Bischofssitz in Limburg
Ein Blick in den Limburger Bischofssitz des Franz-Peter Tebartz-van Elst

Was in Limburg für den dortigen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst gebaut wurde, wird zurzeit heiß diskutiert. Aber kann man so über Architektur urteilen, wie es gerade geschieht? Ist der Luxus eines wohlgestalteten (und wohlausgestatteten) Bischofshauses nicht auch selbstverständliche Baukultur auf höherem Niveau? Werfen Sie einen Blick in die Räume des Bischofssitzes, bilden Sie sich ein eigenes Urteil und .

Der neue Amtssitz des Bischofs von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, heißt offiziell „Diözesanes Zentrum St.Nikolaus“. Grund dafür ist, dass das Bistum als solches den Heiligen als seinen Schutzpatron betrachtet, weshalb er auch rechts auf dem großen sechststeiligen Eingangsportal gezeigt wird.

Der Querschnitt der raumbeherrschenden, schwarzen Bischofskapelle entspricht in seiner Schlichtheit der Urform des Hauses. Zwischen Bestandsgebäude gesetzt kann der Gebäudekomplex als eine Nachverdichtung des Bestandes verstanden werden. Die zwei alten Gebäude nach Osten hin wurden aufwendig saniert und in das neue Diözesane Zentrum integriert, das sich von dort über 50 m weiter, bis hin zum ebenfalls sanierten Altbau des Diözesanmuseums erstreckt. Die Planung von Sanierung, Um- und Neubau verantwortet der Architekt Michael Frielinghaus, der auch Präsident des Bundes Deutscher Architekten ist, damals noch (beratend) mit dem inzwischen verstorbenen Karljosef Schattner.

Der Neubau ist aufgebaut wie ein Kloster und kann deshalb als sakral bezeichnet werden. Man betritt den Komplex von Osten über einen Vorhof zwischen den beiden mittelalterlichen Altbauten und steht unmittelbar vor dem in Bronze gegossenen sechsteiligen Eingangsportal, von dem sich allerdings nur die mittleren zwei Flügel öffnen lassen. Im südlich gelegenen Bau befinden sich die Unterkünfte der kirchlichen Schwestern, im nördlichen Teil, dem markanten Fachwerkhaus auf der Ecke, das Vikariat mit dem bischöflichen Sekretariat.

Durch das Foyer hindurch gelangt man auf einen quadratischen Innenhof, der aufgrund der daran angeschlossenen Gebäudeteile durchaus die Funktion eines Kreuzgangs (Quadrum) hat. An diesen schließen sich nach Norden die bischöfliche Kapelle, nach Süden der Konferenzbereich und nach Westen die Privaträume des Bischofs an.

Während der Konferenzbereich in der Tat als ein klösterliches Refektorium, also als Speisesaal, angesprochen werden kann, wohnt der Bischof nach der klassischen Klostertypologie an der Position des klerikalen Dormitoriums, also dem Schlafsaal der Mönche. Betont wird dies durch einen imposanten Tisch im Konferenzzimmer, der zweifellos eine Mensa (Speisestisch eines Ordens) darstellt.

Im Untergeschoss unter dem Quadrum befindet sich ein großer Mehrzwecksaal, der die Fundamente eines mittelalterlichen Wehrturms umschließt. Dieser wurde in-situ restauriert und instand gesetzt. Zwischen diese historischen Mauerreste gelangt man im Saal über zwei flache Stufen und sieht sich dort in einer Art halboffenem Separée einer Sitzecke mit vier Ledersesseln und einem Glastisch gegenüber.

Vis-a-vis der raumintegrierten Fundamentspolien führt aus diesem Saal eine zweiflügelige Tür in einen kleinen Andachtsraum, in dem die "heiligen Reliquien" des Bistums aufbewahrt werden. Dabei wurde für jede Reliquie eine kleine quadratische Nische in die Rückwand eingelassen, die allesamt hinterleuchtet sind. Zu rechten Hand wird der Raum durch eine Lichtinstallation illuminiert. Sie besteht aus vier dünn geschliffenen quadratischen Onyx-Tafeln, die in Kreuzform angeordnet sind. Da diese Kreuzskulptur nach Osten weist und der Andachtsraum sich exakt unter dem Altar der bischöflichen Kapelle befindet, kann er als Krypta angesprochen werden. Auch hier wurden alle liturgischen Vorgaben eingehalten.

Sicherlich wollte hier jemand im wahrsten Sinne des Wortes ein Haus Gottes bauen, koste es was es wolle. Die Ausführungsdetails zeigen, dass sie nicht auf die üblichen Gewährleistungsfristen von fünf Jahren ausgelegt waren, sondern tatsächlich für die Ewigkeit gedacht sind.

Dass dort zwischenzeitlich ein Angestellter des Stellvertreter Gottes wohnt: geschenkt!

Autor

Dipl.-Ing. Robert Mehl studierte Architektur an der RWTH Aachen. Er ist als Architekturfotograf und Fachjournalist tätig und schreibt als freier Autor unter anderem für die Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.


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