Neue Geschäftsbereiche mit Infrarotkameras erschließen

Neben Gebäude-Energieberatern können Schreiner, Trockenbauer, Stuckateure und andere Ausbauberufe vom Trend zu energieeffizientem Bauen und zeitgemäßem Sanieren profitieren. Infrarotkameras helfen dabei, Problemstellen zu identifizieren und die fachgerechte Sanierung zu dokumentieren.

Jeder Körper über dem absoluten Nullpunkt (und der liegt unterhalb von -273 °C) strahlt Wärme ab. Eine Wärmebildkamera kann diese Strahlung sichtbar machen. Dieses als Thermografie bezeichnete Verfahren ist die einfachste und schnellste Methode, Energieverluste in einem Gebäude aufzuspüren. Die Wärmebildkamera zeigt genau, wo Energieverluste auftreten und hilft, Schäden und Energieverluste an der Gebäudehülle zu ermitteln und potentielle Problemstellen an Türen und Fenstern aufzuspüren.

Bei der Energieberatung ist der erste Schritt die Überprüfung von bestehenden Gebäuden auf Sanierungsbedarf. Der zweite Schritt besteht in der Aufdeckung von Schwachstellen in der Wärmedämmung und ihrer genauen Analyse. Wärmebrücken an fehlerhaft eingebauten Fensterrahmen und Fensterbänken können mit der Thermografie auch für Laien klar erkennbar dargestellt werden. Als abschließender Schritt Nummer drei sollte eine fachgerechte Sanierung folgen. Und dass ein Problem wirklich professionell behoben wurde, lässt sich ebenfalls mit der Infrarotkamera abschließend auch einfach und schnell nachweisen und dokumentieren.

Das Einsatzspektrum ist vielseitig, und ähnlich groß ist mittlerweile die Bandbereite an Wärmebildkameras. Dabei ist entscheidend, wie hoch die Auflösung des IR-Detektors ist. Noch wichtiger ist die thermische Empfindlichkeit der Kamera.

Marktsituation mit Preisen von 250 bis 40 000 Euro

Preislich beginnt das Angebotsspektrum bei einer Auflösung von 160x120 Pixel bereits um die 250 Euro – und endet mit Profikameras wie der Flir „T1020“ mit 1024x768 Messpixeln bei rund 40 000 Euro. Daraus wird natürlich auch deutlich, dass ein Gerät im unteren Preissegment nicht sämtliche Probleme detektieren kann, die eine Kamera mit einer ungleich höheren Auflösung und thermischen Empfindlichkeit sichtbar macht. Damit auch schon mit vergleichsweise niedrigen Infrarotauflösungen aussagefähige Aufnahmen möglich sind, hat Flir verschiedene Bildverbesserungsalgorithmen entwickelt.

Bildqualität ist mit MSX-Funktion deutlich besser

Die Bildqualität ist einer der bedeutendsten Faktoren. Um sie bereits für relativ niedrige IR-Auflösungen zu optimieren, verfügen alle Kameras des amerikanischen Herstellers über die patentierte MSX-Funktion. Hierbei werden Konturen aus dem visuellen Bild ins Infrarotbild übertragen. Damit erreicht man eine deutlich bessere Detailschärfe – und außerdem werden Beschriftungen auf dem Objekt im kombinierten Bild sichtbar.

Flir „C2“ – passt für rund 800 Euro in jede Hosentasche

Schon mit der voll ausgestatteten Kompakt-Wärmebildkamera „C2“ können Bauprofis anhand von Wär­me­mustern Schwachstellen und Probleme wie Energieverluste, strukturelle Defekte und beschädigte Rohrleitungen erkennen. Mit ihrem kompakten und schlanken Design passt die „C2“ problemlos in jede Hosentasche. Ihre geringen Abmessungen von 125 × 80 × 24 mm und das Gewicht von nur 130 g sorgen dafür, dass die „C2“ auch unterwegs jederzeit griff- und einsatzbereit ist, um bislang unerkannte Probleme aufzudecken. Ein Knopfdruck genügt, um mit diesem Messgerät radiometrische JPEGs aufzuzeichnen. Die Bilder lassen sich später mit der kostenlosen Tools-Software des Herstellers herunterladen. Damit kann man auch die Wärmebildstufen anpassen, Temperaturmessungen isolieren und hinzufügen, Farbpaletten ändern und Berichte erstellen.

Wasserschäden und Durchfeuchtung

Feuchte und trockene Gebäudemasse haben völlig unterschiedliche Temperaturwerte. Mit Infrarotaufnahmen lassen sich daher Probleme durch Feuchtigkeit sehr viel früher erkennen und orten als mit herkömmlicher Ausrüstung. Auch nicht oder nur schwer begehbare Stellen können so zuverlässig inspiziert werden. Ist später die Ursache für ein Feuchtigkeitsproblem behoben, lässt sich mit der Kamera der Trocknungsprozess überwachen und erkennen, wann die Feuchtigkeit vollständig verschwunden ist.

Neuartiges Wärmebild-Feuchtemessgerät „MR160“

Mit dem „MR160“ hat Flir für rund 700 Euro ein Wärmebild-Feuchtemessgerät für Klempner, Dachdecker, Energieeffizienz-Experten, Bauunternehmer, Bauaufsicht und Feuchte-Sanierungs-Spezialisten im Angebot. Damit hat das Unternehmen eine vollkommen neue Produktkategorie entwickelt, denn einen Feuchtemesser mit integriertem Wärmebild gab es bisher noch nicht. Das „MR160“ verfügt über eine integrierte Wärmebildkamera und damit auch über die IGM-Technologie (Infrared Guided Measurement, infrarot-unterstützte Messung). Der Handwerker sieht sofort, wo er die Sonden des „MR160“ auf  Wand-, Boden- oder Deckenoberfläche platzieren muss, um Probleme und Feuchtigkeitsniveaus am besten zu bestimmen.

Schulungen sind sinnvoll

Bei der Thermografie handelt es sich um ein Messverfahren, bei dem es auch auf die Kompetenz des Anwenders ankommt, also darauf, wie der Handwerker letztendlich die Wärmebilder interpretiert. Wie bei anderen Messverfahren auch sollten Nutzer deshalb wenigstens die Grundlagen durch eine spezielle Schulung erlernen.

Ein Beispiel für potentielle Fehler: Verschiedene Materialien geben Wärmestrahlung unterschiedlich stark wieder ab. Ein Emissionsgrad für Holz kann beispielsweise bei 0,94 liegen (Buchenholz). Blanke oder polierte Metalloberflächen verfügen dagegen über besonders niedrige Emissionsgrade (teilweise nur 0,3). Wer nun eine solches Metallobjekt thermografiert, seine Kamera aber noch auf eine Holzvertäfelung kalibriert hat, erhält keine exakten Temperaturdaten, sondern lediglich bunte Bilder.

Um solche Fehlmessungen und Fehlinterpretationen zu vermeiden, bietet das Infrared Training Center (kurz: ITC) Schulungen in fast 50 Ländern und in über 20 Sprachen an, um den professionellen Umgang mit der Thermografie zu erlernen – vom Grundlagenseminar über Zertifizierungskurse bis hin zu sehr spezialisierten Anwenderkursen.

Das Angebot findet man unter www.irtraining.eu

Autoren
Thomas Jung ist Sales Director Central Europe Instruments bei der Flir Systems GmbH in Frankfurt. Frank Liebelt ist freier Journalist und unterstützt Flir bei der Öffentlichkeitsarbeit. Er lebt und arbeitet in Frankfurt.
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