Mit der Kelle von Hand an die Wand

Der Kellenwurfputz exisitert bereits seit dem 14. Jahrhundert. Traditionell werden Putze mit großen Körnungen eingesetzt, die nur per Hand angeworfen werden können. Wie gut die Struktur des Putzes ist, hängt von den Fähigkeiten des Handwerkers zum gleichmäßigen Anwerfen ab.

In der Vergangenheit wurde Putz als einlagiger Oberputz angeworfen, so dass eine geschlossene, lebendige Struktur entstand. Heute werden Kalk- oder Kalkzementputz als Grundputze für den Kellenwurf eingesetzt. Durch den gleichmäßig saugenden Untergrund wird die Lebendigkeit der Struktur etwas reduziert. Die Haftung am Unterputz ist eine technische Herausforderung.

Traditionell werden in einem Kellenwurfputz Körnungen in einer Bandbreite von 4 bis 16 mm Größtkorn eingesetzt. Diese Putze können aufgrund der Kornzusammensetzung nur per Hand angeworfen werden.

Je größer die verwendete Körnung, umso kritischer ist die Haftung zum Untergrund. Alte Kellenwurfputze beinhalteten die hydraulischen Bindemittel Kalk und Ziegelmehl. Heutzutage wird als Bindemittel Weißzement eingesetzt.

So wird ein Kellenwurf erstellt: Der Putz wird zweimal „nass-in-feucht” angeworfen, damit eine einheitliche Struktur entsteht. Im Regelfall werden Rechteck-Kellen verwendet. Der Anwurf erfolgt meist leicht überdeckend, so dass eine plattenartige Verkleidung entsteht. Es dürfen keine zu großen Flächen in einem Zug bearbeitet werden, damit der überdeckende Kellenwurf noch am vorher aufgebrachten Mörtel gut anhaftet.

Der Frischmörtel muss sehr gut kellengängig sein. Arbeitsabsätze sind nicht möglich. Stattdessen müssen  immer zusammenhängende Flächen bearbeitet werden.

Die Fähigkeit des Handwerkers zum gleichmäßigen Anwerfen bestimmt die Putzstruktur. Unterschied­liche Handschriften beim Werfen, bei den Überdeckungen der jeweiligen Putzschicht und der Vorgehensweise sind optisch an der Fassade erkennbar. Über die gleichmäßige Abwitterung der Fassade werden diese handwerklichen Unterschiede über die Zeit jedoch ausgeglichen. Anstriche sind nicht zwingend erforderlich, werden aber oft zum Erreichen einer geschlossenen Struktur eingesetzt.

Autorin
Dipl.-Ing. Heike Pfaff ist Leiterin der Bauberatung von
Rajasil und Handlungsbevollmächtigte der Heck Wall
Systems GmbH in Marktredwitz.
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