Mit Holzersatzmasse gegen den Hausbock
Bei der Sanierung alter Holzhäuser können Fachleute auf Möglichkeiten zurückgreifen, die nicht den Austausch der Hölzer vorsehen. Unter dem Einsatz von PU-Holzergänzungsmaterial konnte ein altes Blockhaus saniert werden, in das sich im Lauf der Jahre die Larven des Hausbockkäfers eingenistet hatte.
Der Baustoff Holz hat in Europa eine jahrhundertelange Tradition und erlebt seit Jahren – ausgelöst auch durch das Thema Ressourcenverbrauch – mehr und mehr eine Renaissance. Das zeigt sich ganz besonders beim Bau von Einfamilienhäusern, aber auch bei mehrstöckigen Gebäuden, Brücken, Industriebauten, usw. Neben den unterschiedlichsten Fachwerkkonstruktionen nehmen besonders in den ländlichen Gegenden des heutigen Mittel- und Osteuropa Blockhauskonstruktionen einen breiten Raum ein. In der Zeit der K. und K.-Monarchie zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden dort mehrere tausend solcher Häuser. Bedingt durch die Auflösung der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn im Jahre 1918 befinden sich viele dieser ehemaligen einfachen Wohngebäude heute auf den Territorien Polens und Tschechiens.
Die heutigen Ansprüche erfordern eine Sanierung
Die Errichtung der Häuser erfolgte damals in rustikaler Weise. Die Blockbohlen wurden per Hand zugerichtet. Die damit verbundenen Maßtoleranzen führten zu größeren Spalten zwischen den Bohlen, was aber nicht weiter tragisch war. Mit getrocknetem Moos und Getreidespreu sowie Lehm wurden diese Spalten geschlossen. So auch bei dem vor etwa 140 Jahren errichteten Blockhaus, das sich im Vorland des Riesengebirges im Bezirk Trutnov befindet. Rohstofflieferant waren die umliegenden Fichtenwälder. Was damals durchaus üblicher Wohnstandard war, würde unseren heutigen Ansprüchen aber nicht einmal mehr in Ansätzen genügen, denn die „natürliche“ Belüftung über Risse und Undichtigkeiten der Bohlenwände sowie über die damals üblichen undichten Fenster genügt heute nicht mehr den energetischen Anforderungen. Folgerichtig sind viele dieser Bauten heute sich überlassen und dem Verfall preisgegeben. Es gibt aber auch Eigentümer, die ihr Blockhaus vor dem Verfall retten wollen, um damit wertvolles Kulturgut zu erhalten.
Die Erhaltung von vorhandenen Bauteilen stand im
Vordergrund
Die Erhaltungsarbeiten an dem Haus der Familie Brade begannen im Jahr 1993. Weil die traditionelle Bauweise weiterhin sichtbar sein sollte, stand die Erhaltung von vorhandenen Bauteilen im Vordergrund. Das hieß konkret, dass geschädigte Holzteile nicht einfach entfernt, sondern mit geeigneten Maßnahmen ergänzt und die ehemaligen Formen wiederhergestellt werden. Diese Methode hatte auch den Vorteil, dass ein umfangreiches Eingreifen in den Baukörper vermieden werden konnte.
Schädlingsbefall suchte das Haus heim
Wie viele andere Bauwerke auch, wurde das Gebäude vor über hundert Jahren nicht vom Hausbockkäfer verschont. Die Käfer legen ihre Eier in totem Nadelholz ab, aber auch gerne in Gebäuden. Hier besonders im Dachstuhl. Der Hausbock kommt ursprünglich in Europa, Nordafrika und Asien vor, wurde aber vom Menschen in die gesamte Welt verschleppt. Die Larven dieses holzzerstörenden Insekts leisteten ganze Arbeit: Von manchem Block war zum Teil nur noch das Reifholz übrig. Mehrere alte Holzteile wurden später provisorisch durch neue Brettware verblendet. Der Einbau neuer Fenster, die Installation einer Küche sowie eines Bades wurden durch hohen Eigenleistungsanteil der Eigentümer bewerkstelligt. Das hob den Wohnstandard des Gebäudes erheblich.
Unterkonstruktion fungiert als Putzträger
Die vor 15 Jahren durchgeführte Schnellschließung der Spalten zwischen den einzelnen Blockbohlen durch Moos und Spreu (wie oben beschrieben) wurde 2009 durch filigrane Arbeit nach Einbringung einer Putzträgerkonstruktion mit einem Sanierputz (Remmers altweiß) komplett ersetzt. Die Putzträgerkonstruktion musste in Handarbeit (Nageln, Drahtflechtarbeiten) geschaffen werden. Das Einbringen des Sanierputzes erforderte in erster Linie ein sauberes Arbeiten und war damit sehr zeitaufwändig. Letztlich verblieben im Innen- und Außenbereich einige Fehlstellen an den Blockbohlen, die im Zusammenhang mit dem ehemaligen Hausbockbefall standen. Oder aber sie waren der ehemaligen Fensterkonstruktion geschuldet, da die ehemals vorhandenen Kastenfenster entsprechend ihrer Konstruktion und Befestigung umfangreicher in die Wandumgebung eingriffen als die neuen Isolierglasfenster.
Einsatz der PU-Holzersatzmasse
Für das Verschließen der Fehlstellen wählte das Handwerksunternehmen das PU-Holzersatzmasse Set des Herstellers Remmers. Aufgrund der Vermischung und Reaktion des PU-Harzes mit getrockneten Spänen bleibt die verarbeitete Holzergänzungsmasse wasserdampfdurchlässig. Dieser Sachverhalt ist wichtig, um auch in Zukunft Schäden durch holzzerstörende Pilze bei Wassereindringung vermeiden zu können.
Die betroffenen Stellen wurden zunächst von losen Teilen gereinigt. Da die Harzkomponente während ihrer Reaktion mit dem Holz (Blockbohlen und Späne) quillt und ihr Volumen vergrößert, werden stabile Formen benötigt, um die genaue Ergänzung des ehemaligen Volumenverlustes zu sichern. Diese Formen wurden mit Ölpapier ausgekleidet, damit das Anhaften des Harzes in der Form verhindert wird. Nach 24 Stunden kann die Form wieder abgenommen werden. Danach steht einer weiteren Bearbeitung (Schleifen, Sägen, Bohren) sowie einer farblichen Angleichung (Spachteln, Beschichten) nichts im Wege.
Verfahren wird im Denkmalpflegebereich eingesetzt
Einsetzbar ist dieses Verfahren vor allem im Denkmalpflegebereich, da es hierbei vordringlich um den Erhalt alter Holzsubstanz geht und ein Auswechseln zwar unter Umständen preiswerter ist, aber eben aus denkmalpflegerischen Gründen abgelehnt wird. Durch die Anforderungen, welche an die Verarbeitung der Holzersatzmasse gestellt werden sowie die dafür vorauszusetzenden Kenntnisse über den Werkstoff sollten diese Arbeiten immer einem erfahrenen Holzhandwerker vorbehalten bleiben.
Autor
Dipl.-Ing. Harald Urban ist Fachberater für Holzschutz und Oberflächenbeschichtung bei der Remmers Baustoff GmbH.
Die großen Spalten zwischen den Bohlen wurden
früher mit Moos und Spreu ausgefüllt
Die Putzträgerkonstruktion musste in Handarbeit geschaffen werden