Unterirdisch
Sanierung der Kellergewölbe vor dem Rathaus in Bad Langensalza
Schon seit zwei Jahrzehnten wird in Bad Langensalza viel gebaut. Die Stadt will sich mit dem Projekt „Mensch, Natur und Städtebau“ noch im Laufe des Jahres mit einem neuen Gesicht präsentieren. Vor der Neugestaltung der Fußgängerzone und des Neumarktes mussten zwingend die darunter befindlichen Gewölbekeller des Rathauses statisch gesichert und gegen eindringende Feuchtigkeit abgedichtet werden. Den Auftrag für die Planung, Ausschreibung und Bauleitung erhielt die ITS Ingenieurgesellschaft mbH aus Gotha.
„Der bauliche Zustand war besorgniserregend. Der 250 Jahre alte Gewölbekeller aus Travertinstein tropfte vor Nässe, die Statik war sehr gefährdet. Um dieses Bauwerk fit zu machen für die nächsten 250 Jahre brauchten wir eine fundierte wissenschaftliche Bauzustandsanalyse und ein objektbezogenes Leistungsverzeichnis, um wirksam sanieren zu können”, sagt Dipl.-Ing. Dietmar Schröter von der ITS aus Gotha. Der Auftrag für einen Diagnosebericht ging an den Netzwerkpartner IBE / Weimar der Remmers Fachplanung GmbH. Angesetzt wurden sechs Sondierungen im Gewölbekeller zur Ermittlung des Aufbaues und möglicher Gefügestörungen und Hohlstellen. Zusätzlich wurden Materialproben zur Bestimmung von Schadsalzen als Grundlage für die Auswahl von Instandsetzungsmörteln entnommen.
Analyse der bauschädlichen Salze und ihre Bewertung
Die Analyse wurde für die Kationen Calcium und Magnesium mit Hilfe eines wässrigen Auszugs, einer quantitativen Komplexbildung und der quantitativen Erfassung mit dem Photometer durchgeführt. Natrium und Kalium wurden mit der Atom-Absorptions-Spektroskopie (AAS) bestimmt. Die Bestimmung der Feuchte erfolgte mit der Darr-Methode an entnommenem Bohrmehl.
Das Ergebnis: Die Belastung des Mauermörtels mit Schaden verursachenden Salzionen ist gering. Es liegt kein gipshaltiger Mauermörtel vor. Bei der Auswahl des Fugenmörtels braucht auf diesen Sachverhalt also keine Rücksicht genommen zu werden. Somit durfte der Fugenmörtel auch Zement als Bindemittel enthalten.
Die Remmers Fachplanung wies jedoch darauf hin, dass aufgrund der extrem hohen Feuchtebelastung im Mauerwerk Salzverbindungen in gelöster Form vorliegen, die sich über den gesamten Mauerwerksquerschnitt verteilen. Nach der Instandsetzung wird es durch Abdichtung und Querlüftung zum Austrocknen des Mauerwerks kommen, was eine Konzentration der Salze an der Oberfläche bewirkt. Durch das Auskristallisieren der Salze besteht somit die Gefahr von Gefügestörungen in den Wandbaustoffen, was die Auswahl eines speziellen Instandsetzungsverfahrens mit entsprechenden Werkstoffen erforderte.
Sondierungsbohrungen
bieten Einblick ins Gefüge
Die Gewölbe bestehen aus einer 25 bis 50 cm dicken Travertinschicht und wurden teilweise auf gewachsenem Travertin errichtet. Das anschließende Erdreich enthält als Verfüllmaterial kleinformatige Steine. Innerhalb des Travertinmauerwerks wurden nur vereinzelt kleinere Hohlräume festgestellt. Das Travertinmauerwerk hatten die Maurer damals mit einem sehr weichen Mörtel verfugt. Die Verfugung war größtenteils bis in Tiefen von etwa 6 bis 15 cm nicht mehr vorhanden. Viele Steine ließen sich leicht aus dem Gefüge entnehmen. Das alles waren Merkmale eines statisch gefährdeten Gewölbes. Das Mauerwerk war stark, bereichsweise sogar bis zur Sättigung durchfeuchtet. Zum Zeitpunk der Untersuchungen wurde eine relative Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent gemessen.
Die Sondierungen wurden durch Bohrungen mit einem Durchmesser von 20 mm bis in eine Tiefe von etwa 1,20 m durchgeführt. Während des Bohrvorganges erfolgte die Aufzeichnung von Veränderungen des Bohrwiderstandes und des Materialaustrages. Die so gewonnenen Erkenntnisse wurden im Anschluss durch endoskopische Untersuchungen überprüft und in Skizzen dokumentiert. Zur Bestimmung der Schadsalze wurden außerdem während des Bohrvorganges Materialproben in verschiedenen Tiefen entnommen.
Bauwerksabdichtung
Für die Bauwerksabdichtung und Sicherung des Rathausgewölbekellers unter dem Neumarkt kamen hauptsächlich die Komponenten des Kiesol-Systems von Remmers zum Einsatz – seit Jahrzehnten bewährt in der vertikalen, erdberührten Abdichtung von Alt- und Neubauten.
Grundierung
Die Grundierung mit Kiesol bewirkt durch Verkieselung und Kieselgelbildung eine hydrophobe Baustoffverfestigung und sorgt auch auf extrem nassem Untergrund für einen optimalen Haftverbund zur nachfolgenden Dichtschlämme.
Die Kapillarporen des Travertingesteins werden dadurch verengt und wasserabweisend ausgerüstet.
Dichtschlämme
Durch die Verarbeitung der Dichtschlämme im Kiesol-System wird einerseits die wasserdichte Anbindung an nachfolgende Abdichtungen gewährleistet, andererseits wird der Verbund der Bruchplatten fixiert. Sie fungiert ebenfalls als mineralischer Hinterfeuchtungsschutz der bituminösen Abdichtung gegen rückseitig einwirkendes Wasser – gerade bei dem sehr saugfähigen Travertin ein absolutes Muss. Kiesol und Dichtschlämme werden „frisch in frisch“ verarbeitet, der Abbindeprozess der Dichtungsschlämme beginnt sofort.
Elastoschlämme
Die zweite mineralische Abdichtungsebene stellten die Handwerker mit der kunststoffmodifizierten Elastoschlämme 1K her. Die flexible, hydraulisch schnellabbindende Dichtungsschlämme sollte für zusätzliche Sicherheit sorgen, da der Verbund der Travertinsteine immer in minimaler Bewegung bleiben wird. Auch durch die Sicherstellung des Haftverbundes für die abschließende Bitumen-Dickbeschichtung wird dem Systemgedanken Rechnung getragen.
Bitumendickbeschichtung
Das Hauptprodukt des Abdichtungssystems ist die 2K Bitumendickbeschichtung Profi-Baudicht mit einer speziellen Füllstoffkombination aus Gummigranulat. Dank dieser Schicht stellt der zweifache Auftrag von Profi-Baudicht selbst ohne Verstärkungseinlage bei diesem besonderen Lastfall eine sichere Abdichtungsmatrix her. Die Gummigranulat-Füllstofftechnologie ermöglicht eine einzigartige Druckbelastbarkeit der bituminösen Schicht, die weit über den Anforderungsnormen liegt. Dadurch verändert sich die Schichtdicke nach Durchtrocknung und Belastung durch die abschließende Betonüberdeckung nur minimal. Für den Schutz dieser komplexen Abdichtung gegen mechanische Beschädigung sorgt schluss-endlich der DS-Systemschutz des Herstellers – eine Polyethylen-Noppenbahn mit Gleitfolie und aufkaschiertem Polypropylen-Filtervlies.