Unterwelt
Fußboden mit Unterkonstruktion aus Holzwerkstoffplatten

Moderne Fußböden müssen optischen, technischen und ökologischen Anforderungen gerecht werden. Ebenso vielseitig sind die Möglichkeiten der Fußbodenaufbauten. Dieser Beitrag widmet sich der Unterbodenkonstruktion mit Holzwerkstoffplatten. Da Holzwerkstoffe als Naturprodukte auf Veränderungen der Luftfeuchtigkeit reagieren, beginnt der sachgemäße Fußbodenaufbau bereits mit der Wahl der richtigen Spanplatte. Was der Handwerker darüber hinaus beachten muss, um spätere Beanstandungen zu vermeiden, wird ebenfalls beschrieben.

Bodenbeläge brauchen glatte und tragfähige Untergründe. Holzwerkstoffplatten bieten hierfür eine gute Grundlage, da sie in zahlreichen Varianten erhältlich sind und zudem die unterschiedlichen Anforderungen hinsichtlich der Feuchtebeständigkeit und der Tragfähigkeit erfüllen.

Das Einsatzspektrum von Holzwerkstoffplatten – speziell für den Fußbodenaufbau als Nut- und Federausführung – reicht von nichttragend im Trockenbereich (EN 312-P2) über nichttragend im Feuchtbereich (EN 312-P3) bis hin zu tragend im Feuchtbereich (EN 312-P5). Darüber hinaus gibt es auch Spanplatten für besondere Anwendungen, zum Beispiel Brandschutzplatten. Grundsätzlich sollten Holzwerkstoffe nur für Böden der Nutzungsklassen 1 oder 2 verwendet werden, das heißt also für Umgebungen, bei denen nur gelegentlich mit Nässegefahr zu rechnen ist und die relative Luftfeuchte den Grenzwert von 85 Prozent nicht überschreitet (siehe Tabelle 1). Daher sollte vor der Wahl der geeigneten Span­platte der Einbauort auf folgende Einflussfaktoren geprüft werden:


• Ist mit Schwankungen der Luftfeuchtigkeit zu rechnen (Alt- oder Neubau)?
• Kann es zur Feuchtewanderung aus anderen Materialien kommen (zum Beispiel Beton)?
• Handelt es sich um eine tragende oder nichttragende Konstruktion?
• Müssen Brandschutzanforderungen oder andere Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden?

Weitergehend müssen hinsichtlich des Einsatzortes für Spanplatten auch die technischen Anforderungen berücksichtigt werden:

• Art des vorgesehenen Nutzbelags
• Verkehrslast nach DIN 1055 / Tragfähigkeit der Fußbodenkonstruktion
• Art der Nutzung im Hinblick auf die Frequentierung
• statische und dynamische Lasten usw.

Einen Überblick über die häufigste Art der Fußbodenanwendung und die jeweils geeignete Spanplatte bietet Tabelle 2. Darüber hinaus gilt: Geschliffene Fußbodenplatten mit glatter und fester Oberfläche eignen sich auch für dünne Fußbodenbeläge, wie zum Beispiel PVC-, Vinyl- und Teppichbeläge. Ungeschliffene Fußbodenplatten mit rauer oder strukturierter Oberfläche sollten hingegen nur für „dicke“ Beläge wie Parkett, Laminatfußböden oder Fliesen verwendet werden.

Vermeidung von

Beanstandungen

Die grundlegenden Arbeitsschritte zur Verlegung von Fußböden sind allgemein bekannt. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass aufgrund kleiner Verlegungsfehler spätere Reklamationen erfolgen. Folgende Normen und Merkblätter sollte der Handwerker berücksichtigen, um eine sach- und fachgerechte Ausführung des Fußbodens sicherzustellen:

• DIN 18 365 „Bodenbelagarbeiten“
• DIN 18 356 „Parkettarbei-ten“
• DIN 18 340 „Trockenbauarbeiten“
• Merkblatt: „Verlegung von Holzspanplatten“
• DIN EN 13 986:2005-03 „Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bauwesen – Eigenschaften – Bewertung der Konformität und Kennzeichnung“
• DIN V 20 000-1 „Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken – Teil 1: Holzwerkstoffe“

Vorarbeiten

Die richtige Verarbeitung der Holzwerkstoffplatten beginnt bereits mit der Lagerung der Platten. Zur korrekten Lagerhaltung sollten die Platten vor Regen, Feuchte und Nässe geschützt in einem geschlossenen trockenen Gebäude gelagert werden. Dabei muss der Handwerker darauf achten, dass die Platten flach und mit allen vier Kanten aufliegend auf einer ebenen Fläche gestapelt werden. Ist eine zeitweilige Lagerung im Freien unumgänglich, sollten die Stapel mit einer wasserdichten aber dampfdurchlässigen Abdeckung geschützt werden.

Ebenso wichtig ist die Konditionierung der Spanplatten. Das heißt, die Platten sollten im Vorfeld auf die Luftfeuchte der Umgebung eingestellt werden. Dadurch lassen sich Maßänderungen wie durch Ausdehnung, auch als „Buckeln“ bekannt, oder durch Schwinden, dem so genannten „Schüsseln“, vermeiden. Zur Konditionierung empfiehlt es sich, die Platten je nach vorgesehener Nutzungsklasse lose auszulegen oder auf Zwischenhölzern zu stapeln. Die Konditionierungszeit richtet sich nach dem Plattentyp und den Einsatzbedingungen, sie sollte aber mindestens zwei Tage (also 48 Stunden) betragen.

Bei den Vorbereitungen des Untergrunds sollte sicher gestellt sein, dass die tragende Unterkonstruktion tragfähig, eben und sauber ist. Darüber hinaus empfehlen Fachleute, über Massivdecken im Alt- wie Neubau Dampfsperren einzubauen. Dabei sollten sich die Folienenden um mehr als 30 cm überlappen und verschweißte Stöße stets auf Lückenhaftigkeit überprüft werden. Unterlässt der Hand­werker den Einbau einer Dampfsperre, so kann das darunter liegende Material ungehindert Feuchtigkeit an die Spanplatten abgeben, was wiederum zu Verformungen der Platten führt.

Hierbei muss auch berücksichtigt werden, dass der verwendete Nutzbelag einen deutlich höheren Dampfdiffusionswiderstand aufweisen kann, als dies bei der Holzspanplatte der Fall ist. Die Folge wäre eine Dampfsperre „an falscher Stelle“. Sollte dann definiert Feuchtigkeit in gasförmigem Zustand durch die Konstruktion nach oben wandern, weil der Handwerker auf eine Dampfsperre über der Massivdecke verzichtet hat, würde der Nutzbelag als Dampfsperre funktionieren und die Feuchtigkeit stauen. Dies würde wiederum zu einer Auffeuchtung der Holzspanplattenkonstruktion führen und die genannten Probleme hervorrufen.

Verlegung

Die meisten Probleme ergeben sich bei der Fußbodenverlegung, wenn die Nut- und Federplatten der Untergrundkonstruktion zu stramm sitzen und die Platten zu wenig Spielraum haben. Um Maßänderungen durch Quellen und Schwinden ausreichend abfedern zu können, ist es wichtig, ausreichend Dehnfugen in die Unterkonstruktion einzuarbeiten. Daher sollte der Handwerker zwischen Wand und Verlegeplatte eine umlaufende Fuge von 15 mm Breite vorsehen. Diese Fuge bleibt offen oder wird mit zusammendrückbarem Material wie Kork oder Polystyrol ausgefüllt. Später deckt die Sockelleiste die verbleibenden Fugen ab.

Weiterhin muss der Handwerker die Anforderungen der möglichen Fußbodenkonstruktionen berücksichtigen. Insbesondere bei Holzbalkendecken ist häufig eine Hinterlüftung der Holzspanplattenkonstruktion erforderlich, um eine Luftzirkulation in der Unterkonstruktion unterhalb der Holzspanplattenebene sicherzustellen. Dies gilt insbesondere dann, wenn unter der Holzspanplattenunterkonstruktion noch die alte Dielenbodenebene auf der Holzbalkendecke vorhanden ist. Wird eine hinterlüftete Fußbodenkonstruktion gefordert, so können die zuvor beschriebenen 15 mm Wand-/Randfugen nur durch dampfdiffusionsoffene Materialien ausgefüllt werden; gegebenenfalls muss die Rand-/Wandfuge offen gelassen werden. Folgerichtig ist es notwendig, hier hinterlüftete Sockelleistensysteme zu montieren. Bei größeren Fußbodenflächen von mehr als 7 m Länge können Bewegungsfugen erforderlich sein.

Grundsätzlich sollten gespundete Platten mit weißem Kunstharzleim (PVAc) verleimt werden, da loses Zusammenstecken oder Nageln nicht die notwendige Verbindung gewährleisten kann. Zudem minimiert das Verleimen der Nut- und Federverbindung spätere Knarrgeräusche. Bei der Anordnung der Platten ist es hilfreich, diese im Verband mit versetzten Stößen (um mindestens 15 cm), das heißt ohne Kreuzfugen, zu verlegen. Dadurch sperren sich die Platten gegenseitig und beugen so Verformungen vor.

Beim Verlegen tragender Unterböden muss zusätzlich darauf geachtet werden, dass ausschließlich Verlegeplatten der Typen P 4 bis P 7 zum Einsatz kommen. Dabei sollten die Verlegeplatten quer zu den Lagerhölzern verlegt werden und die kurzen Kanten auf den Lagerhölzern aufliegen. Wichtig ist zudem, vor der Verlegung den korrekten Balkenabstand und die erforderliche Plattendicke in Abhängigkeit von der Verkehrslast beziehungsweise des bevorzugten Verlegesystems (Einfeld- oder Mehrfeldsystem) zu bestimmen. Je geringer der Abstand zwischen den Lagerhölzern ist, desto tragfähiger können sich die Bodenplatten verhalten. Auch bei der Wahl der Plattendicke gilt der Grundsatz: je dicker die Platte desto tragfähiger und formstabiler wird der Unterbau. Daher sollte man beim Fußbodenaufbau nur in Ausnahmefällen mit Platten unter 22 mm Dicke arbeiten. Darüber hinaus sollte der Handwerker einen zweilagigen Aufbau unbedingt dem einlagigen vorzuziehen, da er mehr Ruhe und damit mehr Sicherheit bei empfindlichen Oberflächen wie PVC oder Linoleum gewährleistet. Beim zweilagigen Aufbau gilt es jedoch zu berücksichtigen, dass die zwei unterschiedlichen Plattenlagen um 90° versetzt zueinander verlegt werden müssen.

Abschlussarbeiten

Ein wichtiger Arbeitsschritt zur Vermeidung späterer Mängelrügen ist das sofortige Abdecken der verlegten Platten mit einer Polyäthylenfolie, um ein einseitiges Austrocknen zu vermeiden. Für einen optimalen Verbund des Plattengefüges sowie zur Vermeidung lästiger Knarrgeräusche sollte in jedem Fall darauf geachtet werden, vor Erhärten des Leims die Platten gegen die Wände zu verkeilen und die Keile frühestens nach 24 Stunden zu entfernen. Alternativ ist es möglich, sofort nach Fertigstellung der Verlegung der Holzspanplatten den Nutzbelag aufzubringen und somit die Spanplatten vor einer einseitigen Austrocknung beziehungsweise Auffeuchtung zu schützen.

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