss deshalb abgelehnt werden. Das gilt auch für deckende zu dunkle Anstriche. Auch hier sollten nur helle und nicht zu dunkle Farbtöne eingesetzt werden. An der Wetterseite darf es durchaus ein Schlussanstrich mehr sein.
Bei den Anschlussfugen am äußeren Mauerwerk und an den Fensterbänken wird oft die Grundierung vergessen. Die Hersteller liefern hierfür bewährte Produkte in vielen Farbtönen. Die Bezeichnung „überstreichbar“ sollte hier nicht immer wörtlich genommen werden. Silikonfugenmassen sollten hier generell nicht zum Einsatz kommen. Alle hier beschriebenen Techniken können natürlich auch an weniger alten Fenstern eingesetzt werden.
Neue Verglasung und Beschläge
Eine neue Isolierverglasung ist oft nach der Aufarbeitung unverzichtbar. Dafür müssen die Falzen ausreichend tiefer gefräst werden. Anstatt einer Kittfalz sollten allseitig grundierte und vorgestrichene, möglichst profilierte Leisten eingesetzt werden. Für Eckverbindungen sollte die „V-Fuge“ nach Vorschrift des ift Rosenheim selbstverständlich sein.
Soweit möglich sollten die Beschläge für einen rostschützenden Neuanstrich abgebaut werden. Die giftige Bleimennige darf hierzu von Restauratoren nur noch mit einer Sondergenehmigung am Denkmal eingesetzt werden. Eisenglimmer-Leinölfarben sind dafür jedoch ein bewährter Ersatz und auch als Schlussanstrich eine optisch gute Lösung. Eisenglimmer ist in unterschiedlichen Grautönen, grob und fein, sowie rotvioilett lieferbar. Tiefschwarzer Lack ist dafür nicht immer eine gute Lösung. Weniger schöner Beschlag sollte jedoch einen Schlussanstrich im Holzfarbton erhalten. Auf sehr alten Beschlägen kann auch Leinöl als Schutz mit offener Flamme aufgebrannt werden. Diese alte Technik beherrschen jedoch nur noch wenige Restauratoren oder Schmiedemeister. Zudem sollten hier keine Silberbronze und auch keine modernen Kreuzschlitzschrauben zum Einsatz kommen. Ersatz für fehlende Beschläge liefern kompetente Hersteller als historisierende Repliken für alle Stilzeiträume oder nach Vorgabe.
Gute Entlackungsbetriebe entfernen heute dicke Farbschichten vollautomatisch porenrein in Sprühkabinen oder thermisch. Hier erfolgt eine gründliche Nachreinigung, Neutralisation und die erforderliche Trocknung, sowie umweltgerechte Abwasserbehandlung und Entsorgung.
Aufarbeitung von Gusseisenfenstern
Erhaltungswürdige Gusseisenfenster bedürfen sorgfältiger Entrostung und Rostschutzgrundierung. Wird neu verglast, ist vorher Sandstrahlen und sofortige Grundierung die beste Lösung. Ansonsten muss von Hand mit rotierenden Geräten metallisch blank entrostet werden. Auch hier gilt das bereits genannte Verbot von Bleimennige. Als Ersatz können Eisenglimmer und rotes Eisenoxid als Pigment in Leinöl eingesetzt werden. Für eine geforderte Farbigkeit eignen sich farbige Leinölstandölfarben. Leinölkitte erhalten einen Zusatz von Eisenoxidrot.
Autor
Hans Jürgen Ronicke ist Malermeister, Innenarchitekt WKS, Restaurator im Handwerk und freier Autor unter anderem der Zeitschrift bauhandwerk. Er lebt und arbeitet in Wittenberg.
Leinölgetränkte Lappen oder Papier können sich leicht selbst entzünden und müssen daher sicher entsorgt oder aufbewahrt werden