PV-Installation nur mit Dachhandwerker
„Aus Schaden wird man klug“, heißt ein Sprichwort. Allerdings kann das kostspielig werden, gerade beim Bauteil Dach. Das passiert vor allem dann, wenn sich – wie im folgenden Beispiel – der Solarteur nicht genügend auf dem Dach auskennt. Dann muss der Dachdecker ran, um die Sanierung fachgerecht durchzuführen.
Der Photovoltaik(PV)-Boom hat die Branche erfasst. Allerdings ergeben sich dadurch auch Fehlerquellen. Ein Beispiel für die unsachgemäße Montage einer PV-Anlage zeigt sich bei einem Objekt in Mechernich. Auf dem Dach eines kombinierten Arbeits-, Lager- und Verwaltungsgebäudes sollte eine PV-Anlage installiert werden. Das ausführende Solar-Unternehmen hat sich zwar auf die Installation dieser Anlagen spezialisiert, jedoch keinerlei fachliche Befähigung zur Beurteilung der genutzten Dachfläche. Vielmehr wurde bei der Installation der Anlage dem Eigentümer versichert, dass sowohl das Dach als auch die darauf befindliche Abdichtung in einem einwandfreien Zustand seien.
Nach der Montage kam das böse Erwachen
Unmittelbar nach dem Aufstellen der PV-Anlage, die ohne Durchdringung der Dachhaut aufgeständert wurde, kam es zu ersten Undichtigkeiten. Eine optische Begutachtung der Dachfläche durch einen Dachdecker und später auch durch einen Sachverständigen zeigte das komplette Ausmaß des Schadens: Wie verzweigte Adern hatten Spannungsrisse die Dachhaut nahezu vollständig zerstört.
In einer sich anschließenden Schadensanalyse durch einen Sachverständigen der Versicherung kam die Ursache zu Tage: Die einlagige Abdichtung aus PVC-Kunststoff-Dachbahnen lag bereits gut 20 Jahre auf dem Flachdach. Vor der Installation und der damit verbundenen intensiven Begehung der Dachfläche hätte die Abdichtung in jedem Fall erneuert werden müssen. Gerade aufgrund der hohen Nutzungsdauer war die Leistungsfähigkeit bereits erheblich eingeschränkt. Die Kombination aus niedrigen Temperaturen und der altersbedingten Materialermüdung führte zwangsläufig zu den Spannungsrissen. Ein vor der Installation der PV-Anlage zu Rate gezogener Dachhandwerker hätte den Bauherrn sicherlich auf diese Gefahren aufmerksam gemacht.
Folgeschäden waren unvermeidbar
Leider folgte zunächst eine gerichtliche Auseinandersetzung über die Frage, wer die Kosten für die fachgerechte Instandsetzung der undichten Dachfläche übernehmen soll. Unglücklicherweise zogen sich die Verhandlungen über den gesamten Winter hin. In der Hoffnung größere Feuchteschäden zu verhindern, klebte der unternehmenseigene Haustechniker die Risse mit handelsüblichem Klebeband ab. Trotzdem ließen sich heftigen Wassereinbrüche in das Bauwerk nicht vermeiden.
Sanierung für die Zukunft
Nach der Einigung über die Kostenübernahme erfolgte die Sanierung der rund 3650 m2 großen Dachfläche. Mit diesen Arbeiten beauftragte der Eigentümer Dachdeckermeister Elmar Stoll aus Nettersheim-Tondorf. In dem durch Versicherung und Gutachter vorgelegten Sanierungsplan war eine erneute Abdichtung mit einer Kunststoff-Dachbahn aus PVC vorgesehen. Jedoch überzeugte der Dachdeckermeister den Eigentümer, ein hochwertigeres und langlebigeres Material zu verwenden. Deshalb kam bei der Erneuerung der Dachabdichtung die Dachbahn Rhepanol fk von FDT zum Einsatz.
Dauerhaft funktionssicher und langlebig
Der Auftraggeber ließ sich davon überzeugen, dass Rhepanol fk nicht nur die älteste Kunststoff-Dachbahn der Welt ist, sondern zugleich auch die nach Herstellerangaben langlebigste. Rohstoffbasis des modernen Rhepanol fk-Dachbahnsystems ist Polyisobutylen (PIB). In der Abdichtungsbahn wird er mit integriertem Kunststoffvlies und dem industriell vorgefertigten Dichtrand kombiniert. Dadurch entsteht eine moderne Kunststoff-Dachbahn, die in nahezu jeder abdichtungstypischen Anwendung einsetzbar ist
Rückbau der PV-Anlage
Zur Sanierung der Dachfläche entfernten die Dachhandwerker zunächst die PV-Anlage komplett vom Dach. Anschließend wurde abschnittsweise die Dachhaut erneuert. Dabei verblieb die vorhandene Abdichtung dort auf dem Dach, wo sie nicht zerstört war. Natürlich wurde die alte PVC-Bahn entlang der Attiken und auch segmentweise in der gesamten Fläche aufgeschnitten, um einen spannungsfreien Aufbau des Untergrunds zu ermöglichen.
Austausch der durchfeuchteten Dämmung
Entlang der zahlreichen Risse kontrollierten die Dachdecker die darunter liegende Wärmedämmung. Bei Durchfeuchtung tauschten sie diese gegen trockene Mineralwolle-Dämmplatten aus. In einigen Bereichen war die Durchfeuchtung derart stark, dass das Wasser sich oberhalb der PE-Folie in den Tiefsicken der tragenden Trapezblechprofile sammelte. Hier musste die Wärmedämmung in größeren Teilen komplett ausgetauscht werden. Die Fachhandwerker nahmen das vorhandene Wasser aus den Tiefensicken auf, bis es annähernd staubtrocken war. Auch Undichtigkeiten oder Risse in der Dampfsperre wurden fachgerecht ausgebessert.
Windsogsichernde Fixierung mit Klettbändern
Nach der Wiederherstellung des Dachschichtenpaketes rollten die Dachdecker die Klettbänder gemäß Befestigungsplan auf Grundlage der FDT-Windlastberechnung auf der Wärmedämmschicht beziehungsweise der vorhandenen alten Abdichtung aus. Die Bänder verlaufen dabei quer zu den Obergurten der Tragschale. Nicht nur der Abstand der Klettbänder untereinander, sondern auch die Anzahl und der Abstand der Schrauben samt Telleranker bilden die Grundlage für die Maßnahmen zur Windsogsicherung. Speziell in den Eck- und Randbereichen kamen deshalb deutlich mehr Klettbänder zum Einsatz als in den Innenbereichen des Daches. Mit der mittigen Verschraubung der Klettbänder erfolgte zugleich die Sicherung des gesamten Dachschichtenpaketes.
Kraftübertragende Verklettung
Um die Dachbahnen über die Klettbänder auszurollen und auszurichten, wurden die Bänder in Bahnenbreite mit Blechen abgedeckt. Anschließend konnten die Handwerker die Bahnen ausrollen und durch Herausziehen der Bleche sofort fixieren. Für eine den Verlegerichtlinien des Herstellers entsprechende Verklettung der Bahn rollte ein Dachdecker zusätzlich über jeden Verklettungsbereich eine spezielle 25 kg schwere Andrückrolle. Anschließend konnten die überlappenden Bahnen durch den integrierten Dichtrand sofort untereinander gefügt werden.
Produktspezifische Fügung der Bahnen
Hierzu reinigten die Handwerker zunächst den Fügebereich und entfernten anschließend das den Dichtrand schützende Silikonpapier. Auch musste abschließend mit der Universal-Anpressrolle der Dichtrandbereich abgerollt werden. „Bei der Fügung der Bahnen mittels integriertem Dichtrand entsteht eine Verbindung artgleicher Stoffe“, erklärt Dachdeckermeister Elmar Stoll.
Nach Fertigstellung der gesamten Dachfläche und der Ausführung aller Details wie zum Beispiel der Lichtkuppelanschlüsse und Einbindung der Gullys konnten die PV-Elemente wieder aufgestellt werden. Jedoch wurden die Tragelemente nicht wie zuvor ohne Trennung zur Dachhaut abgestellt. Ein Trennvlies sowie eine darauf liegende Bautenschutzmatte sorgen jetzt für eine klare Trennung zwischen Tragsystem und Dachabdichtung.
Auch wenn es für den Eigentümer der multifunktional genutzten Gewerbehalle in Mechernich am Ende doch noch gut ausgegangen ist, eine wichtige Erkenntnis bleibt: Die Projektierung und Aufstellung von Anlagen jeglicher Art, aber gerade von durchdringungsfreien PV-Anlagen, auf vorhandenen Dachflächen sollte niemals ohne den fachlichen Rat eines Dachhandwerkers erfolgen. Nur ein erfahrener Dachdecker kann beurteilen, ob die Dachkonstruktion und vor allem die vorhandene Abdichtung den zusätzlichen Belastungen durch die Montage und die spätere Nutzung dauerhaft Stand hält.
Autor
Dipl.-Ing. Martin Meyer ist Leiter der Anwendungstechnik FDT FlachdachTechnologie GmbH & Co. KG, Mannheim.
Trotz provisorischer Abdichtung ließen sich Feuchteschäden nicht vermeiden
Fazit der Beteiligten: Nur noch mit Dachhandwerkern