Toyota Proace City im Test: Betriebskosten machen den Unterschied
Toyota möchte mit dem „Proace City“ den Markt der Kompakt-Vans erschließen. Allerdings nicht mit einem eigenständig entwickelten Transporter, sondern mit einem vom PSA-Konzern bekannten Derivat des Peugeot Partner & Co. Von den Wettbewerbern absetzen will man sich durch Angebote für Gewerbekunden.
So richtig leicht machen es die Nutzfahrzeug-Hersteller einem Journalisten gerade nicht: Da soll man über einen neuen Transporter berichten – und muss sich letztendlich doch wiederholen. Denn immer mehr Hersteller kooperieren und bieten neue Modelle gemeinsam an. Aktuelles Beispiel ist der neue Toyota „Proace City“, den der japanische Hersteller im April 2020 gestartet hat. Nachdem Toyota bisher – abgesehen vom Pick-up „Hilux“ – nur mit dem „Proace“ auf dem Markt für leichte Nutzfahrzeuge vertreten war, will der Hersteller mit dem „Proace City“ jetzt auch bei den kompakten Transportern mitreden. Hier allerdings Unterschiede zum Wettbewerb zu beschreiben, fällt schwer, ist der „Proace City“ doch ein Ergebnis der Nutzfahrzeug-Kooperation mit PSA und damit ein weiteres Derivat des Citroen „Berlingo“ (über den wir bereits in der bauhandwerk 5.2019 einen Fahrbericht gebracht haben), Peugeot „Partner“ und Opel „Combo“.
Testfahrt mit Kurzversion
Immerhin – die Testfahrt mit dem Toyota „Proace City“ bestätigt den guten Eindruck, den der Citroen „Berlingo“ schon gemacht hatte. Wir haben einen Kastenwagen mit kurzem Radstand (4,4 m Länge) in der Ausstattungsvariante „Duty Comfort“ ausgesucht. Daneben gibt es den „Proace City“ auch noch mit langem Radstand, mit dem er eine Gesamtlänge von 4,75 m hat. Die Ladekapazität unseres „kurzen“ „Proace City“ beträgt immer noch 3,3 m3 beziehungsweise 1817 mm Laderaumlänge am Boden und – wegen der nach hinten auskragenden Trennwand – 1525 mm in mittlerer Höhe. Mit dem „Smart Cargo“ Durchladesystem, bei dem hinter dem Beifahrersitz eine Klappe in der Trennwand geöffnet und der Sitz nach vorne geklappt werden kann, können auch bis zu 3,1 m lange Bauteile wie Rohre oder Träger transportiert werden. Die Zuladung beträgt modellabhängig bis zu einer Tonne. Wer mehr Platz benötigt, kann darüber hinaus bis zu 1,5 t an den Haken der optionalen Anhängerkupplung nehmen. Der 1,5 l Dieselmotor unseres Testwagens sollte damit kein Problem haben – mit 96 kW Leistung und einem maximalen Drehmoment von 300 Nm. Dank Ad-blue liegen die CO2-Emissionen dabei bei 121 bis 114 g pro Kilometer. Damit wird unser Testwagen der CO2-Effizienzklasse „A“ zugeordnet. Sehr angenehm fällt das Acht-Stufen-Automatikgetriebe auf, das komfortabel und kaum merkbar zwischen den Gängen wechselt. Über einen Taster kann zudem ein Eco-Modus eingeschaltet werden, so dass der „Proace City“ früher hoch beziehungsweise später runter schaltet. Unpraktisch allerdings, dass der Eco-Modus bei jedem Fahrzeugstart neu eingeschaltet werden muss. Die Fahrerkabine überzeugt mit hohem Komfort, nicht nur beim Fahrersitz, auch in punkto niedriger Fahrgeräusche. Eine Vielzahl von Ablagen bietet Stauraum für den alltäglichen Kleinkram. Der „Proace City“ kann durch verschiedene Sicherheitssysteme aufgerüstet werden. Dazu gehören beispielsweise Spurhalteassistent, Adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, Fernlichtassistent und Verkehrsschilderkennung. Dazu kommen noch Fahrerassistenzsysteme wie Rückfahrkamera mit „Smart Active Vision“ System, die beim Einparken hilft, der Nutzlastanzeige „Smart Load Indicator“ sowie das Toyota „Traction Select“ System, mit dem sich die Fahreigenschaften des Transporters unterschiedlichen Bodenverhältnissen anpassen lassen.
Kaufargument Gesamtbetriebskosten
All diese Features finden sich allerdings auch so oder so ähnlich bei den „Geschwistern“ aus dem PSA-Konzern. Welche Argumente sprechen also dafür, den Transporter von Toyota zu kaufen? Die „Total Cost of Ownership“, wie Toyota betont. Mit einer Garantie von drei Jahren, einem relativ geringen Diesel-Verbrauch, der bei unserem Testwagen bei 4,3 bis 4,6 l pro 100 km liegt, niedrigen Steuern wegen des geringen CO2-Ausstoßes und langen Wartungsintervallen von 40 000 km – oder alle zwei Jahren beim Diesel – sollen die Gesamtkosten während des Betriebes gering gehalten werden. Gerade für Handwerksbetriebe will Toyota zudem den „Proace City“ als „Meistermodell“ anbieten: Toyota ist damit schon beim größeren „Bruder“, dem „Proace“, ganz gut am Markt angekommen. Die „Proace“-Meistermodelle beinhalten zusätzliche Ausstattungs-Extras, einen Preisvorteil von 2000 Euro, fünf Jahre Garantie sowie besonders attraktive Leasingkonditionen.
Wie genau die Konditionen der Meistermodelle des „Proace City“ aussehen, stand zum Redaktionsschluss noch nicht fest. Sie dürften aber ähnlich sein. Zudem bietet die Toyota Versicherung Gewerbekunden spezielle Stückpreisprämien an. Je nach Kilometer-Leistung betragen die Bruttomonatsprämien dabei für den „Proace City“ mit Lkw-Zulassung ab 90 Euro.
Nicht zuletzt ist auch bei der Wahl eines neuen Transporters die Werkstatt vor Ort entscheidend. Das weiß auch Toyota und startet eine Vertriebsnetzstrategie für leichte Nutzfahrzeuge, bei der auch das Händlernetz für gewerbliche Kunden ausgebaut werden soll.
AutorDipl.-Ing. Olaf Meier studierte Maschinenbau und arbeitet als freier Fachjournalist. Er lebt in Mönchengladbach und schreibt unter anderem als Autor für die Zeitschrift bauhandwerk.