Historisches mit modernsten Mitteln
Immer dann, wenn es um die Sanierung historisch bedeutsamer Gebäude geht, kommen traditionelle Werkstoffe, wie zum Beispiel Schiefer zum Einsatz und zieren im anspruchsvollen Deckbild die Dächer solcher Bauwerke. So auch die Malteser Komturei, einem Gebäude, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1294 zurück reichen.
Nach wechselvoller Geschichte gehört das denkmalgeschützte Gebäude in Herrenstrunden (bei Bergisch Gladbach) schon seit langem zu den Sehenswürdigkeiten der Region. Bis zum letzten Eigentümerwechsel beherbergte das dreigeschossige Haus mit hochaufstehendem Krüppelwalmdach ein Hotel samt renommierter Restauration. Wirtschaftliche Gründe führten zur Schließung und zum Verkauf. Der neue Eigentümer, Dieter Eyberg, investierte in das alte Gemäuer, um ihm zu neuem Glanz und Ruhm zu verhelfen. Unter anderem wurde auch das marode Schieferdach fast vollständig saniert. Keine leichte Aufgabe bei elf Dachhäuschen und immerhin rund 400 Quadratmetern Fläche und einer Dachneigung der Hauptfläche von rund 60 Grad.
Starkes Dachdecker-Team
Um den zeitlichen Vorstellungen des Bauherren gerecht zu werden, entschloss sich der beauftragte Dachdecker Reiner Langen aus Kürten das Projekt gemeinsam mit seinem Kollegen Sven Ohlow (Lindlar) auszuführen. Zunächst startete man auf der zur Straße gewandten Dachseite mit dem Abriss der vorhandenen Altdeutschen Deckung. Unter anderem auch die Front der großen, mittig angeordneten Gaube mit dem Wappen des Malteser-Ordens, die originalgetreu wieder hergestellt werden musste.
Alte Schalung als Basis
Entfernt wurden alle Dachschichten bis zur Schalung, die aus dem Jahr 1950 stammte. Im nächsten Arbeitsschritt tauschten die Handwerker einzelne Schalbretter aus, die aufgrund der Undichtigkeiten der Deckung in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Das betraf vor allem die Dachhäuschen. Danach verlegten die Dachdecker eine diffusionsoffene Schalungsbahn, die während der Sanierungsarbeiten auch als Witterungsschutz diente. Eine energetische Sanierung konnte aufgrund der Auflagen des Denkmalamtes nicht stattfinden.
Historische Deckung gewünscht
Gemäß den Vorgaben des Bauherren und des Denkmalschutzes wurde das neue Dach wieder in Altdeutscher Deckung ausgeführt. Zum Einsatz kam altdeutscher Primero-Fixx-Schiefer der Primero-Schiefer GmbH. Im Gegensatz zu handelsüblichen Steinen wird dieser Schiefer mit werkseitig vorgebohrten Löchern und eingesetzten Schieferdübeln geliefert. Denn diese speziell vorbereiteten Steine sind die Grundlage für eine besonders rationelle Verlegeweise: der Befestigungsmethode Primero-Fixx, entwickelt von Primero Schiefer. Sie ist zum einen schnell und damit wirtschaftlich, zum anderen entspricht die Befestigung den Vorgaben der Fachregeln des ZVDH. Darüber hinaus ist der Baustoff bauaufsichtlich zugelassen (Z-56.278-3455), zertifiziert und seit Jahren millionenfach bewährt im Einsatz.
Dreiteiliges System für die perfekte Nagelung
Die Methode ermöglicht eine einfache sowie zeitsparende Schieferdeckung. Zum System gehört der Primero-Fixx-Schieferdübel aus Polyamid. Der Dübel befindet sich bereits werkseitig im Schiefer, darin kann der Nagelkopf oberflächenbündig versenkt werden. Dieser spezielle Dübel sorgt bei der Vernagelung für eine gleichmäßige Druckverteilung auf dem Schiefer und für dauerhaften Halt. Zweite Komponente dieses zeit- und kostensparenden Systems ist der Nagel selbst. Aus V4A-Edelstahl (Werkstoff-Nr. 1.4571) gefertigt und unverkennbar mit der Kopfprägung “P” ausgestattet, erhöht der Ringschaft die Auszugswerte deutlich und sichert somit den dauerhaften Halt des Schiefers an Dach und Fassade.
Untersuchungen beim Materialprüfungsamt Dortmund ergaben, dass Schieferplatten, die mit zwei Primero-Fixx-Nägeln befestigt wurden einen Auszugswert von rund 970 N haben. Also fast doppelt so hohe Auszugswerte wie bei traditioneller „von Handnagelung“ mit 2,8 x 35 mm Kupfernägeln.
Zum System gehört auch die dritte Komponente, der Druckluftnagler mit einer speziell für den Dübel entwickelten Schnellzentrierung. Ein integriertes Druckreduzierventil sorgt für konstanten Arbeitsdruck. Die ausgewogene Konstruktion in Verbindung mit dem geringen Gewicht – cirka 1,220 kg im leeren Zustand – sorgt für eine bequeme und einfache Handhabung.
Das System überzeugte die Dachhandwerker
Nicht so sehr der vor allem in durchgehenden Flächen bemerkbare Zeitvorteil, sondern die optimale Druckluftnagelung überzeugte die beiden erfahrenen Dachdecker von Primero-Fixx. „Eine gut 50 Jahre alte Schalung ist für die traditionelle Nagelung wegen der Schwingungen eine kraftraubende Sache“, so Dachdecker Reiner Langen. Die alten Balken haben zum einen kleinere Querschnitte, zum anderen treten Schwingungen dadurch auf, dass die alten Balken durchgetrocknet sind. „Mit dem Druckluftnagler konzentrieren wir unsere Kräfte auf die fachgerechte und saubere Ausführung sowie die zahlreichen Details.“
Fachtechnische Ausführung
Zur Deckung setzten die erfahrenen Dachhandwerker Altdeutschen Schiefer mit normalem Hieb in den Formaten in 1/4, 1/8, 1/12 und 1/16 sowie Rauten zur Fußausbildung und Kehlsteine zur Ankehlung der Gaubenwangen ein. Zur Ausbildung des Fußes gehörte auch ein Reparaturgebinde, das sich bereits in der alten Schieferdeckung fand. Aufgrund der Sparrenlänge von rund zehn Metern verwendeten die Dachdecker in der Fläche vom Fuß bis zum First verschiedene Sortierungen mit einem Höhenunterschied von mindestens acht Zentimetern. Auf der zur Straße ausgerichteten Dachfläche deckten die Fachhandwerker in Linksdeckung, auf der Rückseite in Rechtsdeckung.
Detailarbeiten am Dach
Nicht nur die Wangen der Häuschen, sondern auch deren kleine Dächer wurden in die Flächendeckung eingebunden. Während für die Ankehlung der Wangen die Kehlsteine zum Einsatz kamen, verwendeten die Dachdecker für die Deckung der Häuschendächer sowie der Krüppelwalmflächen Schiefer in den Formaten 1/12 und 1/16.
Fazit: Alter Look mit modernen Mitteln
Nach erfolgter Sanierung der Dachflächen sowie weiterer Instandsetzungsarbeiten an der historischen Malteser Komturei in Herrenstrunden konnte der Hotel- und Restaurantbetrieb innerhalb weniger Monate wieder aufgenommen werden. Krönender Abschluss des Ausflugsziels im Bergischen Land ist die traditionelle Altdeutsche Deckung des Krüppelwalmdaches mit einer modernen Befestigungsmethode.
Autor
Sven-Erik Tornow ist Baufachjournalistund betreibt eine Agentur in Köln.
Die neue Schieferdeckung wurde mit werkseitig vorgebohrten Löchern geliefert
Die optimale Druckluftnagelung überzeugte die Dachdecker