Hilfsstoffausläufer verhindern
Ein Test zeigt, ob es sich bei Ablaufspuren an einer frisch gestrichenen Fassade um einen Mangel der Beschichtung oder um eine Netzmittelauswaschung handelt, die mit einfachen Mitteln entfernt werden kann. Durch gute Ausführungsplanung lässt sich die Entstehung dieser Spuren von vornherein verhindern.
Fassadenbeschichtungen stellen eine logistische Meisterleistung dar, denn in den Arbeitsablauf müssen nicht nur betriebliche Erfordernisse und die Wünsche des Kunden, sondern auch die Witterungsbedingungen eingeplant werden. Herrscht während der Trocknungsphase von Fassadenbeschichtungen eine hohe Luftfeuchtigkeit, oder setzt sogar Regen ein, können unschöne, klebrige, leicht glänzende Ablaufspuren die Folge sein.
In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Hilfsstoffausläufer aus der noch nicht vollständig erhärteten Fassadenfarbe. Hilfsstoffe sind zum Teil auch wasserlösliche Additive wie Netzmittel, Emulgatoren oder sonstige Stoffe, die zur Herstellung von Beschichtungsstoffen, zum Beispiel zur Stabilisierung der nassen Materialphase oder für die Verbesserung der Verarbeitungseigenschaften, benötigt werden. Nach der Trocknung waschen sich diese wasserlöslichen Hilfsstoffe – normalerweise unsichtbar – nach und nach durch die natürliche Bewitterung aus.
Ursache ermitteln
Wenn an einer frisch gestrichenen Fassade solche Spuren sichtbar werden, zeigt ein einfacher Test, ob es sich um wasserlösliche Abläufer handelt. Dazu feuchtet man mit klarem Wasser ein Wandstück gut an und reibt mit einem sauberen Pinsel eine Weile an dieser Stelle. Wenn Schaum entsteht, handelt es sich um wasserlösliche Stoffe. In diesem Fall kann man den Bereich mit klarem Wasser nachspülen und trocknen lassen. Als Ergebnis wird an dieser Stelle der Abläufer weniger oder gar nicht mehr sichtbar sein. Den Rest erledigen die nächsten Regenschauer.
Dem Kunden kann man an dieser Stelle mitteilen, dass die technischen Eigenschaften der Beschichtungen durch diesen Vorgang nicht negativ beeinflusst werden.
Abläufer verhindern
Technisch ist es nicht möglich, umweltfreundliche, wässrige Beschichtungsstoffe ohne diese Additive herzustellen. Entsprechende Hinweise geben die Farbenhersteller in den jeweiligen technischen Merkblättern.
Daher sollten Handwerker für ein mangelfreies Werk auf die Witterungsbedingungen achten, also nicht bei einer Luftfeuchtigkeit über 85 Prozent beziehungsweise bei der Gefahr von Regen während der Trocknungsphase arbeiten. Die Trocknungszeiten der Farbbeschichtungen werden immer für die idealen Bedingungen – also Temperaturen um die 20 °C und Luftfeuchtigkeit zwischen 50 bis 60 Prozent – angegeben. Das bedeutet, dass bei niedrigeren Temperaturen und einer höheren Luftfeuchtigkeit längere Trocknungsphasen eingeplant werden müssen.
Eine weitere Möglichkeit, um die Farbbeschichtung während der Verarbeitungs- und Trocknungsphase vor Feuchtigkeit zu schützen, ist die Abplanung der Fassadenrüstung. Allerdings lassen sich dadurch in den meisten Fällen nur leichter Regenschauer abhalten, ein richtiger Gewitterregenschauer überwindet meist auch eine Abplanung. Ratsam ist es also, durch eine genaue Planung der Ausführungszeit die Fassadenfläche vor Feuchtigkeit während der Trocknungsphase zu schützen.
Autor
André Protze ist Leiter Produktmanagement/Produkttechnik bei der Diessner Lack- und Farbentechnik in Berlin.