Steilkurve: Schräggestellte Trockenbauwand
Eine Steilkurven-Wand prägt den Innenraum des neuen Audi Terminals in Gera.
Mit 60 Grad Neigungswinkel und einem Radius von 135 m dient die in Trockenbauweise montierte Kurve gleichzeitig als Raumabschluss, Deckenschürze und Brüstung.
Die Audi AG hat mit dem Audi-Terminal eine neue Markenarchitektur für ihre Vertragspartner konzipiert – denn die wachsende Zahl neuer Modelle erfordert größere Präsentationsräume. Nach Sydney, München, Genf und Potsdam entstand nun in Gera für das Autohaus AfA „Alles fürs Auto“ eines der ersten Terminals in der neuen Architektur. Diese bietet vor allem eine hohe Flexibilität: ein-, zwei- oder mehrgeschossige Varianten sind möglich. Das eingeschossige Autohaus in Gera hat eine Grundfläche von rund 1400 m2. Prägendes Element nach außen ist eine transluzente Aluminiumfassade. Darin eingeschnitten sind große, bodentiefe Glasflächen, deren gekurvte Linien der Fassade eine besondere Dynamik verleihen. Diese setzen sich innen mit einer Steilkurven-Wand fort. Sie soll eine Assoziation zur „Berliner Avus“ hervorrufen. „Die Audi-Kurve ist nicht nur ein wichtiges gestalterisches, sondern auch ein strukturelles Element des Audi-Terminals. Die gekurvten Wände tragen und ermöglichen die weiten, stützenfreien Ausstellungsräume. So wird die räumliche Wirkung und Dynamik der Kurvenräume intensiviert“, heißt es im CI-Konzept des Ingolstädter Automobilherstellers. Die Steilwand läuft in vertikale Stützelemente aus. Dazwischen sind die Arbeitsplätze der Verkaufsberater angeordnet. Auf Höhe der Brüstung befindet sich eine Galerie mit Büroräumen und einer Kundenlounge.
Als Grundgerüst der Steilkurven-Wand
dient eine Stahlkonstruktion
Statisch stellt die markante Kurve eine echte Herausforderung dar, weil es wenig Befestigungsmöglichkeiten für die erforderliche Unterkonstruktion gibt. Als Grundgerüst dient eine Stahlkonstruktion. Den Brüstungsabschluss bildet ein Quadratrohr, das im Wandverlauf vorgebogen ist. HEA 100 und HEA 160 Stahlträger stützen die Konstruktion. Sie sind jeweils auf Betondeckenhöhe miteinander verschraubt und reichen bis zum Rohfußboden. Die Unterkonstruktion für die Brüstung (aus CD 60/27/06 Profilen im Achsabstand 500 mm) ist mit Direktabhängern befestigt. Den ersten Befestigungspunkt bildet das gebogene Quadratrohr. Den zweiten Befestigungspunkt haben die Handwerker mit einer speziellen Winkelwasserwaage auf den Rohboden der Betonbrüstung übertragen und die CD-Profile ebenfalls mit Direktabhängern befestigt.
Radius mit Bodenschablonen ermittelt
Ein Kreisbogen mit einem Radius von 135 m lässt sich vor Ort nicht ohne Weiteres einmessen: „Der Mittelpunkt lag außerhalb des Gebäudes. Es gab also keinerlei Vermessungs- und Bezugspunkte“, so Andreas Rebentisch von der R&M Ausbau Berlin GmbH. Weil Ungenauigkeiten gerade bei großen Radien stark ins Auge fallen, hat das Unternehmen Bodenschablonen als Montagehilfe eingesetzt: Als Schablone dienten im Kurvenradius vorgefertigte Streifen aus der holzfaserverstärkten Hartgips-Platte LaPlura von Lafarge Gips. Diese sind für die statische Aussteifung außerordentlich stabil und zudem kernimprägniert. Dadurch eignen sie sich für den Bodenbereich von Baustellen. „Diese 25 cm breiten Streifen brauchten wir nur nebeneinander auf dem Boden zu befestigen, um den Kurvenverlauf sichtbar zu machen. Anschließend konnten wir das Anschlussprofil problemlos montieren“, so Rebentisch.
Aus LaPlura-Platten besteht auch der obere Abschluss des Brüstungsgeländers. Der Hartgipsstreifen dient hier nicht nur als Abschlusskante, sondern auch als Montagehilfe für die äußere Wandbekleidung. Auf Grund der Steifigkeit der gesamten Brüstungskonstruktion ist kein Geländer erforderlich.
Die Unterkonstruktion der äußeren Wandbekleidung (aus CW 75-06 Ständern) ist mit Gipslaschen mit der Brüstungsunterkonstruktion verbunden. Die Laschen gewährleisteten einen gleichmäßigen Abstand zwischen den CD 60- und den CW 75-Profilen und somit einen exakten Wandverlauf. Abschließend wurden die Profile beidseitig im Querverband mit 12,5 mm dicken LaGyp-Platten von Lafarge Gips horizontal beplankt.
Zudem galt es, eine Hohlkehle (r = 1 m) in den unteren Wandverlauf zu integrieren. Die entsprechende Unterkonstruktion besteht aus Mehrschichtholzplatten (Achsabstand 50 cm) mit darauf in Längsrichtung direkt befestigten Hutprofilen. Bekleidet ist sie mit besonders biegsamen LaCurve-Platten.
Rundungen industriell vorgefertigt
Den oberen Abschluss der Steilkurve bildet ein Deckenversprung mit gleichem Neigungswinkel und Radius. Der Versprung von 65 cm schließt an die Decke über der Präsentationsfläche an und schafft zusätzlichen Freiraum für die Galerie. Er besteht aus den LaForm-Platten des Herstellers. Bei diesen individuell konzipierten Formteilen wurden Gipskartonplatten und flexible LaCurve-Platten miteinander kombiniert. Die vorgefertigten Elemente ähneln einem „Z“: Die waagrechten Anschlüsse sind aus Gipskarton. Der um 60 Grad abgewinkelte Teil greift zusätzlich den 135 m Radius auf. Deshalb kam hier LaCurve-Platten zum Einsatz. Die flexiblen, 6,5 mm dicken Platten eignen sich insbesondere für gebogene Wand- und Deckenkonstruktionen. Bei Radien größer 900 mm lassen sie sich sogar trocken biegen, ohne das Material zu schneiden oder zu fräsen. In diesem Fall waren zwei Platten davon bereits werkseitig miteinander verbunden. Um die Logistik und Montage zu erleichtern, wurde das „Z“ in zwei Hälften produziert. Die Kurve besteht aus rund 40 Einzelteilen. R&M hat von der Mitte ausgehend begonnen zu montieren und sich dann nach rechts und links an die Fassadenanschlüsse herangearbeitet, um eventuelle Versprünge zu vermeiden. „Die Formteile waren hier optimal, weil sie durch ihre exakte Fertigung den Rundungsverlauf gleich vorgeben. Der zweite große Vorteil sind die kartonummantelten Kanten. Wir haben sehr viel Zeit gespart, weil wir keine flexiblen Eckschutzschienen als Kantenschutz einspachteln brauchten. Gerade bei der unteren Kante war absolut saubere Ausführung wichtig, weil sie stark ins Auge fällt“, so Andreas Rebentisch.
In die Audikurve sind Lichtbänder integriert, die auf UA 50-02 Profilen liegen. Diese Profile sind kraftschlüssig mit der Betondecke verbunden, um die Lasten der Lampenkästen aufzunehmen. Die Kästen selbst bestehen aus vorproduzierten LaForm-Formteilen. „Bei wiederkehrenden Elementen ist das einfach effektiver, genauer und kostengünstiger als Handarbeit“, lobt Andreas Rebentisch abschließend.
Die gekurvten Wände tragen und ermöglichen die weiten, stützenfreien Ausstellungsräume
Für den Wandradius von 135 m haben die Handwerker Bodenschablonen als Montagehilfe verwendet