Glas an Glas im Schloss Meersburg

Im Rahmen der Sanierung und Umstrukturierung des Schlosses Meersburg wurde dessen Eingangsbereich für die Besucher vollständig ge­öffnet. Um dabei den Brand­schutz­vorschriften zu entsprechen, bauten die Verantwortlichen sämtliche Verglasungen und Türen mit Feuerwiderstand so behutsam ein, dass die Durchgangsbreite der vorhandenen Öffnungen nicht durch zusätzliche Rahmen reduziert wird. Aus diesem Grund entschieden sie sich dafür, die Türen weitestgehend aus Glas fertigen zu lassen. Die Tatsache, dass diese Glaselemente direkt an das alte bogenförmige Gemäuer beziehungsweise an tragende Sandsteinstützen anschließen, machte ihre Montage nicht gerade einfacher. Zumal diese – wie bei solch alten Bauwerken üblich – zwischen Ober- und Unterkante erhebliche Maßabwei­chun­gen aufweisen. Diese Maß­abweichungen werden jedoch nicht durch einen entsprechenden Holz- oder Metallrahmen abgefangen, sondern durch die stehenden Glaselemente. Der Vorteil: Die Maßtoleranzen fallen dem Betrachter nicht auf, die Tür fügt sich harmonisch ein. Bereits bei der Planung und Ausschreibung musste dieser Umgang mit dem Bestand berücksichtigt werden. Als weitere Besonderheit sollten Brandschutzverglasungen ohne sichtbaren Rahmen in die das Gewölbe tragenden Sandsteinstützen eingebaut werden.

Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, vertrauten die Verantwortlichen auf das Wissen und Können der Firma Holzbau Schmid aus Adelberg. Die mit dem Einbau der Elemente beauftragte Schreinerei ermittelte die Öffnungsmaße der Türen mithilfe eines digitalen dreidimensionalen Aufmaßes und überprüfte diese mit einer Schablone. Um die stehenden Glaselemente sicher im Gebäude zu befestigen, mussten schmale Schlitze ins Mauerwerk beziehungsweise in die tragenden Sandsteinsäulen gestemmt werden. Erst danach konnten die Handwerker ein U-Profil aus Edelstahl montieren, das die Firma Hoba speziell für solche Anwendungen entwickelt hat. Sein Vorteil: Es lässt sich frei an die Geometrie der Wände anpassen. An ihm befestigten die Schreiner die stehenden, bis zu 200 kg schweren Glaselemente. Hinzukam, dass die tragenden Sandsteinsäulen mit einem geschwungenen Kapitell ausgestattet sind, was die Arbeit nicht gerade erleichterte. So mussten die Handwerker die großen Glasplatten am Kapitell vorbei in den Sandsteinschlitz einbetten. Sobald diese Elemente derart eingepasst waren, dass sie alle Maßabweichungen ausglichen, konnte der Blockrahmen mit den beweglichen Türflügeln eingebaut werden.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 05/2020

Umbau der ehemaligen Oberfinanzdirektion in Hamburg zum First-Class-Hotel

Durch einen schmalen Schlitz wird die Brandschutzverglasung in W?nde, Decken und Granits?ulen eingelassen. Dadurch kann auf einen sichtbar umlaufende Rahmen verzichtet werden

Im Mai 2019 eröffnete die Frasers-Hospitality-Gruppe, eine weltweit agierende Luxushotelkette, ihr erstes Haus in Hamburg. Hierfür wurde die ehemalige Oberfinanzdirektion am Rödingsmarkt, direkt am...

mehr
Ausgabe 1-2/2017

Brandschutz ohne optische Kompromisse im ehemaligen Kloster Sankt Peter

Nun ist das Kloster Sankt Peter auf dem Schwarzwald, ein einzigartiges Zeugnis süddeutscher Barockarchitektur, wieder zugänglich. Wegen der Nutzungsänderung wurde eine Einteilung des Gebäudes in...

mehr
Ausgabe 09/2014

Aufgeklebt Glas-Oberflächen für WDV-Systeme

Der Werkstoff Glas wird in der Architektur gern für edle, hochwertige und repräsentative Fassaden verwendet. Allerdings mit einem gravierenden Nachteil: Da Glasfassaden bislang nur als vorgehängte...

mehr
Ausgabe 05/2022

Historisierender Jugendstil trifft auf modernen Brandschutz in Münchner Schule

Die Grundschule Haimhauser Straße befindet sich im Herzen von München. Sie wurde 1897/98 von Theodor Fischer errichtet und steht unter Denkmalschutz. Der viergeschossige historisierende...

mehr
Ausgabe 03/2022

Ausbildung von Brandschutzabschnitten mit Brandschutzelementen von Hoba in ehemaligem Spital in Passau

Es ist schon eine große Herausforderung, gute Architektur, eine komplette Sanierung und Umnutzung, die Anforderungen des Denkmalschutzes und die Auflagen des Brandschutzes unter einen Hut zu...

mehr