Gefache dauerhaft sanieren
Die Wahl der richtigen Materialien bestimmt das Ergebnis einer Fachwerksanierung

Die Sanierung eines Fachwerkhauses ist eine sensible Angelegenheit. Leider wird auch heute noch wertvolle Substanz kaputtsaniert. Die Gründe hierfür liegen meist in Unwissenheit bei der Wahl der verwendeten Materialien.

„In unserer Praxis haben wir sehr oft mit massiven Schäden an Fachwerkkonstruktionen zu tun, obwohl diese Häuser erst vor wenigen Jahren aufwendig modernisiert oder umgebaut wurden“, sagt Guido Kramp, Geschäftsführer der Firma Kramp & Kramp in Lemgo-Lieme. Stellt sich die Frage woher diese großen Schäden innerhalb eines so kurzen Zeitraumes kommen, wo diese Häuser doch Jahrhunderte bis zur gutgemeinten Sanierung unbeschadet überstanden haben.

Es ist in erster Linie die Wahl der Materialien und das falsche Denken man könne „moderne“ Baustoffe ohne weiteres in den Bestand integrieren. Die Besonderheiten einer Fachwerkkonstruktion und deren bauphysikalische Eigenschaften werden dabei nicht berücksichtigt und das führt zu Schäden.

Die zum Fachwerk passenden Materialien

Es sind drei Baustoffe die der Besonderheit des Fachwerkbaus am besten entsprechen und die sich seit Jahrhunderten bewährt haben: weicher Backstein, Kalkmörtel und Lehm. Sie besitzen die notwendigen Eigenschaften für das Funktionieren einer Fachwerkkonstruktion speziell in der Gefachausmauerung.

Warum ist das so? Das Holz einer Fachwerkkonstruktion ist faktisch ständig Bewegungen ausgesetzt. Die Gefache-Ausmauerung dagegen verhält sich relativ starr. Um das auszugleichen benötigt man einen relativ kleinformatigen Stein und einen weichen Mörtel der die Bewegungen abpuffert. Dabei hat sich ein weichgebrannter Vollziegel als idealer Stein erwiesen. Zum einen weil bei großformatigen Steinen die Gefahr besteht, dass sich die Gefache sehr starr verhalten und Bewegungen nicht zulassen. Dadurch kommt es zu Brüchen und Rissen im Gefach. Zum anderen sind hart gebrannte Klinker durch die hohen Brenntemperaturen so verändert, dass Wasseraufnahme und Transport unmöglich sind. Gleiches gilt auch für Kalksandstein und Porenbeton, da bei diesen Materialien die Wasseraufnahme größer sein kann als abgegeben wird. So entsteht im schlimmsten Fall ein dauerfeuchter Zustand, der das Holz innerhalb kurzer Zeit irreparabel schädigen kann. Zudem öffnet man Holzschädlingen so „Tür und Tor“.

Überhaupt ist der schnelle Abtransport von Feuchtigkeit ein zentrales Thema beim Fachwerk. Lehm beweist sich seit Jahrhunderten als ideales Material für Fachwerkkonstruktionen, denn zu seinen vielen Vorteilen gehört auch Feuchtigkeit vom Holz fern zu halten.

Die Bedeutung der Lattung bei der Gefachsanierung

Gefache aus Lehm lassen sich relativ einfach reparieren. Die zerstörten Bereiche werden gesäubert, aufgeraut und vorgenässt, dann mit geeigneten Lehmbaustoffen wieder verfüllt. Dabei ist es wichtig, die Austrocknungszeiten einzuhalten und gegebenenfalls nachzuverdichten.

Ziegelgefache lassen sich im Vergleich zu Lehm nur bedingt reparieren. Ist das Gefüge des Mauerwerks zerstört, kann ein fachgerechter Gefachaufbau oft nur noch durch eine vollständige Erneuerung erreicht werden.

Die Vorgehensweise einer kompletten Neuausfachung ist bei Lehm- oder Backsteinen gleich. Das Holz sollte vor der Ausmauerung Lufttrocken sein und nicht mehr als 16 Prozent Feuchtigkeit aufweisen. In den Gefachen wird umseitig eine Lattung eingebaut. Bewährt haben sich dabei Trapezleisten aus trockenem Eichenholz, die mit Edelstahlschrauben befestigt werden. Der Abstand zur Außenkante des Holzes sollte nicht mehr als 7cm betragen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Gefach verputzt wird oder Steinsichtig bleibt. Im allgemeinen nimmt man an, dass die Verlattung nur dem verbesserten Halt dient, da ältere Ausmauerungen dazu neigen, aus dem Holzfach heraus zu kippen. Aber sie hat noch weitere wichtige Funktionen. Da es in jedem Fall zu einem Abriss zwischen Holz und Mörtel kommt, schützt sie auch gegen Wind sowie Zugerscheinungen und bewirkt bei hoher Wasserlast wie bei Schlagregen einen Wasserfilm-Abriss der sonst ins Innere der Fachwerkwand durchdringen könnte. Durch das Einlegen von Material aus Naturfaser wie Jute oder Hanfstrick zwischen Leiste und Fachwerkholz kann dieser Schutzeffekt noch unterstützt werden.

Es hat sich bei der Befestigung der Leisten gezeigt, dass Nägel ungeeigneter sind, da sie die Latten schnell spalten können und sich zudem im Laufe der Zeit lösen können. Damit würde die Wirkung verloren gehen.

Ausführung der Gefache bei der Sanierung

Werden die Gefache von außen Verputzt, muss der Stein mindestens 2 cm im Fachwerk zurückspringen um dem Putz genügend Raum geben zu können. Auf keinen Fall sollte der Putz Kissenförmig über den Rand der Fachwerkkonstruktion überstehen, da sonst ein aufsaugen von Feuchtigkeit die Folge sein könnte.

Als Mauermörtel kommt beim Ausmauern der Gefache mit Backstein zementgebundenes Material nicht in Frage. Zum einen werden die Gefache dadurch starr gemacht und können die Bewegungen des Fachwerks nicht ausgleichen oder abpuffern, zum anderen könnten aus Zementmörteln alkalische Salze ausgewaschen werden die Fäulnisprozesse im Holz in Gang setzen.

Ist das Gefache wieder hergestellt empfiehlt sich ein Kellenschnitt entlang der Holzkante. Dabei spielt es keine Rolle, in welcher Bauart das Gefach ausgeführt wurde, Stein oder Lehm, verputzt oder als Sichtmauerwerk. Der Kellenschnitt gibt die Soll-Bruchstelle am Gefach vor. Es wird immer zu einem Abriss zwischen Holz und Mörtel kommen, allein schon durch die Bewegung des Holzes. Leider sieht man oft, dass dabei die Ecken eines Gefaches gebrochen sind. Das lässt sich mit einen Kellenschnitt vermeiden, da dieser genügend Bewegungsfreiheit ermöglicht. Oft gibt es die Angst, dass durch diesen Schnitt Feuchtigkeit in die Konstruktion eindringen könnte – etwa bei Schlagregen. Vor allem wird durch den Schnitt jedoch das Abtrocknungsverhalten beschleunigt.

Zudem braucht der Kellenschnitt nicht Tiefer als 3 mm zu sein, um seine Wirkung zu erzielen. Tiefere Schnitte sind wegen der oft unregelmäßigen Kanten und Seitenflächen der Balken in der Praxis ohnehin kaum durchführbar.

Mit Kalk verputzte Gefache

Werden Gefache verputzt, ob Lehm- oder Steingefache, bewährt hat sich auf beiden Oberflächen ein Kalkputzsystem. Der Aufbau beginnt mit einem Netzartig aufgetragenen Spritzbewurf, dann folgt ein Unterputz bis zu einer Schichtdicke von 1,5 cm. Als Abschluss wird ein eher dünnschichtiger Oberputz in einer Dicke von 5 mm aufgetragen. Wichtig ist es dabei, die Trocknungszeiten einzuhalten und für genügend Verkrallung zwischen den einzelnen Putzschichten zu sorgen. Auch hier gilt: Das Bindemittel Zement ist ungeeignet. Für eine durchschnittlich bewitterte und beanspruchte Wand ist der handwerklich hergestellte Verbund zwischen Mauerwerk und Putz absolut ausreichend. Das oft empfohlene Aufbringen eines Putzträgers ist nicht notwendig.

Fazit: Fachwerkhäuser „funktionieren“ seit Jahrhunderten und geben Menschen Raum für individuelles Wohnen. Es kommt darauf an, bei Sanierungen und Umbauten die richtige Wahl bei den verwendeten Materialien zu treffen und auf die Besonderheiten von Fachwerk Rücksicht zu nehmen. Erst dann werden auch die nächsten Jahrhunderte kein Problem für diese Häuser darstellen.

Autor

Uwe Strehle ist Objektleiter im Fachbereich Naturstein und Mauerwerk bei der Firma Kramp & Kramp in Lemgo-Lieme.

In den Gefachen wird umseitig eine Lattung eingebaut, die die Konstruktion vor Wind- und Wassereintrag schützt

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