Stichsägentest: Kabel oder Akku – Wer sägt besser?
Stichsägen von Metabo im Vergleich: kabelgeführte "STE 140 Plus" und Akkumodell "STA 18 LTX 140"
Stichsägen sind für den Baustellenalltag unentbehrlich. Sei es, um Ausklinkungen an bestehenden Konstruktionen (zum Beispiel am Traufbrett) vorzunehmen oder um in der Werkstatt Rundungen auszusägen. Drei Betriebe konnten sechs Wochen lang Stichsägen des Herstellers Metabo testen, unter anderem auch die Akku-Variante.
Getestet wurden in drei Betrieben zwei Modelle: die kabelgeführte STE 140 Plus und als Akkumodell die STA 18 LTX 140. Beide Modelle sind, mit Ausnahme der Elektronik, ähnlich gebaut. Das kabelgeführte Modell hat eine Leistung von 750 Watt und kann eine Hubzahl von 3100 pro Minute vorweisen. Das hat Zimmermann José Kunze aus Tübingen positiv bemerkt: „Echt super“ sagt er. „Die Maschine läuft sehr angenehm ruhig, aber trotzdem schnell mit hohem Vorschub.“ Zudem lobte er die ergonomischen Eigenschaften: „Die Stichsäge liegt super in der Hand“. Metabo hat hier auch – im Vergleich zum Vorgängermodell – am Griffumfang gefeilt: Die Maschine ist nun schlanker und kompakter geworden.
Voll des Lobes ist der Zimmermann auch über die Absaugung. Beim Schneiden von Holzweichfaserplatten bei einer Dachsanierung von innen konnte er diese testen. „Gerade im Vergleich mit anderen Systemen funktioniert das richtig gut“, so sein Kommentar. Nicht nur er konnte zufrieden sein, sondern auch sein Auftraggeber, dem viel Staub erspart blieb. Vom Gewicht her viel die STE 140 Plus bei seiner Bewertung durchschnittlich aus: „So wie andere Maschinen auch, noch leichter wäre aber natürlich noch besser.“
José Kunze hat die Maschine bei der Dachsanierung (Dachlatten zuschneiden) ebenso benutzt wie beim Innenausbau (Anpassung von Türzargen, Montage von Deckenpaneelen). Der Zuschnitt von Gipsfaserplatten war ähnlich problemlos wie der von Weichfaserplatten und Massivholz. Arbeitserleichternd war das zuschaltbare Gebläse, das Späne vom Anriss wegbläst und damit die Genauigkeit des Schnittes erhöht. „Was mir sehr gut gefallen hat war der einfache Sägeblattwechsel“, sagt Kunze. Mit dem sogenannten Quick-Schnellwechselsystem lassen sich die Sägeblätter der neuen Stichsägen komplett werkzeuglos wechseln. Der Sägeblattauswurf macht das Handling zusätzlich bequem. „Das geht schnell und ohne großes Gefummel“, berichtet José Kunze, „einfach perfekt!“
Gebraucht hat Kunze die Schrägsägefunktion der Stichsäge auf der Baustelle zwar nicht, aber als experimentierfreudiger Mensch hat er die Funktion ausprobiert. Die Verstellung funktioniert wie der Sägeblattwechsel werkzeuglos und zudem stufenlos. Für die gängigen Gradzahlen sind Rastpunkte definiert. Auch den Zirkelanschlag hat er ausprobiert, damit lassen sich Rundungen an Ecken ausschneiden. Kleinere Löcher sind allerdings nicht möglich, die wird er weiterhin mit der Lochsäge machen.
Metabo hat beim Zubehör das Sortiment erweitert: Außer mit der Schutzplatte aus Kunststoff können empfindliche Oberflächen jetzt zusätzlich durch eine Pertinax- oder Filzplatte vor Beschädigung geschützt werden. Hier liegt der einzige Kritikpunkt von José Kunze. „Eigentlich ist dieses Zubehör sehr sinnvoll, vor allem für den Innenausbau.“ Allerdings habe der Aufsatz einen konstruktiven Fehler, weil kurz vor Schnittbeginn ein zunächst unmerklicher kleiner Absatz überwunden werden müsse. Der Benutzer muss die Maschine also leicht anheben. Das kann allerdings dazu führen, dass man gewissermaßen über diese Kante „stolpert“ und dann der Schnitt unsauber wird. „Hier muss noch nachgebessert werden“, so sein Fazit. ↓
Die Akku-Maschine: Perfekt bei Kurz-Einsätzen
Diesen konstruktiven Fehler hat auch Zimmerermeister Marcel Schmauder von der Krohmer Holzbau GmbH in Münsingen gleich bemerkt, als er mit der Maschine hantierte und alle Funktionen ausprobierte. „Das kann aber sicherlich leicht verbessert werden, indem die Schutzplatte konstruktiv verändert wird“, meint er. Er hat diese Schutzfunktion beim Zuschnitt von Fassadenplatten verwendet.
Verschiedene Mitarbeiter von Holzbau Krohmer haben die Akkumaschine STA 18 LTX 140 getestet. „Die lange Akkulaufzeit ist sehr gut, die kurze Ladezeit ebenso“, war das einhellige Fazit der Mitarbeiter. Auf die Lithium-Ionen-Akkupacks mit 4,0 Amperestunden (Ah) gibt Metabo übrigens drei Jahre Garantie ohne Einschränkung der Ladezyklen. Die Maschine kam bei dem Zimmereibetrieb beim Zuschnitt von OSB-Platten, von Holzbrettern und von Gipsfaserplatten zum Einsatz. Das beigefügte Holzsägeblatt war allerdings für den Zuschnitt von Fermacell-Platten nicht geeignet, es wurde zu schnell heiß und damit stumpf. Für solche Zuschnitte müssen spezielle Sägeblätter verwendet werden.
Die Durchzugskraft der Akku-Säge wurde als gut beurteilt, nur bei sehr kurzen Abschnitten sollte die Schnittleistung höher sein. „Hier gibt es sonst Vibrationen und der Schnitt wird unsauber“, sagt Zimmermeister Gerd Stalder, der die Maschine am längsten testete. Insgesamt gibt er der Akkumaschine eine gute Note. Wenn es nicht der Dauerbetrieb sei, könne sie eine kabelgebundene Maschine durchaus ersetzen, sagt er. Und genau so wurde die Maschine bei der Zimmerei Krohmer auch eingesetzt: nämlich dort, wo es für einen relativ kurzen Betrieb zu kompliziert erschien, ein Kabel aufs Dach zu legen.
So gut die Leistung der Maschine, so verbesserungswürdig sei allerdings das Handling. „Mir ist die Maschine am Griff zu klobig und insgesamt zu schwer“, sagt Marcel Schmauder. „Hier besteht noch Entwicklungspotential“, findet er.
Ähnliche Erfahrungen mit der Akku-Maschine machte auch die Zimmerei Vorderwisch aus Gütersloh. Die Leistung der Maschine wurde auch hier als gut empfunden, solange sie nicht im Dauereinsatz verwendet wird. Kritikpunkt war hier allerdings auch der große Griffumfang und auch das relativ hohe Gewicht. Dass in Punkto Ergonomie das Akkugerät schlechter abschneidet ist sicherlich dem höheren Gewicht dieses Modells geschuldet, denn der Griff ist tatsächlich genauso groß, wie bei der kabelgebundenen Maschine und wird nur am Ende – dort wo der Akku sitzt – breiter. Das wird aber, personenabhängig, unterschiedlich wahrgenommen.
Fazit: Das Akkugerät hat noch Luft nach oben
Das Akkumodell kann mit der kabelgebundenen Maschine – so lange es sich nicht um den Dauerbetrieb handelt – gut mithalten. Die verschiedenen Funktionen, wie Ausleuchtung der Schnittstelle durch LEDs oder die Späneabsaugung sind ausgereift und funktionieren ohne Störung. Das Zubehör, das vor allem bei Arbeiten mit Fassadenplatten (oder aber im Innenausbau) wichtig werden könnte, um wertvolles Plattenmaterial zu schonen, muss nachgebessert werden, ist aber grundsätzlich ein feines Zusatzdetail. Der werkzeuglose Schnell-Sägeblattwechsel wird von allen Testern mit der Note 1 beurteilt. Nachteilig wird beim Akkumodell STA 18 LTX 140 gesehen, dass es relativ klobig wirkt und nicht so gut in der Hand liegt. Die Ergonomie bei der kabelgebundenen Maschine STE 140 Plus wird dagegen von der Testperson mit sehr gut bewertet.
„Ich war echt überrascht, dass Metabo so ein Profigerät macht, das den anderen Marken in nichts nachsteht“, sagt Zimmerer José Kunze nach dem Test mit dem Kabelgerät STE 140 Plus. Er kann die Maschine ohne Einschränkungen weiterempfehlen.
Autor
Rüdiger Sinn ist verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift dach+holzbau.
Der werkzeuglose Sägeblattwechsel hat alle Testpersonen gleichermaßen beeindruckt