Warme Wand
Ausführung eines WDV-Systems aus Holzfaserdämmplatten im Detail

Unten Holzfaserdämmung, oben Putz: Diese Dämmvariante bringt, außen auf die Außenwand aufgebracht, viele Vorteile mit sich. Sie muss vom Handwerker nur richtig ausgeführt werden, denn auch hier steckt – wie so häufig – der Teufel im Detail: am Sockel, unter der Fensterbank und an den Gebäudeecken.

Der natürliche Dämmstoff Holz birgt viele gute Eigenschaften in sich. Seine hohe Masse sorgt zum Beispiel für einen guten sommer­lichen Hitzeschutz. Holzdämmstoffe werden in die Brandschutzklasse B2 einge­stuft und sind daher nur für die Gebäudeklassen 1 bis 3 zu­gelassen. Mit dem eigentlichen Brandverhalten hat diese Klassifizierung nur bedingt zu tun: Denn Holzdämmstoffe brennen weit weniger schnell als etwa Polystyrol. Allerdings glimmen sie bei einem Brand – eventuell unsichtbar – weiter. Daher werden sie in der Kategorie „normalentflammbare Baustoffe“ geführt.

Werden Holzdämmstoffe für ein WDVS ausgewählt, müssen sie besonders aufmerksam begutachtet werden, da es für ein WDVS bis dato keine Norm gibt und die jeweiligen Baustoffe bauaufsichtlich zugelassen sein müssen. Am sinnvollsten ist es daher, sys­temgeprüfte Lösungen zu verwenden, bei denen alle Pro­dukte aufeinander abgestimmt sind. Damit solche Systeme, wie die Knauf Warm-Wand Natur mit der Dämmplatte Steico­protect HFD plus in Kombination mit dem Knauf Putz, die Zu­lassung erhalten, müssen sie zuvor ein anspruchsvolles Prüfverfahren durchlaufen. Dieses beinhaltet etwa Versuchs­aufbauten, die künstlich bewittert werden, um so den Zustand der Wände nach simulierter 20-jähriger Lebensdauer feststellen zu kön­nen.

 

Zwei Systemvarianten für Neubau und Bestand

Die Basis eines solchen, für den Neubau ideal geeigneten Holz-Rahmenbau-Systems sind Holzfaserdämmplatten, die mit geeigne­ten Befestigungsmitteln am Untergrund montiert werden. Da­rauf wird zunächst ein Unterputz aufgebracht. Diese Schicht beinhaltet die Armierungsmasse, wie den Knauf SM 700 Pro, sowie darin eingebettetes Armie­rungsgewebe. Auch Putzanschlussprofile werden in dieser Ebene eingebettet. Optional kann der Handwerker nun eine Putz­grundierung mit Haftvermittler beziehungsweise Aufbrennverhinderung aufbringen. Den Abschluss bildet der Ober­putz, wie der Knauf Noblo, mit der jeweiligen Finish-Ober­fläche. Gestrichen wird die fertige Wand zum Schluss mit einem Farbanstrich, der für ein mineralisches System vorgegeben ist. Wichtig dabei: Die genannten Komponenten sind in einem System aufeinander abgestimmt.

Bein einer Sanierung erfordert der Systemaufbau ge­gebenenfalls eine Dampfbremse als erste Schicht auf dem Altbaubestand. Im Anschluss wird die Unterkonstruktion mechanisch am Untergrund befestigt, so dass auch unebene mineralische Untergründe ausgeglichen wer­den können. Ausgefacht oder ausgeflockt wird dieses Gerüst mit einem Gefachdämmstoff. Als nächste Schicht können die Holzfaserdämmplatten befestigt werden. Den Abschluss bildet auch hier das für diese Lösung zugelassene Putzsystem auf mineralischer oder pastö­ser Basis (Siliconharz-Oberputz). Neben energetischen Alt­bausanierungen bietet sich ein solcher Aufbau auch für schwierige Untergründe an. Ideal ist dies ebenfalls, wenn in der Fassade Rohre oder Elektroleitungen eingebaut wer­den sollen.

Ausgeführt werden sollten beide Varianten aus­schließlich von Betrieben beziehungsweise Handwerkern, die eine WDVS-Zertifizierungsschulung durchlaufen haben oder schon länger mit solchen Systemen vertraut sind. Nur so kann garantiert werden, dass das jeweilige System sicher umgesetzt wird und dass es beim Gewerkeübergang nicht zu Schäden kommt.

 

Schäden lassen sich vermeiden

Aber Schäden können schon viel früher entstehen, zum Beispiel bei der Materiallagerung auf der Baustelle oder beim Händ­ler. Dabei lassen sie sich leicht vermeiden, indem die Palet­ten geschützt und nicht auf nassem Untergrund gelagert werden. Auch bei der Verarbeitung respektive während der Bauphase sollte darauf geachtet werden, dass die mit Dämmplatten beplankten Wände nicht durchfeuchtet werden. „Es ist nicht schlimm, wenn es einmal regnet und die Platten nass werden, doch dann müssen sie unbedingt wieder aus­trocknen“, sagt Bernd Liczewski, Leiter Marktmanage­ment Putz- und Fassaden-Systeme bei der Knauf Gips KG. „Die Platten dürfen sich nicht mit Wasser vollsaugen. Das gilt allerdings auch für andere Dämmstoffe wie Mineralwolle oder Polystyrol.“

Regenrohre, aus denen sich das Wasser direkt auf die mit Dämmung bekleideten Wände ergießt, sind daher ebenso kritisch wie Fensteranschlüsse, bei denen Feuchtigkeit unge­hindert in die Dämmung eindringen kann. Daher müssen alle Bauteilanschlüsse bei einem WDVS schlagregensicher ausgeführt werden. Probates Mittel dafür sind Fugendichtbänder. „Bauschaum hat hin­gegen als Dichtmittel beim WDVS nichts verloren“, warnt Liczewski. Fensterbänke und Tür­anschlüsse müssen vom Handwerker zudem so ausgeführt werden, dass kein Wasser hinter die Platten laufen kann. Spezielle Profile garantieren zudem schlagregendichte Anschlüsse. Nicht zuletzt müssen die unteren Systemabschlüsse wie Türaustritte sorgsam geplant und verarbeitet werden, damit es zu keinen Verformungen kommt.

Auch Gebäudeecken gelten als mögliche Schadensorte. „So ist es fahrlässig, Platten an einer Gebäudeecke so zu ver­arbeiten, dass die Nut die Außenkante bildet. Schließlich kann man nur glatte Flächen verputzen“, so Liczewski. Mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit gebührt den Plattenstößen. Dämmplatten müssen im Verband und versetzt zueinander verlegt werden, damit keine Kreuzfugen entstehen, da in die­sem Fall höhere Spannungen auftreten könnten. Und Fugen in Plattenstößen muss man grundsätzlich vermeiden. Sie stellen einerseits Wärmebrücken dar. Zudem können sich hier Bewegungen summieren und zu Verformungen führen. Las­sen sich Fugen jedoch nicht vermeiden, müssen sie mit bau­gleichem Material oder mit speziellen Füllstoffen verschlos­sen werden.

Checkliste hilft bei der Übergabe

Geschossstöße sollte man grundsätzlich umgehen, da hier die Gefahr besteht, dass sich auch an diesen Stößen die Kräfte summieren. „Wenn die Unterkonstruktion auch nur 2 mm schwindet, kann die Putzscheibe auf Höhe eines Geschossstoßes dies nicht mehr aufnehmen, sondern wird stattdessen gestaucht“, sagt der Leiter Marktmanage­ment.

Nicht zuletzt darf die Schichtdicke des Putzauftrags nicht zu gering sein, da sich sonst bei ungünstigen Lichtverhältnissen Plattenstöße abzeichnen. Eine Schichtdicke von 5 bis 7 mm darf daher nicht unterschritten werden. Putz als Füllmaterial selbst für kleinste Flächenunebenheiten im Untergrund zu verwenden, ist ebenfalls keine gute Idee, da sich diese Stel­len später auf jeden Fall abzeichnen. Stattdessen muss der Baukörper absolut eben sein.

Nicht zuletzt müssen Holzfaserdämmstoffe entsprechend den Herstellervorgaben richtig befestigt werden, damit auch aus dieser Richtung keine späteren Schäden drohen. Wer schließlich noch bei der Gewerkeübergabe darauf achtet, dass alle Informationen weitergegeben werden, kann sich beruhigt zurücklehnen. Als Hilfsmittel für solche Übergaben hat Knauf eine Checkliste entwickelt, die von den Handwerkern lediglich ausgefüllt werden muss.

 

Autor

Bernd Liczewski ist Leiter des Marktmanagements Putz/Fassade bei der Knauf Gips KG in Iphofen.

Es ist fahrlässig, Platten an einer Gebäudeecke so zu ver­arbeiten, dass die Nut die Außenkante bildet

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