Sanierung des Wasserturms auf Langeoog

Der Langeooger Wasserturm – das Wahrzeichen der Nordseeinsel – wurde 1909 erbaut. 100 Jahre später hatten Stürme und die salzige Luft dem frei auf der Kaapdüne stehenden Bauwerk arg zugesetzt – die Zeit für eine umfassende Sanierung war gekommen.

Mit Blick auf das Alter des Wasserturms kamen rein kosmetische Korrekturen nicht in Frage, vielmehr sollte eine umfassende Sanierung das berühmte Bauwerk fit für die nächsten 100 Jahre machen. Gleichzeitig galt es, das historische Aussehen so weit wie möglich wieder herzustellen und die Wellplatten-Fassade, die Anfang der 1960er Jahre montiert worden war, zurückzubauen. Die Ausschreibung für diese Arbeiten gewann die Firma Kramp & Kramp aus Lemgo, Spezialisten für die Sanierung von Altbauten.

Entfernung der alten Farbe

Im Oktober 2008 wurde der Wasserturm im ersten Arbeitsschritt komplett eingerüstet. Anschließend befreiten die Handwerker die Fassade zunächst von der alten Farbe und reinigten sie anschließend intensiv. In der örtlichen Presse rief der Handwerksbetrieb dazu auf, alte Vollklinker im ostfriesischen Format zur Ausbesserung der Schäden zur Verfügung zu stellen: Die Resonanz war enorm, so dass alle schadhaften Klinker ersetzt werden konnten, ohne dass die „Austauschteile“ störend ins Auge fallen. Die gewellte Fassadenverkleidung wurde im November demontiert, so dass der Wasserturm hinter der Gerüstplane ungewöhnlich schlank erschien. Um die Ziegelwände künftig zuverlässig vor Nässe zu schützen, setzten die Handwerker Bohrungen zur Verpressung mit einer Spezialflüssigkeit, die für eine Feuchtigkeitssperre im Mauerwerk sorgt.

Sanierung der Stahlteile

Die Firma MB-Metallbau aus Esens sanierte derweil die Stahlkonstruktion, an der die Fassade der Wasserbehälterbehausung montiert wird. Aufhängungen und Stahlstützen waren zum Teil stark durchgerostet, und auch der Wasserbehälter musste von innen und außen an manchen Stellen sandgestrahlt und neu grundiert werden. Die Geräusche dieser Arbeiten waren im Ort deutlich zu vernehmen. Bei diesen Arbeiten fanden die Handwerker statische Risse in einigen Feldern der Fassade, die nun kraftschlüssig repariert werden mussten. Am Fuß der Stahlkonstruktion bedurfte hingegen die Auflagerung besonderer Aufmerksamkeit: Da hier die kompletten Lasten des darüber liegenden Wasserbehälters abgetragen werden, betonierten die Handwerker einen umlaufenden Ringanker aus Stahlbeton. Die Untersicht sollte wie beim historischen Vorbild wieder gebogen ausgeführt werden, so dass die entsprechenden Tragstreben getauscht werden mussten. Gleichzeitig wurden die historischen Guss-Fenster vorsichtig aus der Fassade gelöst, um sie zur Herstellung von Guss-Formen für neue Alu-Guss-Fenster zu nutzen. Damit sollte das historische Aussehen bei gleichzeitig höherer Widerstandfähigkeit gegen die aggressive Salzluft gewährleistet werden.

Sanierputz für das stark salzende Mauerwerk

Auch der alte Innenputz musste komplett entfernt werden. Dies war notwendig, um die Wände später mit einem Sanierputz versehen zu können, der in der Lage ist, Salze vom stark salzenden Mauerwerk und aus der Umgebung aufzunehmen. Immer wieder zerrten Winterstürme an Gerüst und Plane und damit auch an den Nerven der Handwerker: Mehr als einmal hing die Plane in Fetzen und die Arbeiten mussten ohne Wetterschutz fortgeführt werden. Im Februar präsentierte sich der Wasserturm dann wieder gewohnt „füllig“: Die Handwerker hatten zementgebundene Bauplatten, die nicht nur feuchtigkeitsresistent sind, sondern sich unter Spannung auch der Biegung der neuen Stahlträger anpassten, auf eine zuvor installierte Holzkonstruktion montiert. Diese Platten wurden abschließend mit einer Putzbeschichtung aus Armier- und Oberputz versehen. Im März konnten die neuen Alu-Guss-Fenster eingesetzt und Ende April schließlich die letzte Runde der Sanierung eingeläutet werden: Der Sockel des Wasserturms erhielt den abschließenden Anstrich, nachdem er zuvor gesandstrahlt und ausgebessert worden war.

Pünktlich zum Jubiläum saniert

Im Juni 2009 feierte Langeoog den 100. Geburtstag seines frisch sanierten Wasserturms. Bürgermeister Hans Janssen dankte Andreas Kramp von der ausführenden Firma Kramp & Kramp für die gute Ausführung der Sanierungsarbeiten sowie Diedrich Janssen vom Planungsbüro NWP für die Vorbereitungen. Bereits Ende Mai konnten die ersten Gäste im Turm begrüßt werden, nachdem auch innen die Arbeiten abgeschlossen waren. Die Aussicht vom Wasserturm ist bei den Gästen sehr beliebt und gehört im Urlaub für viele fest zum Programm.

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