Lose Platten und Sockelschäden am WDVS
Typische Problemzonen an WDVS-Fassaden, Teil 2

Nur punktuell verklebte Dämmplatten sind ebenso wie zu breite Stoßfugen im Mauerwerk das Ergebnis falsch ausgeführter Bauarbeiten. Auch die Ausführung der WDVS-Fassade bis Geländeoberkante mit anschließend auf dem WDVS aufgebrachter Sockelabdichtung ist ein Baufehler.

Lose befestigte Fassadenplatten gehen meist auf eine falsche Verklebung zurück. Oft werden die Wärmedämmplatten nämlich nur punktweise mit dem tragenden Mauerwerk verklebt. Hierdurch entsteht eine unzulässige schwache Klebeverbindung mit dem Untergrund.

Bei Neubauten zeigt sich darüber hinaus häufig, dass die Stoßfugen des Mauerwerks breiter als 5 mm sind. Durch eine „punktweise“ Verklebung entsteht ein Luftraum zwischen Dämmstoff und tragender Wand und dadurch ein hinterlüftetes Dämmsystem, was dazu führt, dass das WDVS seine Dämmwirkung wesentlich einbüßt.

Durch den Plattenkleber beträgt – je nach Untergrundtoleranzen – der Abstand zwischen Dämmplatte und Mauerwerksuntergrund zwischen 5 mm bis 20 mm. Größere Toleranzabweichungen müssen die Handwerker vorher ausgleichen, bevor sie die Platten verkleben. Werden die Dämmplatten nur mit „Punkten“ verklebt, entsteht ein durchgehender Zwischenraum zwischen Dämmplatte und Untergrund, in dem sich Zugluft (Kamineffekt) bildet, die einen größeren negativen Einfluss auf die Wärmedämmeigenschaft des WDVS hat als eine dünnere und damit im Grunde genommen schlechtere Wärmedämmung.

Aus diesem Grund müssen gemäß der a.R.T. (unter anderem DIN 55 699) Dämmplatten vollflächig oder im Randwulst-Verfahren verklebt werden. Aufgrund der gelegentlich erhöhten Mauerwerksstoßfugen
(≥ 5 mm) kann es sogar zu Zuglufterscheinungen im Gebäude, zum Beispiel an Steckdosen, kommen.

Schäden am Sockel

Bei Neubauten wird häufig die WDVS-Fassade bis zum Balkonfußboden beziehungsweise die Geländeoberkante geführt und anschließend darauf die Balkonabdichtungsaufkantung aufgebracht. Ferner wird im Sockelbereich kein spezieller Putz ausgeführt und der Oberlagenputz bis zur Terrassenabdichtung geführt. Beide fehlerhaften Ausführungsarten münden in typische Feuchtigkeitsschäden. Um diese zu vermeiden, ist eine fachgerechte Abdichtung von Gebäuden unabdingbar. Dabei stellen An- und Abschlüsse die kritischen Punkte der Abdichtung dar.

Eine fehlende Dämmung am Sockel ist ebenso wie eine auf dem WDVS verklebte Balkonabdichtung ein typischer Ausführungsfehler im Balkon-/Sockelbereich. Die Verklebung der Balkonabdichtung auf dem WDVS ist nach DIN18 195-9: 2010-05 unzulässig, da es zu einer Hinterläufigkeit der Abdichtung kommen kann. Das Verlegen der Abdichtung auf das WDVS ist nur zulässig, wenn zusätzliche Maßnahmen getroffen werden. Dabei muss die Abdichtung mit einer Abdeckung vor mechanischer Beschädigung geschützt werden und es muss zusätzlich ein Z-Profil eingebaut werden.

Ein Einhalten der DIN18 195-9: 2010-05 „Bauwerksabdichtung – Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse“ ist notwendig, um einen zuverlässigen Schutz vor Bauschäden durch Nässe zu bieten.

Neben der Abdichtung selbst ist auch der Wandputz einer erhöhten Wasserbelastung ausgesetzt und es kommt auch hier häufig zu Feuchteschäden. Um dies zu vermeiden, sollte der Putz deshalb nicht bis zur unteren wasserführenden Schicht geführt werden. Ist der Putz dennoch einer Spritzwasserbelastung ausgesetzt, muss dieser mit einer „Schlämme“ oder etwas vergleichbarem bis 15 cm über die Oberkante des Fertigfußbodens geschützt werden. Angaben zu den Abdichtungsaufkantungshöhen finden Sie im Internet in der Tabelle 01: WDVS – Verarbeitung, Abdichtung.

Der hier abgedruckte Beitrag erschien erstmalig in der Zeitschrift Der Bausachverständige 3/13.

Autor

Dipl.-Ing. Joachim Schulz ist geschäftsführender Gesellschafter der IGS Ingenieur-Gesellschaft Schulz und als Architekt, beratender Ingenieur und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der IHK tätig. Als Lehrbeauftragter unterrichtete er an der Beuth Hochschule für Technik in Berlin in den Bereichen Baustoffe/Bauchemie und Sichtbeton. Er ist europaweit als Bausachverständiger tätig.

Falsch: Nur punktuell verklebte Dämmplatten und zu breite Stoßfugen im Mauerwerk

Falsch: WDVS-Fassade bis Geländeoberkante mit auf dem WDVS aufgebrachter Sockelabdichtung

Tabelle 01: WDVS – Verarbeitung, Abdichtung

Hier finden Sie die Tabelle 01: WDVS – Verarbeitung, Abdichtung Angaben zu den Abdichtungsaufkantungshöhen als PDF zum Download.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 7-8/2012

Schwachstelle Sockel - Abdichtung am Gebäudesockel und am erdberührten Bereich

Die Vielzahl verschiedener möglicher Sockelkonstruktionen – entweder verputzt, gedämmt oder steinsichtig – führt immer wieder zu Ausführungsproblemen, so dass der Sockel die Hitliste der...

mehr
Ausgabe 09/2014

Fehlerhafte Anschlüsse beim Wärmedämmverbundsystem Typische Problemzonen an WDVS-Fassaden, Teil 3

Der Anschluss eines WDVS an eine Dachgaube erfolgt oft mit einem „Unterschnitt“. Hierdurch wird die Wärmedämmwirkung an dieser Stelle wesentlich geschwächt. Zu solchen Ausführungsfehlern kommt...

mehr
Ausgabe 7-8/2013

Abdichtungsvarianten Möglichkeiten der Abdichtung und Dämmung am Gebäudesockel

Die Fassade ist das Aushängeschild eines Gebäudes und trägt erheblich zu dessen Wert bei. Eine kritische Zone der Fassade ist der Sockel, der Übergang der Außenwand zu den erdberührten...

mehr
Ausgabe 05/2017

Schnittstelle an Sockel und Fenstern

Anschlüsse, die bei der Erstellung eines WDVS und bei der Ausbildung des Sockels auftreten, sind: • WDVS-Anschlüsse an Fenstern und Fenstertüren • WDVS-Anschlüsse an Verblechungen •...

mehr
Ausgabe 12/2022

Sockel fachgerecht abdichten

Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) haben sich seit Jahr­­zehnten bewährt, denn sie sind eine wirtschaftliche Möglichkeit, um auch an der Fassade sehr hohe Dämmstandards zu realisieren. Die...

mehr