Innen saniert, außen erhalten

Denkmalgeschützte Gebäude nicht nur museal zu erhalten, sondern eine zeitgemäße Nutzung ohne optische oder bauphysikalische Beeinträchtigung zu ermöglichen, ist eine besondere Herausforderung. Die Sanierung im Torhaus des Klosters Michaelstein zeigt, wie Gebäude modern und repräsentativ umgenutzt werden können.

Die Fachwerkfassade des Eingangsgebäudes der ausgedehnten Klosteranlage Michaelstein bei Blankenburg in Sachsen-Anhalt erhielt eine Innendämmung von Schomburg. Dessen Thermolut-System besteht aus natürlichen Baustoffen. Diese Baustoffe verhindert das Auftreten von Tauwasser bei der aus diesem Grund vielfach problematischen Innendämmung von Außenwänden.

Die Klosteranlage

Wo Anfang des 12. Jahrhunderts Zisterzienser am nördlichen Rand des Harzes das Kloster Michaelstein errichteten und es zu einer wirtschaftlichen Blütezeit in der Jahrtausendmitte brachten, gibt seit einigen Jahrzehnten die Musik den Ton an. Bis dahin sollte die Klosteranlage durch wechselhafte politische und besitzrechtliche Verhältnisse verändert oder erweitert werden, sogar wesentliche Teile wie die Kirche wurden während des Bauernkrieges zerstört. Die romanische Grundsubstanz des 12. Jahrhunderts ist jedoch in weiten Teilen der denkmalwürdigen Klosteranlage noch zu erkennen, ebenso wie die heimischen Baumaterialien: Bruchstein für die Mauern im Erdgeschoss und Fachwerk für die darüber liegenden Geschosse.

 

Zentrum der Musikkultur

Mit dem Einzug des Telemann-Kammerorchesters Sachsen-Anhalt 1968 und der Entwicklung und Gründung einer Weiterbildungs- und Forschungsstätte für musikalische Aufführungspraxis in den Folgejahren begann im Kloster Michaelstein der Aufstieg der Musikkultur. Die Etablierung der Stiftung Kloster Michaelstein als öffentlich-rechtliche Einrichtung 1997, der Einzug der Landesmusikakademie mit dem Musikinstitut als bedeutendem Konzertveranstalter sowie eine bereits in den 1970er Jahren gegründeten Sammlung von historischen Musikinstrumenten führte, um im Bild zu bleiben, zu der gegenwärtigen musikalische Blütezeit. Um dem nach der Wende zwischen Wernigerode, Halberstadt und Quedlinburg zentral in Deutschland gelegenen Tourismusmagnet für Musikinteressierte gerecht zu werden, wurde vor einigen Jahren begonnen, das Kloster im Sinne der Denkmalpflege zu erweitern und zu modernisieren.

 

Denkmalpflegerische Ansprüche

Dazu gehört auch die Sanierung der Räume im Torhaus, das durch seine exponierte Lage am Eingang des Klosters und einen später ergänzten, weithin sichtbaren Turm auf dem roten Zeltdach, im Wortsinn wegweisend ist. Hier sollten die Innenräume, die für unterschiedliche Nutzungen mehrfach provisorisch verändert worden waren, eine grundlegende, dem hochkarätigen Kulturort angemessene Neugestaltung erfahren. Dabei musste gemäß den Auflagen der Denkmalpflege die Gebäudehülle, also auch die Fachwerkfassade mit dem braunen Holzständerwerk und den hell verputzten Lehmgefachen, erhalten bleiben. Im ersten Obergeschoss des Torhauses war eine repräsentative Gästesuite mit Wohn-, Schlaf- und Badezimmer vorgesehen; weitere Gästezimmer sollten im Erdgeschoss des Torhauses und im vorhandenen Anbau entstehen.

Natürliche Innendämmung als Problemlöser

Natürlich war es daher nicht möglich, wie im Regelfall durch das Aufbringen einer Außendämmung die aktuellen Anforderungen an den Wärmeschutz zu erfüllen. Alternativ wurde die unter bestimmten Voraussetzungen ebenso effiziente Innendämmung in Betracht gezogen. Dabei natürlich zu sein in der Wahl der Wandkonstruktion und der Baustoffe, sollte dann auch die Antwort auf die Problemstellung sein. Daher kam Thermolut von Schomburg zum Einsatz, die für diese Bauaufgabe ein komplettes Baustoffsystem statt einzelner Produkte angeboten hatte.

Das Prinzip des Dämmsystems beruht darauf, mit natürlichen Baustoffen wie Holzfaserdämmplatten sowie Unter- und Oberputzen aus Lehm die Dämmleistung der vorhandenen Außenwand zu verbessern, sei diese aus natürlichem Ziegelmauerwerk, Holzfachwerk mit Lehmausfachungen oder anderen historischen Wandaufbauten. Wichtig ist dabei, dass die neu aufgebrachten Wandschichten diffusionsoffen und damit atmungsaktiv sind. Keinesfalls dürfen sie, wie es bei einer Innendämmung mit Dampfsperre der Fall wäre, den Verlauf der Wasserdampfdiffusion so nachteilig beeinflussen, dass es auf der Innenseite der Wand zu Tauwasserbildung kommen kann.

 

Die richtige Verarbeitung

Etwa 200 m² innenliegende Außenwandfläche wurden für die Sanierung der Räume mit 60 beziehungsweise 80 mm dicken Holzfaserdämmplatten aus reinen Holzfasern ohne dampfbremsende Schichten versehen sowie entsprechenden Unterputzen, abgestimmt auf die manuelle oder die maschinelle Verarbeitung. Die Handwerker hatten darauf zu achten, die Dämmplatten weitestgehend hohlraumfrei in eine frische Lehmputzschicht einzubetten, um Hinterströmungen der Dämmschicht zu verhindern. Um die Bildung von schädigendem Kondensat zu verhindern, wurden die Platten sofort nach dem Einlegen in die Lehmschicht mit Schraubdübeln fixiert. Nach der Trocknungsphase wurde dann eine weitere Schicht Unterputz mit Armierungsgewebe aufgebracht, um zu vermeiden, dass die Plattenstöße im Oberputz erkennbar blieben. Nach erneuter Trocknung konnten die Handwerker schließlich den Ober- und Feinputz auftragen.

Die Planung der Torhaus-Sanierung übernahm das Architekturbüro Planungsring GmbH aus Wernigerode, die Ausführung oblag der Bauunternehmung Sporleder & Hecker aus Quedlinburg. Die Nutzer der Gästezimmer im Torhaus haben nach Abschluss der Sanierung einen komfortablen Rückzugsort erhalten. Besucher des Klosters Michaelstein können sich an dem behutsam modernisierten Eingangsgebäude mit seiner traditionsreichen Bauweise erfreuen.


Torhaus des Klosters Michaelstein mit Innendämmsystem energetisch optimiert

Diffusionsoffen und atmungsaktiv – natürliche Baustoffe
verbessern Dämmleistung der Außenwand

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