Landgericht erstrahlt in alter Farbenpracht
Renovierung des Landgerichts Halle nach Planung des Architekturbüros nps tchoban voss
Bei der Renovierung des Landgerichts Halle nach Planung des Architekturbüros nps tchoban voss wurde die Farbopulenz des bauzeitlichen Erscheinungsbildes wieder hergestellt. Da eine Freilegung und Restaurierung der ursprünglichen Oberflächen im Inneren zu teuer gewesen wäre, wurde die Bemalung rekonstruiert.
Das 1903-1905 von Paul Thoemer und Karl Illert erbaute Landgericht in Halle wurde nach zweijähriger Renovierung im Frühjahr 2013 wieder seiner Nutzung übergeben. Mit seiner neobarocken Doppelturmfassade ist es eines der repräsentativsten Gebäude der Stadt. Imposant ist nicht nur die äußere Hülle, sondern auch die aufwendige Innenraumgestaltung. Hervorzuheben ist insbesondere das 42 m hohe, als kreisrunde Kuppelhalle ausgebildete Treppenhaus mit seiner doppelten Wendeltreppe. Darüber hinaus ist in einigen Verhandlungssälen noch die hochwertige Ausstattung aus der Kaiserzeit vorhanden.
Restauratorische Untersuchungen
Anlass der Renovierung von insgesamt 20 Verhandlungssälen, 110 Büros, 100 weiteren Räumen sowie dem Treppenhaus war die Beseitigung von Bauschäden und die Ertüchtigung der brandschutztechnischen Ausrüstung. Einen großen Stellenwert hatte die Erhaltung der historischen Bausubstanz. Deshalb wurden im Vorfeld der Maßnahmen umfangreiche restauratorische Untersuchungen durchgeführt. Diese hatten zum Ziel, die originale Farbigkeit der Wände und Decken zu erkunden, die unter einer Vielzahl von jüngeren Farbschichten stellenweise noch vorhanden war.
Originalzustand rekonstruiert
Dabei wurde festgestellt, dass das Treppenhaus sowie teilweise auch die Flure und einige Säle im Unterschied zu der bis 2012 vorhandenen, eher schlichten Farbgestaltung ursprünglich sehr prachtvoll ausgemalt waren. Es ließen sich teilweise kräftige Farbtöne sowie künstlerisch wertvolle Rankenmalereien und Schablonierungen nachweisen. Die Befunde bildeten die Grundlage für die Renovierung. Aus wirtschaftlichen Gründen konnte die Bemalung jedoch nicht freigelegt und retuschiert werden. Man entschloss sich daher dazu, nicht tragfähige Altanstriche durch Abbeizen zu entfernen und die Bemalung auf dem vorbereiteten Untergrund zu rekonstruieren. Dafür wurden saugende Untergründe zunächst mit verdünntem Fixativ grundiert und mit einer Grundierfarbe auf Silikatbasis vorgestrichen. Anschließend erfolgte ein deckender Anstrich mit Silikatfarbe. Darauf wurde die Bemalung nach Befund ebenfalls in Silikattechnik erstellt. Die Ornamente auf den Kapitellen erhielten zusätzlich eine dezente Ölvergoldung. Für die Bemalung der Deckengewölbe erwiesen sich die Eigenschaften einer reversiblen, besonders spannungsarmen Emulsionsfarbe als ideal.
Nach Abschluss der knapp 17 Millionen Euro teuren Modernisierung und Restaurierung nach Planung des Büros nps tchban voss erstrahlt der ehemalige preußische Justizpalast wieder in neuer Pracht. „Das Geld ist gut angelegt worden“, so das Fazit von Justizministerin Angela Kolb nach Abschluss der Sanierung.
Autor
Dr. Christian Brandes ist Diplom-Geologe und arbeitet in der Abteilung Histolith-Baudenkmalpflege bei Caparol in Ober-Ramstadt.