Aufgefrischt und aufgehellt

Innen wie außen werden Hölzer durch natürliche Vergilbung oder Verwitterung aber auch durch Mängel in der Konstruktion oder falsche Beschichtungen geschädigt oder unansehnlich. Zur Aufarbeitung muss der Maler die jeweils geeigneten Materialien und Verarbeitungstechniken kennen.

Die verschiedenen Holzelemente am Bauwerk werden entsprechend ihrem Zweck und der Lage als Außen- oder Innenbauteil gefertigt. Zum Einsatz kommen Laub- oder Nadelhölzer, aber auch Verbundholz steht zum Erhalt an. Schäden entstehen durch Nichtbeachtung des Werkstoffverhaltens von Holz, konstruktive Fehler oder die unsachgemäße Anwendung von Imprägnier- und Beschichtungsmaterial. Der Handwerker hat die Möglichkeiten, nicht nur Schäden einzugrenzen, sondern auch die Holzoptik annähernd wieder herzustellen. Außen können das Verbretterungen, Dachüberstände, Holzböden, Zäune, Türen, Tore, Fenster, Balkonverkleidungen oder Gartenmöbel sein, innen sollen Maler und Schreiner häufig Verbretterungen, Türen, Treppen, Dielen oder Parkett aus Massivholz sowie furnierte Flächen wie Verkleidungen, Möbel und Objekteinrichtungen aufarbeiten.

Vorarbeiten

Zunächst muss fehlender oder schlechter konstruktiver Holzschutz behoben werden. Das kann offenes, ungeschütztes Hirnholz, ungenügender Wasserablauf oder undichte Anschlüsse am Gebäude sein. An Eckverbindungen müssen fehlende V-Fugen fachgerecht ausgeführt werden. Holzkonstruktionen unterhalb nicht gestrichener Sichtbetonflächen werden durch ablaufende Calciumlauge geschädigt.

Sicherheitsgrundierungen (Blocker) sind bei Eiche und Tropenhölzern erforderlich, denn austretende Inhaltsstoffe können vor allem helle Anstriche hässlich verfärben. Rohe Stellen bei Nadelhölzern erfordern eine Grundierung mit Bläueschutz. Alte Acrylfarben können keinesfalls, auch wenn sie noch intakt sind, mit Leinölprodukten überstrichen werden, sondern müssen immer restlos entfernt werden.

Aufhellung außen

Schäden an Verbretterung stehen außen in vielen Quadratmetern zur Aufarbeitung und auch zur Aufhellung an. Sie sind oft fehlerhaft mit farblosen Imprägnier- oder Dickschichtlasuren ohne UV-Schutz behandelt worden. Abwitterungen und ungleiche Vergilbung, beispielsweise unter Dachüberständen und hinter geschlossenen Fensterläden verschandeln manchen Giebel. Aber auch unterschiedlicher Materialauftrag  und Billiglasuren können Verursacher der Schäden sein.

Eine gleichmäßige Aufhellung und Egalisierung kann mit Lasuren oft nicht erreicht werden. Damit ist ledig­lich eine erhebliche Abdunkelung erreichbar. Für ein helles neues Erscheinungsbild bleibt oft nur ein deckender Aufbau, der auch mehrfarbig die Konstruktion unterstreichen kann.

Als Lösung bietet sich eine helle Holzimitation an, zum Beispiel in Kiefer oder heller Eiche. Nach den erforderlichen Vorarbeiten wird in einem hellen Beige grundiert. Die erste stark pigmentierte Lasur bestimmt den Holzfarbton. Die zweite, nur gering pigmentiert, egalisiert die Imitation. Bei nicht maßhaltigen Hölzern sollte nur Material mit nur geringen Schichtdicken eingesetzt werden. Aktuell sind silbrige Lasuren im Außenbereich beliebt, mit denen der Effekt unbehandelten, verwitterten Holzes erreicht werden soll.

Fenster, Türen, Tore, Brüstungen und andere maßhaltige Massivhölzer bedürfen zur Aufhellung sorgfältiger Vorarbeit. Bei  erhaltungswürdigen Teilen ist für das Erreichen des ursprünglichen Erscheinungsbildes die restlose Entfernung der dunklen Lackschichten erforderlich. Statt mit giftigen Abbeizern oder mechanisch mit Schleifmaschinen zu arbeiten, gibt es eine bessere Lösung aus Skandinavien. Mit dem „Speed­heater“-Infrarotstrahler können ohne Beschädigung des Holzes alle Farbschichten und spröder Kitt auf einmal abgezogen werden. Für unterschiedliche Profile erleichtern passende Schaber die Arbeit. Auf den gereinigten Hölzern können wieder Leinölprodukte sowohl lasierend, als auch deckend aufgetragen werden.

Zu dunkle Holzflächen innen

Stark nachgedunkelte Dachschrägen können Maler fachgerecht aufhellen. Nach einer gründlichen Reinigung und dem Anlaugen sind oft keine weiteren Vorarbeiten nötig. Die einfachste Lösung ist eine zweimali­ge Lackierung mit einem matten oder sei­den­glän­zenden Acryllack, der leicht abgetönt sein sollte. Wenn jedoch das Maserbild des Holzes erhalten bleiben soll, ist eine saubere weiße Lasierung empfehlens­wert. Erlaubt das der Untergrund nicht, kann auch eine helle Holzimitation ausgeführt werden. Dazu wird heller Holzgrund streifenfrei aufgebracht und danach in heller Holzart lasiert. Die Maserierung kann auch mit dem „Maserboy“ in Art eines Holzflachschnittes erfolgen.

Massivholz-Zimmertüren und massive Möbel sollten auch mit einem Infrarotstrahler von dicken dunklen Lackschichten befreit werden. Nach dem Feinschliff können Ungleichheiten mit hellen Möbelbeizen leicht egalisiert und angefeuert werden. Als Lackmaterial sind Kombinationen aus Leinöl, Hartöl und Schellack mit Wachszusätzen zu empfehlen. „Gekalkt“ genannte Oberflächen sind optisch nicht nur hell, sondern auch zeitgemäß elegant. Die Technik erfordert jedoch offenporiges Holz, erreichbar durch kräftiges Ausbürsten. Weiße Lasur wird gleichmäßig aufgetragen und ansatzfrei diagonal in die Poren verrieben. Solche Techniken sollten auf Probeflächen geübt werden.

Fußböden aufarbeiten

Auch Fußbodendielen und Parkett können aufgearbeitet werden. Nach dem Entfernen alter Beläge und der Fußleisten müssen Nägel ausreichend versenkt werden. Danach wird das Holz mit einer Trommelschleifmaschine diagonal über Kreuz geschliffen. Für die Randzonen kommt eine kleinere Tellerschleifmaschine zum Einsatz. Bei jedem Schleifgang muss in beiden Maschinen eine immer feinere Körnung benutzt werden. Der Schleifstaub wird aus den Poren sauber abgesaugt. Um Beschädigungen zu reparieren und Nagellöcher abzudecken kann der Maler aus dem Schleif­staub und Holzöl ein Kitt anmischen.

Es darf nur mit tief eindringendem Material grundiert werden. Dafür kommen natürliche Öle, wie Hartöle aus Tungöl und Leinölfirnis zum Einsatz, die die Holzfarbe anfeuern. Klassische Lasurpigmente können zur Egalisierung in geringen Mengen zugesetzt werden. Dem heutigen Zeitgeschmack entspricht eine weiß lasierte Fläche. Sie erinnert an historisch gekalkte Bretter. Es sollte dafür nur nicht vergilbende porenbetonende Acryllasur eingesetzt werden. Als Nebeneffekt wird das natürliche Vergilben  des Holzes gebremst.

Autor
Hans Jürgen Ronicke ist Malermeister, Innenarchitekt WKS, Restaurator im Handwerk und freier Autor unter anderem der Zeitschrift bauhandwerk. Er lebt und arbeitet in Wittenberg.
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