SOS: Baudenkmal unter Wasser
Die älteste Nordsee-Küstenfunkstation in Norddeich war von 1907 bis 1998 für Schiffe Verbindung zur Heimat und Retter in der Not. Jetzt betraf das „SOS“ erstmals das Gebäude selbst. Die Notsituation bestand in der stark durchfeuchteten Bausubstanz, die dringend der Sanierung bedurfte.
1983 wurde auf dem historischen Grund das Nordsee Camp eröffnet. Inmitten von Zelten und Wohnwagen beherbergt das Hauptgebäude heute Sanitäranlagen, Restaurant, Supermarkt sowie Rezeption und Verwaltung des Camps Norddeich. Im Rahmen einer allgemeinen energetischen Instandsetzung sollte auch das Mauerwerk saniert werden, denn das über 100 Jahre alte denkmalgeschützte Gebäude stand praktisch mit den Füßen im Wasser. Eine Horizontalsperre war zwar seinerzeit eingebaut worden, aber zu tief gelegt und defekt. Die Folge: aufsteigende Feuchtigkeit bis in rund 120 cm Höhe.
Das durchfeuchtete, einschalige Mauerwerk verursachte hohe Heizkosten. Der Einbau eines Wärmedämm-verbundsystems wurde aber von der Denkmalpflege abgelehnt. So blieb als Alternative die Mauerwerk-
sanierung im Kiesol-System, um die Wände auszutrocknen und damit energetisch zu modernisieren.
Horizontalsperre durch Bohrlochinjektage
Bedingt durch den hohen Grundwasserstand direkt an der Küste, ist der Sockel nur rund 80 cm tief gegründet. Deshalb wurde die neue Horizontalsperre vom Bauunternehmen Gebr. Neumann aus Emden mit Kiesol unterhalb des bestehenden Betonbodens, der früher bereits einmal nachträglich eingezogen worden war, angelegt. Da das Mauerwerk von innen nicht mehr zugänglich war und der Grundwasserdruck bei Hochwasser bis unterhalb der Sohlplatte einwirkte, wäre eine einfache Außenabdichtung nicht ausreichend gewesen. Die Hinterfeuchtung des Mauerwerks hätte die aufsteigende Feuchtigkeit weiterhin ermöglicht.
Nach Freilegung des Sockels wurden zunächst die alten Farbschichten abgetragen und defekter Putz entfernt. Dort, wo die Horizontalsperre eingebracht werden sollte, wurde von den Handwerkern für die Bohrlochinjektage mit Kiesol ein Putzstreifen von etwa 25 cm abgestemmt. Nachdem die Bohrlöcher mit Bohrlochsuspension verschlossen waren, konnte der gesamte Sockel mit Dichtputz überarbeitet werden. Da einige Mauerabschnitte auch stark mit Nitriten belastet waren, wurde die Haftbrücke unter dem Dichtspachtel mit „Sulfatexschnlämme schnell“ im System ausgeführt.
Sockelabdichtung mit nur einem Produkt
Aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Erdreich und salzbelastetes Spritzwasser zeigen am Sockel ihre zerstörerische Wirkung durch Feuchtehorizonte, Salzausblühungen und Putzzerstörungen. Abdichtungen am Gebäudesockel waren bisher eine sehr schwierige Aufgabenstellung. Bei der erdberührten Abdichtung konnten nur kunststoffmodifizierte Bitumenabdichtungen eingesetzt werden, oberhalb des Erdreichs mineralische Dichtungsschlämme. Kritisch waren bei diesem Konzept immer die sich zwangsläufig ergebenden Überlappungsbereiche, da die Materialeigenschaften für das jeweilige Anforderungsprofil sehr unterschiedlich sind.
Beim Bauvorhaben Nordseecamp Norddeich wurde deshalb der gesamte Gebäudesockel mit dem neuen Multi Baudicht 2 K abgedichtet – einem Hybridprodukt mit komplexem Eigenschaftsprofil, das die Leistungsbereiche bituminöser und mineralischer Abdichtungssysteme vereint: Spritzwasserbereich und erdberührter Bereich werden durchgängig mit Multi Baudicht 2K abgedichtet. Es ist extrem druckfest, UV-stabil und kann direkt mit Putz überarbeitet werden.
Autor
Thomas Rosenberger ist Produktmanager im Bereich Bautenschutz bei der Firma Remmers in Löningen.
Spritzwasserbereich und erdberührtes Mauerwerk mit Multi Baudicht 2K abgedichtet