Spielturm aus Backstein
Auf dem Gelände eines zum Hotel umgenutzten Bauernhofs am Neuklostersee in Mecklenburg-Vorpommern befand sich auch ein Mitte der 1950er Jahre erbautes Trafohäuschen. Da dieses keine Funktion mehr hatte, bauten es die Handwerker nach Plänen der Berliner Architekten Nalbach+Nalbach zu einem Kinderhotel um.
Es gibt Gebäudetypen, die sind im öffentlichen Bewusstsein gar nicht vorhanden. Wassertürme und Trafohäuschen gehören dazu. Dabei stehen gerade letztere in jedem Ort herum: klein, unauffällig werden sie aber von niemandem wahrgenommen.
Zu so gut wie keinem der kleinen Technikgebäude führt heute noch eine Hochspannungsleitung. Seit der Erdverkabelung bekommen wir unterirdisch unseren Strom. Das heißt nicht, dass all die Trafohäuschen funktionslos wären. Auch sie erhalten unterirdischen Strom mit 10 000 Volt und machen daraus mit ihrem Transformator die für den Haushalt taugliche Spannung von 220 beziehungsweise 360 Volt.
Doch nicht alle Trafohäuschen behalten ihre Funktion. Wenn sie dann abgerissen aus dem Ortsbild verschwinden, fällt das gar nicht weiter auf, weil man sie vorher auch nicht beachtet hat. Eine neue Nutzung für die Kleinstgebäude zu finden, ist aber schwer. Wer will schon auf ein bis drei Etagen auf einer Grundfläche von gerade mal 1,50 x 1,50 m wohnen? Selbst für ein Wochenende ist das zu klein. Doch es gibt sie, die Beispiele für eine neue Nutzung von Trafohäuschen: Das vielleicht kleinste Museum der Welt beweist in einem ehemaligen Trafohäuschen in Zschornewitz, dass eine neue Nutzung für die technischen Kleinstgebäude möglich ist. Ein weiteres Beispiel gibt es seit ein paar Jahren in Nakenstorf am Neuklostersee.
Vom Trafohäuschen zum Kinderhotel
Johanne und Gernot Nalbach betreiben in Nakenstorf am Neuklostersee in den umgenutzten Gebäuden eines ehemaligen Bauernhofs ein Hotel. Da lag es für das promovierte Architektenpaar mit ihrem Berliner Büro Nalbach+Nalbach nahe, auch etwas aus dem kleinen Trafohäuschen zu machen, das sich seit Mitte der 1950er Jahre auf dem Gelände des Bauernhofs befindet. Philipp ter Braake und Hinrich Schoppe nahmen sich des funktionslos gewordenen Backsteingebäudes an. Mit einer Grundfläche von 1,85 x 1,85 m kam für das Türmchen nur eine Nutzung für kleine Leute, in diesem Fall für Kinder, in Frage.
Nach Plänen der Architekten begannen die Handwerker damit, die im Trafohäuschen noch vorhandenen elektrischen Aggregate zu demontieren. Die vorhandene Stahlbetondecke über dem Erdgeschoss wurde durch eine Holzbalkendecke darüber ergänzt. Die Erschließung erfolgt bis hinauf zu der aus Tischlerplatten gebauten „Schlafebene“ direkt unter dem verglasten Dach über eine Holzleiter.
In die vorhandenen Maueröffnungen setzten die Handwerker neue Isolierglasfenster ein. Schadhafte Ziegel wurden ausgebaut und durch farbiges Glas ohne Rahmen ersetzt. An der Vorderfront montierten die Handwerker über der neuen Eingangstür einen Glaskasten nach dem Trombewand-Prinzip. In diesem entsteht ein Treibhauseffekt. Die warme Luft gelangt von dort aus über Luken, für die die Handwerker kleine Öffnungen in die Backsteinfassade schnitten, in die oberen Räume des Kinderhotels.
Für Kinder gibt es nach dem Umbau vieles zu entdecken: So bauten die Handwerker zum Beispiel an einer Wand einen großen Trichter ein, der wie ein Hörrohr die Geräusche aus der Umgebung einfängt, die man normalerweise kaum wahrnehmen kann. An der Wandverkleidung aus Tischlerplatten der mit Kissen ausgelegten „Schlafebene“ sind Mini-Spieluhren angeschraubt, aus denen Melodien von Mozart, Beethoven, Strauß usw. ertönen, wenn die Kinder an deren Kurbeln drehen. Und in den Estrich des so genannten „Bauernterrazzos“ im Erdgeschoss streuten die Handwerker sogar Edelsteine ein – 104, um genau zu sein.
Aus dem Mitte der 1950er Jahre in Nakenstorf erbauten Trafohäuschen wurde ein Kinderhotel
Pläne
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