Teil 4: Prüfung von Holzuntergründen
Die Prüfung von Holzuntergründen bedarf besonderer Sorgfalt, damit eine Beschichtung die vom Bauteil
geforderten Funktionen ebenso wie die optischen Anforderungen erfüllt. Da Holzuntergründe oft schwer zu klassifizieren sind, beschäftigt sich Teil 4 der bauhandwerk-Serie mit ihrer fachgerechten Prüfung.
Holzbauteile und Holzwerkstoffe reagieren auf ganz natürliche Art und Weise auf die Einflüsse von Wind und Wetter, wie UV-Strahlung, extreme Temperaturen, Feuchtigkeit, und auf biologische Faktoren wie Pilz- oder Insektenbefall. Zu feuchtes Holz ist als Beschichtungsuntergrund ebenso ungeeignet wie durch Konstruktionsmängel beschädigtes Holz.
Nadelhölzer und Laubhölzer
Unterschiedliche Holzarten stellen unterschiedliche Anforderungen. Zu den im Außenbereich eingesetzten Nadelhölzern zählen die bekannten Holzarten Fichte, Kiefer, Tanne, Douglasie und Lärche. Außen häufig eingesetzte Laubhölzer sind Meranti, Teak, Eiche, Mahagoni, und Robinie. Das BFS Merkblatt Nr. 18 „Beschichtungen auf Holz und Holzwerkstoffen im Außenbereich“ gibt unter Punkt 2.1.4 einen guten tabellarischen Überblick über die häufig außen eingesetzten Holzarten für Bauteile und ihre jeweiligen Eigenschaften.
Normen, Richtlinien und Merkblätter
Unter Punkt 11 findet sich im Merkblatt eine Liste der für Holz, Holzbauteile und Holzwerkstoffe relevanten Normen, Richtlinien und Merkblätter. Hier einige für Maler maßgebliche Veröffentlichungen:
arbeiten“
Einteilung und Auswahl“
Definition der Maßhaltigkeit
In DIN EN 927-1 Punkt 4.1 ist der Begriff „Maßhaltigkeit“ definiert. Er beschreibt die durch Wasseraufnahme und -abgabe verursachten Maßänderungen von Holzbauteilen und dient als wichtiges Kriterium für die Ermittlung des richtigen Beschichtungsaufbaus. Bei nicht maßhaltigen Bauteilen wie überlappende Verbretterung, Gartenschuppen oder Zäune, sind die Maßänderungen nicht begrenzt. Bei begrenzt maßhaltigen Holzbauteilen wie Verbretterung mit Nut und Feder, Holzhäuser/Landhäuser und Gartenmöbel, sind Maßänderungen in begrenztem Umfang zuge-
lassen. Maßhaltige Bauteile wie Fenster und Türen sollten ihre Maße halten. Bei Fenster und Außentüren zählt auch die Innenseite als Außenbauteil.
Holzfeuchte
Ein frisch gefällter Baum besteht zu zwei Dritteln aus Wasser. Wie schnell das Holz trocknet, hängt von der Holzart und vom Querschnitt ab. Doch auch nach dem Fällen nimmt Holz noch Feuchtigkeit aus der umgebenden Luft auf. Die Feuchteschwankungen verursachen Volumenänderungen: Wird Wasser aufgenommen, quillt das Holz, wird Wasser abgegeben, schwindet es.
In Holzbauteilen kann Feuchtigkeit zu Formänderungen wie Quer-, Längskrümmung oder Verdrehung führen. Auch wenn die Beschichtung nur einseitig am Bauteil erfolgt, kann es Formänderungen zur Folge haben. Schnell wechselnde Aufnahme und Abgabe von Feuchtigkeit kann zu Rissen führen und Verbindungen können sich öffnen. Der Einfluss der Feuchtigkeit kann außerdem wasserlösliche Inhaltsstoffe aus dem Holz lösen, die an der Oberfläche zu Verfärbungen der Beschichtungen oder angrenzender Bauteile führen können. Ist das Holz zum Zeitpunkt der Beschichtung zu feucht, kann dies nachträglich zu einer Blasenbildung im Anstrichfilm führen. Deshalb sollte der Feuchtigkeitsgehalt des Holzbauteils vor der Beschichtung mit Hilfe eines Messgeräts geprüft werden. Bei maßhaltigen Bauteilen sollten Feuchtigkeitswerte von
13 ± 2 Prozent nicht überschritten werden. Bei begrenzt und nicht maßhaltigen Bauteilen sollen die Messwerte nicht über 18 Prozent liegen (siehe BFS Merkblatt 18, 4.1 Tabelle 6).
Gebäudeausrichtung und Bewitterung
Die Himmelsrichtung, in die der zu beschichtende Holzuntergrund ausgerichtet ist, spielt eine große Rolle. Denn die Haltbarkeit und Schutzwirkung einer Beschichtung hängt auch von der Intensität der Wetterbeanspruchung ab. Daher muss der Handwerker prüfen, ob der zu beschichtende Holzbauteil einer indirekten, direkten oder einer starken Bewitterung ausgesetzt ist. In DIN EN 927-1 „Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für Holz im Außenbereich“ unter Punkt 4.3 Tabelle 2 wird zwischen den folgenden drei Klimabedingungen unterschieden: gemäßigt, streng und extrem.
Der „konstruktive Holzschutz“ ist eine wesentliche Vorraussetzung für eine haltbare Beschichtung und deshalb ist die Konstruktion als geschützt, teilweise geschützt und nicht geschützt einzustufen. Normalerweise ist die Wetterbeanspruchung an der Nordseite (Schattenseite) des Gebäudes gering, hier ist aber die Gefahr von Schimmelbildung und Algenbewuchs eher gegeben. An der Südwestseite, der so genannten Wetterseite, sowie bei frei stehenden Holzkonstruktionen ist die Wetterbeanspruchung jedoch extrem stark. Die Expositionsrichtungen Nordwest bis Nordost werden als gemäßigt bezeichnet. Nordost bis Südost gelten als streng und Südost bis Nordwest als extrem.
Generell gilt, dass ein dauerhafter Schutz von Holzwerkstoffen bei direkter Bewitterung nicht möglich ist. Mangelfreie Beschichtungen können nicht gewährleistet werden. Durch Feuchtigkeitsein- und -austritt können lösliche Leimbestandteile zum Auswandern neigen und weiße oder farbige Flecken in und auf der Beschichtung bilden. Das gilt auch für nur indirekt bewitterte Außenbauteile, die den erhöhten Feuchteschwankungen des Klimas und dem Einfluss von Kondenswasser ausgesetzt sind. Außenbauteile aus Holz und Holzwerkstoffe müssen so konstruiert sein, dass anfallendes Wasser unmittelbar abgeleitet wird oder erst gar nicht darauf fällt. Der „konstruktive Holzschutz“ ist eine wesentliche Voraussetzung für eine haltbare Beschichtung.
Konstruktiver Holzschutz ist wesentliche Voraus-setzung für eine haltbare Beschichtung