Hilfe von unten: Kirchenbaugrund mit Expansionsharz stabilisiert

Jeden Morgen um 7.25 Uhr klingen die Glocken der Diakonissenkirche mitten in Frankfurt und rufen zur Morgenandacht. Doch dieses Ritual, dem neben der Schwesternschaft auch die Bewohner des Altenpflegeheims, Patienten des Diakonissenkrankenhauses und die Nachbarn folgen, war in Gefahr. Der Turm des 1959 eingeweihten Kirchenbaus war gesackt und verkippt, hässliche Risse innen und außen waren die Folge. Da die Ursache schwer auszumachen war, verging bis zur Sanierung schließlich mehr als ein Jahrzehnt, trotz beträchtlicher Gebäudeschäden, wie Sackung und Verdrehung des in das Kirchenschiff integrierten Turms mit Rissbildung gegenüber dem Treppenhaus sowie dem Kirchenschiff. An den Anbauten wurden Horizontalrisse, v-förmig sich öffnende Risse sowie Risse an den traufseitigen Außenwänden festgestellt, und die Steinzeug-Grundleitungen unter den gesackten Bereichen mussten stillgelegt werden.

Als Ursachen dieser Gebäudeschäden konnten nach einer Baugrunduntersuchung letztendlich großflächige und tief reichende Austrocknungen ausgemacht werden. Infolge der Volumenreduktion des Baugrunds kam es zu Spannungen in der Konstruktion und dadurch zu Rissen durch die Sackung und Verdrehung der Bauteile. Das Kirchenschiff ruht auf 1,6 m tiefen Streifenfundamenten, der unterkellerte Turm gründet auf einer etwa 1,4 m dicken Stahlbetonplatte in 2,8 m Tiefe. Der Gründungsboden besteht aus Ton beziehungsweise tonigem Schluff. Wie das Zusatzgutachten eines Gartenbau-Sachverständigen bestätigte, hatte die üppige Vegetation im Umfeld der Kirche in den sehr trockenen Sommern der letzten zehn Jahre das im Boden gebundene Wasser erschlossen und dadurch zur Austrocknung und Schrumpfung des Bodens entscheidend beigetragen.

Nachdem die Finanzierung der Baugrundsanierung durch Spenden und eine Erbschaft gesichert war, wurden in der ersten Bauphase die maroden Abwasserleitungen umverlegt und die Fundamente des Turms mit Hilfe der Uretek-Methode innerhalb von acht Arbeitstagen neu befestigt. Dabei wurden durch die Injektion eines Expansionsharzes Hohlräume unter den Gründungen aufgefüllt, der Baugrund verstärkt und der durchgehende Kraftschluss zwischen Fundamentsohle und Baugrund wiederhergestellt. Es konnten dabei Bauteilhebungen von bis zu 7 mm erreicht werden. Um weitere Schäden an der Bausubstanz zu verhindern, werden die Bäume im Umfeld des Schadensbereichs noch durch tiefreichende Wurzelsperren daran gehindert, in Zukunft weiter den Boden periodisch auszutrocknen. Im  zweiten Teil der Sanierung müssen nun die Folgeschäden der Setzungen beseitigt werden.

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