Sanierung im Schlitzverfahren
Mit einem neuen Verfahren lassen sich schadhafte Kunstharzputzsysteme wirtschaftlich sanieren. Neben einer zeitgemäßen Dämmung wird beim so genannten Retec-System auch ein dauerhafter Schutz vor Durchfeuchtung erreicht.
Wärmedämm-Verbundsysteme (WDV-Systeme) mit Kunstharzputz wurden in den 1970er und -80er Jahren in großer Zahl an deutschen Fassaden verarbeitet. Sie galten als leistungsstarke und vor allem langlebige Fassadendämmung. Inzwischen haben sich daraus jedoch häufig Problemfassaden entwickelt: Rissbildung, Ablösung des Oberputzes, Putzblasen, Algenbewuchs und Dauerfeuchte sind typisch für das weit verbreitete Schadensbild. Dadurch wird nicht nur die Dämmleistung des WDV-Systems massiv eingeschränkt, es besteht vielmehr auch die Gefahr dauerhafter Schäden am Mauerwerk. Entsprechend groß ist momentan die Nachfrage nach wirtschaftlichen Sanierungslösungen für die maroden Fassaden. Eine konventionelle Sanierung mit einem neuen WDV-System würde jedoch in vielen Fällen das Budget des Eigentümers übersteigen. Daher bieten Hersteller mittlerweile Sanierungslösungen an, welche die Altfassade erhalten und dadurch kostengünstig und umweltfreundlich sind.
Schlitzen statt aufdoppeln
Mit dem Retec-System von Weber-maxit können geschädigte WDV-Fassaden ohne aufwendigen Rückbau und anschließende Entsorgung saniert werden. Das Verfahren darf nicht mit der so genannten Aufdopplung eines WDV-Systems verwechselt werden, bei der lediglich eine neue Dämmschicht auf die alte aufgebracht wird. Eine solche Sanierung ist in der Regel nur bei intakten Fassaden möglich.
Das Retec-System wurde indes gezielt für die Sanierung von stark durchfeuchteten Kunstharzputzsystemen entwickelt. Hierbei muss der Handwerker die Dämmschicht zunächst schlitzen, damit die Feuchtigkeit wieder nach außen dringen und das gesamte alte WDV-System austrocknen kann. Dieses wird im Verlauf der Sanierung durch eine mineralische Armierung und einen entsprechenden Oberputz aufgewertet. Auf diese Weise ist auch künftig ein ausgewogener Feuchtigkeitshaushalt garantiert. Im Unterschied zu organischen Putzsystemen kann die Feuchtigkeit hier nicht verkapseln, so dass die ursprüngliche Dämmleistung erhalten bleibt und gleichzeitig einem Befall durch Algen und Pilze vorgebeugt wird.
Von der dampfdichten zur diffusionsoffenen Fassade
Das Schlitzverfahren verwandelt die dampfdichte Kunstharzputzfassade in ein diffusionsoffenes System. Hierfür wird die alte Fassade zunächst mit dem Dampfstrahler einer gründlichen Reinigung unterzogen. Im Anschluss fräst der Handwerker mit der Flex horizontale und vertikale Schlitze in die Fassadenoberfläche. Abhängig vom Zustand der Fassade bewegt sich das Rastermaß zwischen 15 x 15 und
30 x 30 cm. Die Schlitze müssen so tief sein, dass sie etwa 5 mm in den Dämmstoff hineinragen. Über die Schlitze kann nun die Feuchtigkeit nach außen entweichen, wodurch sich nach einiger Zeit die ursprüngliche Dämmleistung wieder herstellt. Danach muss der Handwerker den mineralischen Klebe- und Armierungsmörtel, der speziell auf das Verfahren abgestimmt ist, aufbringen. Der Mörtel zeichnet sich durch ein besonders gutes Fließverhalten sowie eine hohe Haftung auf Kunstharzputzen aus. Vor allem aber ist der Armierungsmörtel hoch diffusionsoffen. Somit wird sichergestellt, dass das System auch in Zukunft trocken bleibt. Danach wird das Armierungsgewebe mit Schraubdübeln befestigt und nach entsprechender Standzeit mit einem mineralischen – und entsprechend diffusionsoffenen – Kalk- oder Edelkratzputz beschichtet. Durch unterschiedliche Korngrößen und moderne Farbtöne können die Oberflächen frei gestaltet werden.
Option auf eine zweite Dämmschicht
Wie die Aufdopplung bietet auch das Schlitzverfahren die Möglichkeit, eine zusätzliche Dämmschicht auf das alte WDV-System aufzubringen. Denn: Die seinerzeit verarbeiteten Dämmplatten erfüllen im Regelfall die heutigen Anforderungen an den Wärmeschutz nicht mehr – selbst wenn die ursprüngliche Dämmleistung nach einer umfassenden Austrocknung wieder hergestellt ist. Durch das nachträgliche Aufbringen von EPS- oder Mineralwolle-Dämmplatten lässt sich hingegen eine Dämmleistung erzielen, die den aktuellen Standards entspricht. Das neue Dämmmaterial wird dafür einfach auf die Armierungsschicht aufgeklebt, erneut armiert, gedübelt und mit einem Oberputz versehen. Auch in diesem Fall muss der alte Dämmstoff nicht entfernt werden.
Enorme Kosteneinsparung
Das beste Argument für das Retec-System ist neben dem hochwertigen Sanierungsergebnis sicherlich die enorme Kostenersparnis im Vergleich zu einer konventionellen Sanierung mit einem neuen WDV-System. Dies veranschaulicht der Kostenvergleich: So beträgt der Quadratmeterpreis für eine konventionelle Sanierung mit Rückbau und Entsorgung der Altfassade bis zu 200 Euro. Demgegenüber steht eine Ersparnis von rund 65 Prozent beim Schlitzverfahren, inklusive einer Zusatzdämmung mit 60 mm Dicke. Ohne Zusatzdämmung liegt das Einsparpotenzial sogar bei 80 Prozent.