Vorhang auf

Bei der Modernisierung eines Münchner Gebäude-Ensembles wurden die vormals separaten Eingänge zu einem über zwei Etagen reichenden Foyer zusammengefasst. Der Clou dabei: An einer der geschossübergreifenden Wandflächen hängte das Büro oliv architekten eine 156 m2 großen „Vorhang“ aus leichtem Kunststein auf.

Ein in den 1990er Jahren erbautes Gebäude-Ensemble in der Münchner Rosenheimer Straße im Kustermann Park musste bautechnisch ertüchtigt und fit für die Ansprüche heutigen Büronutzer und Bewohner gemacht werden. Im Rahmen der umfassenden Modernisierung wurden die Bürogebäude mit neuen Fenstern ausgerüstet und die vormals separaten Eingänge zu einem über zwei Etagen reichenden Foyer verbunden. Gleichzeitig wurden Änderungen bei den Nutzungseinheiten umgesetzt und der Brandschutz auf den neusten Stand gebracht.

 

Vorhang aus leichtem Kunststein

Das Foyer verbindet die Gebäude 116, 116A und 116B und erschließt nun über eine Treppen das Kasino. Dafür wurden die drei ehemaligen Eingänge zusammengelegt, die Decke des Erdgeschosses in Teilen herausgeschnitten und die Flächen erweitert.

Die Foyerdimensionen sind bedingt durch die Flächenerweiterung imposant. Das Münchener Team um das Büro oliv architekten hat sich für eine 156 m2 große Wandfläche im Foyer eine vorhangartig profilierte Wandverkleidung gewünscht. Neben der Optik mussten auch konstruktive, chemische, ökologische und brandschutztechnische Anforderungen erfüllt werden. Diese Bandbreite an Vorgaben aus dem Pflichtenheft der Architekten konnte nur ein „Stoff“ in allen Punkten erfüllen: Stuccolith. Dabei handelt es sich um ein von der REC Bauelemente GmbH entwickeltes Kunststeinmaterial mit dem Leichtfüllstoff Poraver.

 

Aus dem Pflichtenheft der Auftraggeber

Die vorhangartig profilierte Wandverkleidung musste in 300 cm x 70 cm beziehungsweise 50 cm große Einzelplatten mit unregelmäßigen Wechseln in der Profilierung zerlegte werden, damit die Handwerker sie überhaupt montieren konnten. Das Flächengewicht war auf 50 kg/m² begrenzt. Das Plattenmaterial musste ökologisch, diffusionsoffen, recyclebar, dauerhaft weiß, reinigungsfreundlich und nicht brennbar sein. Die Platten und auch die Kanten sollten hoch schlagfest hergestellt werden – und das bei Spannungsfreiheit im Material und der rissfreien Aufnahme der Bewegungen aus der Trägerkonstruktion aus Gipskartonplatten, auf welche die Handwerker in Abstimmung mit der Firma Knauf Gips die Stuccolith-Elemente klebten. Für den Fall, dass doch mal eine Plattenreparatur notwendig wird, musste zudem auch die Instandsetzung vor Ort möglich sein.

Forderungen erfüllt: Dank des mineralischen Leichtfüllstoffes Poraver konnte das Flächengewicht bei einer Plattendicke von 10 mm bis 45 mm auf rund 27 kg/m² begrenzt werden. Alle Platten wurden trotz der sehr unterschiedlichen Materialdicke verzugsfrei produziert. Eingebaut in die Rezeptur wurde auch ein photokatalytisch aktives Titandioxid. Es bewirkt die Oxidation von organischen Medien, die mit der Wandoberfläche in Berührung kommen. Das betrifft sowohl direkte Verschmutzungen durch Anfassen, als auch in der Raumluft befindliche Gerüche, Feinstäube, Viren und Bakterien. Zusammen mit der Fähigkeit die Luftfeuchtigkeit zu regulieren, verbessert der „Stuccolith-Vorhang“ das Raumklima im Foyer. Die starken Oberflächenkrümmungen und die matte Oberflächenstruktur beeinflussen ganz nebenbei die Raumakustik.

 

Die Treppe verbindet das Foyer mit dem Kasino

Bei der Treppe – die direkte Verbindung vom Foyer zum Kasino – waren ein hochfester, trittsicherer und auf Dauer heller, fast weißer Belag gefordert. Auch diese speziellen Materialanforderungen wusste REC Bauelemente GmbH zu erfüllen. Hierzu wurden 65 Winkelstufen in einer Elementlänge von 250 cm und einer Materialdicke von 2,5 cm gefertigt. Die Stufen wurden aus Betonlith gegossen. Betonlith ist ein Hochleistungsbeton auf der Basis von Dyckerhoff Flowstone. Die Druckfestigkeit liegt bei über 110 N/mm² und die Biegezugfestigkeit über 15 N/mm². Auch hier kommt Poraver Blähglasgranulat zur Gewichtsreduzierung zum Einsatz, das auch die Selbstverdichtungseigenschaften des Betons günstig beeinflusst. Die extreme Gewichtsreduzierung der massiven Winkelstufen wurden für die Handwerker beim Transport und dem Verlegen erst so richtig spürbar.

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