Natürlicher Algenschutz
In München-Solln wird die in den 1960er Jahren erbaute Klosteranlage St. Gabriel mit einem Wärmedämmverbundsystem aus 16 cm dicken Mineraldämmplatten modernisiert. Die Gebäude entsprechen nach der energetischen Sanierung dem Neubaustandard. 15 von 21 Häusern sind auf diese Weise bereits saniert worden.
Die Außenwände der flachgedeckten, zumeist ein- bis zweigeschossigen Klostergebäude in München-Solln, die unter anderem soziale Einrichtungen, eine Außenstelle der Volkshochschule und auch Kindergärten beherbergen, wurden mit Hochlochziegeln ohne besonderen Wärmeschutz erstellt und erreichten vor der Sanierung einen U-Wert von nur 1,3 W/m²K. Zum Schutz vor Wind und Wetter erhielten damals sämtliche Häuser auf den West- und Südseiten eine Fassadenbekleidung aus asbesthaltigen Platten. Die Flächen im Osten und Norden wurden jeweils verputzt.
Sanierungsplan für 21 Gebäude
Mittlerweile hat die Zeit ihre Spuren an den Klostergebäuden hinterlassen. Wasser, das von den kupfernen Absturzsicherungen der Flachdächer über die Fassade tropfte, hinterließ hässliche Spuren. „Mit Streichen war das Problem nicht zu lösen“, erklärt Architekt und Baubiologe Herbert Rupitsch vom Ingenieurbüro HABO aus Rosenheim. „Die Wasserspuren schlugen schon nach kurzer Zeit erneut durch.“ Hinzu kamen immer wieder auftretende Wasserschäden im Inneren der Gebäude, deren Ursache ebenfalls die Flachdachkonstruktion war. Aufgrund fehlender Wärmedämmung an Dächern und Fassaden, war der Energieverbrauch des Klosters entsprechend hoch. Zudem hatte man nur einen Teil der ursprünglich eingebauten Holzfenster war im Laufe der Zeit durch Kunststofffenster ersetzt.
In fünf Bauabschnitten werden die konstruktionsbedingten Schäden derzeit grundlegend behoben und sämtliche 21 Gebäude der Anlage energetisch saniert. Dazu gehört der Austausch sämtlicher alter Holzfenster durch neue Kunststofffenster mit Dreifachverglasung; wo ursprünglich Glausbausteine eingebaut waren, kommen Aluminiumfensterelemente zum Einsatz. An die Stelle der vorherigen Flachdachkonstruktionen treten Walmdächer. Deren geringe Dachneigung von nur 7 Grad sorgt dafür, dass sich der ursprüngliche optische Eindruck der Gesamtanlage nicht zu sehr verändert.
Die asbesthaltigen Fassadenplatten werden durch einen modernen Wärmeschutz ersetzt. Dabei erhält das jeweils oberste Geschoss eine hinterlüftete Fassade aus vorgehängten Tonplatten mit Glaswolle als Wärmedämmung.
Die darunter liegenden Etagen werden komplett mit einem vollmineralischen WDVS aus 16 cm dicken Multipor Mineraldämmplatten gedämmt, mit einem mineralischen Oberputz beschichtet und anschließend weiß gestrichen. Die silikatischen Platten aus Kalk, Sand, Zement und Wasser verfügen über eine Wärmeleitfähigkeit von 0,045 W/mK. Sie sind formstabil, druckfest, diffusionsoffen und nicht brennbar, da sie zur höchsten Brandschutzklasse A 1 gehören.
Schutz vor Algen
Wärmegedämmte Bauteile sind einem erhöhten Algenrisiko ausgesetzt. Da wenig Wärme nach außen dringt, kühlt die äußere Fassadenoberfläche stärker ab – es bildet sich Tauwasser. „Dieses Wasser“, so Architekt Rupitsch, „stellt die Grundvoraussetzung für einen Bewuchs dar, denn Algen lieben anhaltende Feuchtigkeit. Diffusionsoffene Systeme wie das Multipor WDVS verfügen über einen optimalen Feuchtehaushalt und trocknen nach Feuchtebelastung schnell wieder ab. Daher sind sie am ehesten geeignet, den Algenbewuchs zu verhindern.“
Auch kunststoffgebundene WDVS-Beschichtungen, die mittlerweile immer häufiger mit einem speziellen Schutz vor Algen- und Pilzbefall ausgestattet sind, stellen für ihn keine Alternative dar. „Neue Untersuchungen zeigen“, so der Baubiologe, „dass diese Problemstoffe ausgewaschen werden und über das abfließende Regenwasser in das Grundwasser gelangen können.“
Verarbeitung der Mineraldämmplatten
Insgesamt wurden rund 3500 m² Multipor Mineraldämmplatten bei der Sanierung der Klostergebäude im zweiten und dritten Bauabschnitt durch die Gebrüder Ademaj GmbH verarbeitet. Die Plattenverklebung begann nach Abschluss der notwendigen Vorarbeiten jeweils an der unteren Hausecke. Die Platten wurden fugendicht knirsch aneinander gestoßen und fortlaufend im Verband mit mindestens 15 cm Überbindemaß geklebt. Zuvor trugen die Handwerker den frisch angerührten Multipor Leichtmörtel vollflächig mit einer Zahntraufel (Zahnung 10 mm) auf der Plattenrückseite auf. Die Steghöhe, also die Dicke des aufgetragenen Leichtmörtels, beträgt etwa 7 bis 8 mm. Unebenheiten im Mauerwerk von bis zu 5 mm können damit gut ausgeglichen werden. Um anfallenden Windsogbelastungen standzuhalten, befestigten die Handwerker die Platten vor dem Aufbringen von Armierungsputz und -gewebe zusätzlich mit Tellerdübeln. An den Gebäudeecken verklebten sie die Platten verzahnt. Fehlstellen ließen sich mit dem Multipor Füllmörtel einfach schließen. Leichte Höhenversätze der Dämmplatten egalisierten die Handwerker nach dem Ankleben ohne großen Aufwand mit einem Schleifbrett.
Oberhalb des WDVS wurden Gesimsbleche angeordnet, die die Multipor Platten von der Tonfassade trennen. Die Schlussbeschichtung erfolgte mit einem mineralischen, diffusionsoffenen Oberputz, der mit den Dämmplatten einen homogenen Konstruktionsaufbau ergibt und so zusätzlich gegen mechanische Einwirkung, zum Beispiel durch Spechte, bestens schützt. Abschließend wurde ein silikatischer Außenanstrich mit weißer Farbe aufgetragen. Durch die Sanierung wird ein U-Wert von 0,22 W/m²K und somit der förderfähige Neubaustandard erreicht.
Autorin
Rita Jacobs arbeitet als freie Fachjournalistin. Sie führt ein PR-Büro, das auf die Schwerpunkte Bauwirtschaft und Architektur spezialisiert ist.
Wärmedämmung der Außenwände mit vollmineralischem WDVS